Sensationelle Auftaktpleite für Nadal
Von Harald Ottawa
Es gibt sie also doch, die großen Sensationen im Tennissport. Die kleinen Wunder der Sportwelt. Anders ist Rafael Nadals Erstrunden-Niederlage gegen den Belgier Steve Darcis nicht einzuordnen. 6:7, 6:7, 4:6 gegen die Nummer 135 der Welt.
Noch nie hat der Spanier in der ersten Runde eines Grand-Slam-Turniers verloren. Und erst einmal schlich der heute 27-Jährige in Wimbledon ohne Satzgewinn vom Platz: 2003 geschah dies, in der dritten Runde gegen den Thailänder Paradorn Srichaphan. Das bislang letzte Mal hatte Nadal 2011 in Australien eine 0:3-Packung kassiert – im Viertelfinale von Landsmann David Ferrer.
Karrierehighlight
An den dachte Darcis am Montag wohl nicht, auch nicht an den übermächtigen Gegner. „Ich habe versucht, den großen Namen Nadal auszublenden und mich auf mein Spiel zu konzentrieren. Das ist mir gelungen.“
Nadal und Wimbledon, das war lange Zeit eine erfolgreiche Liaison: Von 2006 bis 2011 stand er bei jedem Antreten (2009 war er verletzt) zumindest im Finale, 2008 und 2010 holte er die Trophäe. Erst im Vorjahr riss der Erfolgslauf, damals unterlag er dem Tschechen Lukas Rosol in fünf Sätzen und war danach mit einer Knieverletzung ein halbes Jahr außer Gefecht. Auffallend: Auch nach seiner bisher einzigen Niederlage in Paris im Jahr 2009, im Achtelfinale gegen den Schweden Robin Söderling, meldete sich Nadal einige Monate verletzt.
Was man über Wimbledon wissen muss
Der zuletzt konstatierte Leistenbruch hat Jürgen Melzer ebenso wenig aufhalten können, wie der als Nummer 30 gesetzte Fabio Fognini. Der 32-jährige Niederösterreicher kämpfte sich am Montag bei den All England Tennis-Championships in Wimbledon mit einem 6:7(5),7:5,6:3,6:2-Erfolg über den Italiener in die zweite Runde. Und in dieser wartet mit dem Deutschen Julian Reister eine durchaus bezwingbare Hürde.
Die wichtigste Frage nach dem aufgrund der Vorgeschichte vielleicht doch etwas überraschenden Erfolg war wohl jene nach seinem körperlichen Zustand. "Ich habe mit meinen Trainern besprochen, dass ich nicht mehr über meine Verletzung spreche und es einfach akzeptiere, wie es ist. Heute war ich über weite Strecken schmerzfrei", sagte Melzer, nachdem er in knapp 2:30 Stunden seinen ersten Arbeitstag an der Church Road hinter sich gebracht hatte. "Ich bin froh, dass es so gut geht. Wenn ich so spielen kann, wie heute, ist es super", freute sich der frühere Weltranglisten-Achte und aktuell 37. im Ranking.
Satzverlust
"Die erste Runde habe ich überstanden, jetzt kann ich nach vorne schauen", hat Melzer nach seinem zweiten Rasen-Sieg in diesem Jahr (2. Runde in Halle) Hoffnung geschöpft. "Ich war nicht begeistert, dass ich gegen einen Gesetzten in der ersten Runde spielen musste, aber dann spiele ich lieber gegen ihn als gegen Roger", sagte Melzer. Und da er einen Gesetzten bezwungen hat, hat er nun auch ein eigentlich gutes Los für Runde zwei. Der 27-jährige Deutsche Julian Reister steht dem Österreicher erstmals gegenüber und ist als Nummer 121 im Ranking auf dem Papier Außenseiter.
Reister hat sich zum Auftakt gegen Lukas Rosol (CZE) im fünften Satz mit 6:4 durchgesetzt. Zur Erinnerung: Rosol hatte im Vorjahr den angeschlagenen Rafael Nadal sensationell in der zweiten Runde bezwungen, ein Jahr später muss der Tscheche nun zuschauen.
Duell mit Federer winkt
Sollte sich Melzer auch gegen Reister durchsetzen, dann winkt ihm in Runde drei zwar ein großer Gegner, und doch wäre es ein Leckerbissen für ihn: Der als Nummer drei gesetzte Titelverteidiger Roger Federer.
Bis dahin wird Melzer die Atmosphäre im Tennis-"Mekka" genießen, denn in Wimbledon fühlt er sich ja besonders wohl. "Es ist mein Lieblingsturnier, ich habe hier Junioren, Doppel und Mixed gewonnen, ich komme immer sehr gerne hierher zurück."