Sport

Wie der Vater, so die Tochter: Reit-Ass Siegl im Olympia-Einsatz

Im Alter von drei Jahren bekam Lea Siegl ihr erstes Pony geschenkt. Als sie im Jahr 2004 sechs Jahre alt wurde, trat ihr Vater Harald Siegl mit der Vielseitigkeits-Mannschaft bei den Spielen in Athen an. 17 Jahre später hat die 22-jährige Oberösterreicherin in der Nacht auf Freitag selbst ihren ersten Olympia-Auftritt, auch in der Vielseitigkeit, einem Bewerb, der aus drei Teilprüfungen besteht, der Dressur, dem Geländeritt und dem Springen.

„Wir haben einen Reitstall daheim“, erzählt Siegl, die auf dem Rücken der Pferde aufgewachsen ist. „Ich bin schon als Baby bei meinem Papa vorne auf dem Pferd gesessen.“ Den Olympia-Auftritt des Vaters hat sie als Sechsjährige schon sehr gut mitbekommen. „Ich kann mich noch erinnern, wie er zusammengepackt hat und dann weggefahren ist nach einer großen Verabschiedung.“

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Mehr noch in den Fokus gerückt ist die WM 2006 in Aachen. „Da war ich mit, und das war der Tag, an dem ich gemerkt habe, dass ich das selbst einmal beruflich machen will. Ich habe diese Sprünge gesehen und gewusst: Das ist es.“

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Früh übt sich, wer ...

Dass es für sie jetzt schon zu einer Olympia-Teilnahme gereicht hat, kommt überraschend. „Der Plan war immer, 2024 in Paris dabei zu sein. Tokio war nie ein Thema. Es war klar: Das kommt zu früh. Aber jetzt bin ich doch reingerutscht. Als jüngste Starterin im Vielseitigkeitsreiten.“

Warum es die Vielseitigkeit geworden ist, liegt auf der Hand: „Mein Papa war Vielseitigkeitsreiter, das spielt sicher eine Rolle. Aber ich wollte auch nie etwas anderes machen. Nur Dressur oder nur Springen wäre mir zu einseitig.“ Freilich muss nicht nur die Reiterin eine Allrounderin sein. Das trifft auch auf das Pferd zu, wie Siegl konkretisiert. „Die Pferde galoppieren sehr ökonomisch, womit sie relativ wenig Energie verbrauchen. Sie müssen elf Minuten lang mit hohem Tempo im Gelände galoppieren. Das würde ein reines Dressur-Pferd nicht verkraften. Und am nächsten Tag müssen sie noch springen, da dürfen sie keinen Muskelkater haben vom Vortag. Und sie müssen nervenstark sein in der Dressur.“

Cooler „Fighti“

Ihr Pferd Fighting Line würde die Voraussetzungen mitbringen. „Fighti steht seit 2015 bei mir im Stall. Wir haben uns alles gemeinsam erarbeitet. Ich war in Europa schon viel mit ihm unterwegs, aber jetzt ist er zum ersten Mal geflogen. Früher war er immer sehr nervös, in den letzten Jahren ist er echt cool geworden.“ Seine Stärken? „Sicher im Gelände, weil er extrem schnell ist. Wir bleiben fast immer in der Zeit. Aber er ist auch im Parcours ein guter Springer, und wenn er cool ist, kann er auch eine starke Dressur-Leistung bringen.“ Nervosität ist kein guter Ratgeber für die Oberösterreicherin. „Das spürt ein Pferd sofort, jede kleine Bewegung von mir. Pferde sind ganz sensible Lebewesen, die haben viel mehr Gespür als Menschen. Die wissen auch wenn man zehn Tage dort ist, wann der Wettkampf losgeht.“

Und das soll auch dem Zweibeiner helfen. Ihre Chancen? „Ich war in den letzten Jahren auch bei starker Konkurrenz unter den ersten drei. Aber das waren keine Olympischen Spiele. Beim Reiten geht es viel um die Erfahrung. Für mich wäre Top 20 echt schon ein super Ergebnis.“

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