Von Milliarden-Investitionen zu olympischen Ruinen
Von Christoph Geiler
Wahrscheinlich haben die meisten Brasilianer noch nie etwas von Faliron gehört. Geschweige denn, dass einer von ihnen jemals dort gewesen wäre. Würden sie Faliron kennen, dieses Küstenörtchen unweit von Athen, ihre Begeisterung für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro hätte sich wohl noch mehr in Grenzen gehalten.
In Faliron wird die schrille Scheinwelt, in der sich die Olympischen Spiele von heute bewegen, graue Wirklichkeit. Stadionpaläste, die sich die Natur zurückgeholt hat; Schwimmbecken, die seit Jahren keinen Tropfen Wasser mehr gesehen haben; Sportanlagen, die vor sich hinrotten. Eine Geisterkulisse erinnert zwölf Jahre nach dem Erlöschen des olympischen Feuers an die historischen Sommerspiele von Athen 2004.
Wie sich Rio de Janeiro wohl in zwölf Jahren präsentieren wird?
Olympia in Not
Dabei klingen die Pläne für die Nachnutzung der olympischen Anlagen von Rio durchaus vielversprechend. Auf dem Gelände des Olympia-Parks soll künftig ein neues Stadtviertel entstehen, mit Wohnungen, Schulen, Sportzentren, Grünflächen, einem Badesee und einer Familienklinik. Ob sich all diese Vorhaben angesichts der aktuellen politischen und wirtschaftlichen Lage Brasiliens aber tatsächlich in die Realität umsetzen lassen, ist eine andere Geschichte.
Oft fehlt schlicht das Geld, um die teuren Sportstätten zu erhalten oder umzubauen; oft auch die Bereitschaft, die Arenen mit Leben zu füllen. Meistens gleich beides.
Hellas von Sinnen
In Athen endete das Sommermärchen von 2004 mit einer griechischen Tragödie. Nachdem die Fußballer den EM-Titel geholt hatten und später die Sportwelt zu Gast war, folgte rasch das böse Erwachen. Viele Wirtschaftsexperten sahen in den Investitionen für die Spiele (11,2 Milliarden Euro) den Ursprung des griechischen Finanzdebakels. Die verwaisten olympischen Sportanlagen sind da noch die geringsten Sorgen des Landes.
Fans in Sorge
Die Beispiele von Athen 2004, Peking 2008 oder Sotschi 2014 mit ihren Sportruinen sind offenbar abschreckend. Doch man muss gar nicht einmal so weit in die Ferne blicken. Auch in Österreich gibt’s ein kleines Faliron: Das Fußball-Stadion in Klagenfurt war seinerzeit für drei Vorrundenpartien der EM 2008 errichtet worden.
Heute verirren sich bei Spielen keine 1000 Fans in die 30.000 Zuschauer fassende Arena am Wörthersee.