Sport

Wesner: "Das Schubladendenken gehört abgeschafft"

Nicole Wesner hat ihre Boxhandschuhe dieser Tage gegen ein Tanzkleid getauscht. Danach wird die Weltmeisterin im Leichtgewicht (bis 61,235 kg) wieder ihre Frau im Ring stehen. Und sich durchboxen. Zuvor macht sich die gebürtige Deutsche aber noch Gedanken über die Rolle der Frau im Sport, in der Wirtschaft und generell in Österreich.

KURIER: Am heutigen Freitag ist der Tag der Frau. Ist ein solcher Tag noch wichtig?

Nicole Wesner: Ja und nein. Es hat sich glücklicherweise vieles schon geändert, aber es muss dennoch noch viel passieren. Noch immer gibt es zu viele chauvinistische Sprüche und vor allem noch das Schubladendenken, das endlich abgestellt gehört.

Das betrifft ja auch Ihr Metier, das Boxen, oder?

Ganz besonders. Eine Frau, die boxt, wird oftmals noch belächelt. Aber umgekehrt ist es nicht viel anders. Mein Tanzpartner Dimitar Stefanin wurde immer gehänselt, weil Tanzen noch immer mit Frauen assoziiert wird. In der heutigen Gesellschaft muss Frau immer Frau sein und Mann immer Mann. Die eingefrorene Geschlechter-Charakteristik ist immer noch aufrecht. Vor Kurzem war eine Ringrichterin beim Männerboxen im Einsatz, die wurde nicht ernstgenommen. Man hatte sofort das Vorurteil, dass sie zu weich entscheide. Besonders interessant war es, als mir ein Mann sagte, er würde nie mit einer Boxerin zusammenleben, weil sie ihn K.o. schlagen könne. Als ob ich privat auch zuschlagen würde ... (lacht). Es kann für viele nicht sein, dass die Frau stärker als der Mann ist.

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Sind Sie vielleicht auch deshalb Boxerin geworden? Immerhin waren Sie Managerin in der Wirtschaft und hatten zuvor ein Studium in International Business abgeschlossen.

Bei mir war es anders, der Sport Boxen hat mich sofort fasziniert. Aber es gibt schon zwei Gründe, warum immer mehr Frauen boxen kommen ...

Welche?

Erstens, weil man dadurch Selbstvertrauen tanken kann. Und zweitens dient es unmittelbar der Selbstverteidigung im Alltag.

Finden Sie, dass es genug Frauen in der Politik und in höheren Positionen in der Wirtschaft gibt?

Ob es in der Politik so ist, kann ich nicht beurteilen, weil ich nicht weiß, ob Frauen, die das Zeug dazu hätten, auch zum Zug kommen. In der Wirtschaft ist es aber so. Und da ist Schweden ein Vorzeigebeispiel. Da bringen Frauen und Männer gleich viel Elternzeit auf, da hat sich das wunderbar eingespielt. Bei uns ist es ja nach wie vor so, dass viele Unternehmen bei der Einstellung einer Frau sofort im Kopf haben, dass sie irgendwann schwanger werden könnte. In Schweden ist man da von der Bereitschaft her einen Schritt weiter. Da fällt dieser Nachteil weg.

Wie sieht Ihre Zukunft aus, Sie haben mit jetzt 41 eine sehr erfolgreiche Zeit beim Boxen. Haben Sie Gedanken über das Danach?

Man muss immer flexibel sein, alles ist zum Glück nicht planbar. Ich werde noch einige Jahre beim Boxen bleiben. Danach wird man sehen, was die Zukunft bringt. Es gibt auch Kampfsportarten, die man mit 50, 60 noch ausüben kann.

Jetzt sind vorerst einmal bei „Dancing Stars“ engagiert. Wie läuft es?

Ich hatte dieser Tage meine erste Blase am Fuß. Worauf mein Tanzpartner dann meinte, das gehört gefeiert: Das ist wie das erste blaue Auge beim Boxen.

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