Sensationelle Auftaktpleite für Nadal

Der Spanier verliert erstmals bei einem Grand-Slam-Turnier in der ersten Runde – gegen die Nr. 135.

Es gibt sie also doch, die großen Sensationen im Tennissport. Die kleinen Wunder der Sportwelt. Anders ist Rafael Nadals Erstrunden-Niederlage gegen den Belgier Steve Darcis nicht einzuordnen. 6:7, 6:7, 4:6 gegen die Nummer 135 der Welt.

Noch nie hat der Spanier in der ersten Runde eines Grand-Slam-Turniers verloren. Und erst einmal schlich der heute 27-Jährige in Wimbledon ohne Satzgewinn vom Platz: 2003 geschah dies, in der dritten Runde gegen den Thailänder Paradorn Srichaphan. Das bislang letzte Mal hatte Nadal 2011 in Australien eine 0:3-Packung kassiert – im Viertelfinale von Landsmann David Ferrer.

Karrierehighlight

Sensationelle Auftaktpleite für Nadal
Steve Darcis of Belgium reacts during his men's singles tennis match against Rafael Nadal of Spain at the Wimbledon Tennis Championships, in London June 24, 2013. REUTERS/Eddie Keogh (BRITAIN - Tags: SPORT TENNIS)
Und der siegreiche Gegner? „Für mich ist es der größte Erfolg meiner Karriere“, sagt der 29-jährige Belgier, der mit 1,78 Metern nicht gerade als Aufschlag-Riese gilt. Keine Frage, er hat damit recht. In Wimbledon war es überhaupt erst der zweite Sieg des Grundlinienspielers, 2009 schlug er in Runde eins den Kroaten Ivo Karlovic. Also kein wirklicher Rasenspezialist. Seine beiden Turniersiege erwarb er 2008 auf Hartplatz in Memphis und 2007 auf dem Sand von Amersfoort. Damals schlug er im Finale den Niederösterreicher Werner Eschauer.

An den dachte Darcis am Montag wohl nicht, auch nicht an den übermächtigen Gegner. „Ich habe versucht, den großen Namen Nadal auszublenden und mich auf mein Spiel zu konzentrieren. Das ist mir gelungen.“

Nadal und Wimbledon, das war lange Zeit eine erfolgreiche Liaison: Von 2006 bis 2011 stand er bei jedem Antreten (2009 war er verletzt) zumindest im Finale, 2008 und 2010 holte er die Trophäe. Erst im Vorjahr riss der Erfolgslauf, damals unterlag er dem Tschechen Lukas Rosol in fünf Sätzen und war danach mit einer Knieverletzung ein halbes Jahr außer Gefecht. Auffallend: Auch nach seiner bisher einzigen Niederlage in Paris im Jahr 2009, im Achtelfinale gegen den Schweden Robin Söderling, meldete sich Nadal einige Monate verletzt.

Sensationelle Auftaktpleite für Nadal
epa03758218 Rafael Nadal of Spain reacts during his first round match against Steve Darcis of Belgium for the Wimbledon Championships at the All England Lawn Tennis Club, in London, Britain, 24 June 2013. EPA/ANDY RAIN
Damit gibt es kein Viertelfinal-Duell mit Roger Federer. Der Schweizer durfte als Titelverteidiger traditionsgemäß das Turnier auf dem Centre Court eröffnen und tat dies erwartungsgemäß souverän. Der 31-jährige Schweizer schlug den Rumänen Victor Hanescu glatt mit 6:3, 6:2, 6:0. Sieben Mal hat Federer schon auf dem heiligen Rasen triumphiert, dasselbe Kunststück schafften sonst nur Pete Sampras und im 19. Jahrhundert der Brite William Renshaw.

Was man über Wimbledon wissen muss

Der zuletzt konstatierte Leistenbruch hat Jürgen Melzer ebenso wenig aufhalten können, wie der als Nummer 30 gesetzte Fabio Fognini. Der 32-jährige Niederösterreicher kämpfte sich am Montag bei den All England Tennis-Championships in Wimbledon mit einem 6:7(5),7:5,6:3,6:2-Erfolg über den Italiener in die zweite Runde. Und in dieser wartet mit dem Deutschen Julian Reister eine durchaus bezwingbare Hürde.

Die wichtigste Frage nach dem aufgrund der Vorgeschichte vielleicht doch etwas überraschenden Erfolg war wohl jene nach seinem körperlichen Zustand. "Ich habe mit meinen Trainern besprochen, dass ich nicht mehr über meine Verletzung spreche und es einfach akzeptiere, wie es ist. Heute war ich über weite Strecken schmerzfrei", sagte Melzer, nachdem er in knapp 2:30 Stunden seinen ersten Arbeitstag an der Church Road hinter sich gebracht hatte. "Ich bin froh, dass es so gut geht. Wenn ich so spielen kann, wie heute, ist es super", freute sich der frühere Weltranglisten-Achte und aktuell 37. im Ranking.

Satzverlust

Zwar musste Melzer im dritten Duell mit dem 26-Jährigen, dessen diesjähriges Highlight das Semifinale beim Masters-1000-Turnier in Monte Carlo war, den ersten Satz abgeben. Danach steigerte sich der Deutsch Wagramer aber zusehends. "Im ersten Satz hatten wir beide nicht unser bestes Niveau, aber dann bin ich besser reingekommen und habe zurückgefightet. Den dritten und vierten Satz habe ich überlegen gewonnen", analysierte Österreichs Nummer eins.

"Die erste Runde habe ich überstanden, jetzt kann ich nach vorne schauen", hat Melzer nach seinem zweiten Rasen-Sieg in diesem Jahr (2. Runde in Halle) Hoffnung geschöpft. "Ich war nicht begeistert, dass ich gegen einen Gesetzten in der ersten Runde spielen musste, aber dann spiele ich lieber gegen ihn als gegen Roger", sagte Melzer. Und da er einen Gesetzten bezwungen hat, hat er nun auch ein eigentlich gutes Los für Runde zwei. Der 27-jährige Deutsche Julian Reister steht dem Österreicher erstmals gegenüber und ist als Nummer 121 im Ranking auf dem Papier Außenseiter.

Reister hat sich zum Auftakt gegen Lukas Rosol (CZE) im fünften Satz mit 6:4 durchgesetzt. Zur Erinnerung: Rosol hatte im Vorjahr den angeschlagenen Rafael Nadal sensationell in der zweiten Runde bezwungen, ein Jahr später muss der Tscheche nun zuschauen.

Sensationelle Auftaktpleite für Nadal
Jurgen Melzer of Austria hits a return to Fabio Fognini of Italy in their men's singles tennis match at the Wimbledon Tennis Championships, in London June 24, 2013. REUTERS/Toby Melville (BRITAIN - Tags: SPORT TENNIS)
Melzer hat damit seine zweite Runde aus dem Vorjahr bereits verteidigt. Was er zu Reister sagt? "Das passt mir gut. Es ist nur etwas komisch, dass er von meinem alten Trainer betreut wird. Aber ich freue mich drauf", erklärte Melzer. Reister arbeitet mit Melzers Ex-Coach Jan Velthuis zusammen und wird wohl einige wertvolle Tipps des Niederländers erhalten.

Duell mit Federer winkt

Sollte sich Melzer auch gegen Reister durchsetzen, dann winkt ihm in Runde drei zwar ein großer Gegner, und doch wäre es ein Leckerbissen für ihn: Der als Nummer drei gesetzte Titelverteidiger Roger Federer.

Bis dahin wird Melzer die Atmosphäre im Tennis-"Mekka" genießen, denn in Wimbledon fühlt er sich ja besonders wohl. "Es ist mein Lieblingsturnier, ich habe hier Junioren, Doppel und Mixed gewonnen, ich komme immer sehr gerne hierher zurück."

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