Sport/Wintersport

20. Saison für "Super Mario" Stecher

Was? Sind es jetzt wirklich schon zwanzig?“ Mario Stecher hat irgendwann einmal aufgehört, mitzuzählen. Der Nordische Kombinierer weiß nur so viel: Als er in der Saison 1993/1994 seinen Jungfernsprung im Weltcup absolvierte, waren einige seiner Konkurrenten von heute noch nicht einmal auf der Welt.
Jetzt ist Mario Stecher 35, und er verschwendet immer noch keinen Gedanken daran, seine wohlverdiente Kombinierer-Rente anzutreten. Warum auch? "Das ist der Traumberuf schlechthin", meint der nimmermüde Steirer, der in Lillehammer (24./25. November) in seinen 20.Weltcup-Winter startet und damit mit Abstand der dienstälteste Kombinierer ist.

Lust & Qual

Dass es nach zwei Jahrzehnten im Spitzensport überall im Körper ein wenig zwickt und zwackt? Kein Problem. Dass Kombinierer im Langlauf-Training oft Höllenqualen leiden und über die Schmerzgrenze gehen müssen? Alles halb so wild. Dass nach vielen Verletzungen und einigen schweren Stürzen das Skispringen von Groß­schanzen nicht mehr so leicht fällt wie als junger Hüpfer? Alles nicht der Rede wert. "Es gibt nichts Schöneres, als sich zu verausgaben und sich mit Leuten im Wettkampf zu messen."

Alt & Neu

Dabei hat der Routinier in seiner langen Laufbahn das Kombinierer-Handwerk gleich mehrmals neu erlernen müssen, denn in den vergangenen 20 Jahren hat sich die Sportart immer wieder neu erfunden und radikal verändert. Als Stecher 1994 als 16-Jähriger am Holmenkollen seinen ersten Weltcup gewann, waren in der Kombination die Skispringer im Vorteil, und der Jungspund aus Österreich profitierte von seinen ausgezeichneten Flug­eigenschaften. Nach einigen Regeländerungen und Reformen läuft mittlerweile in der Nordischen Kombination alles nur mehr übers Langlaufen – der neuen Domäne des einstigen Spring­inkerls. "Der Mario Stecher von damals hätte heute überhaupt keine Chance", weiß der Oldie.

Hin & Weg

Stecher ist heute zu einem so perfekten Allrounder geworden, dass ihm einige Experten in seinem Jubiläumsjahr sogar einen Erfolg im Gesamtweltcup zutrauen. Vor allem weil der Altstar erstmals seit 2000 wieder einen Sommer verletzungs- und sorgenfrei überstanden hat. "Aber damit du den Weltcup gewinnst, muss der Körper über den gesamten Winter mitspielen."

Aber Super Mario hin, Evergreen her – irgendwann wird auch der rüstigste Vorzeige-Kombinierer amtsmüde. "Nach Olympia in Sotschi ist definitiv Schluss", versichert Stecher. Ohne Wenn und Aber. Bis dahin sollte sich auch der eine oder andere potenzielle Nachfolger gefunden haben.

Vorerst genießt Stecher seine zweijährige Abschiedstournee. Dabei lernt er auf seine alten Tage möglicherweise sogar noch neue Weltcup-Destinationen kennen. Als ihm zuletzt ein Freund ein "Viel Spaß in der Türkei" zuraunte, schüttelte er nur den Kopf. "Ich fahr doch gar nicht auf Urlaub."

Dabei sollte der Weltcup der Kombinierer in Stechers Jubiläumsjahr nur erstmals in Erzurum in Anatolien Station machen. Der Türkei-Trip bleibt Stecher zumindest heuer erspart: Der Weltcup in Erzurum wurde noch vor dem Saisonstart abgesagt.

Christoph Eugen ist kein Mann, der groß den Chef raushängen lässt. Auf dem Papier, da mag der 36-jährige Steirer zwar jetzt der Big Boss der Nordischen Kombinierer sein, doch im echten Leben gibt Eugen lieber den Kumpeltyp. "Ich pflege mit meinen Athleten schon einen freundschaftlichen Umgang", erklärt der neue Chef. Alles andere würde man ihm auch nicht abnehmen. Eugen bildete jahrelang mit den aktuellen Athleten Mario Stecher (35), Christoph Bieler (35) und Willi Denifl (32) das österreichische Kombinierer-Team.

Der ehemalige B-Kader-Trainer wurde zum Chef der Kombinierer befördert, weil der Norweger Bård Jørgen Elden nach drei erfolgreichen Jahren (Olympiagold, zwei WM-Titel) in seine Heimat zurückkehrte.

Während Elden ein strenges Regiment führte, fährt Eugen nun eine lockerere Linie. "Die Athleten haben alle eine Eigenverantwortung, ich setze auf den Teamgeist."

Schulterschluss

Eine ähnliche Strategie fährt auch der neue Cheftrainer der österreichischen Biathleten. Nach der schlechten Performance im vergangenen Winter sah sich der ÖSV zu einer Personalrochade gezwungen. Der Deutsche Remo Krug beendete das gescheiterte österreichische Pilotprojekt mit zwei Trainingsgruppen (Reinhard Gösweiner, Alfred Eder). "So etwas wird es unter mir nicht geben. Ich will, dass wir als eine Mannschaft auftreten", meint Krug.