Sport

Überfall vor der Darts-WM

Alles ging blitzschnell", berichtet Mensur Suljovic wenige Stunden nach dem Überfall dem KURIER. Er steht noch immer unter Schock. Nur einen Tag vor seinem geplanten Abflug zur Weltmeisterschaft nach London bekam die Nummer 41 der aktuellen Darts-Weltrangliste am Samstag gegen 0.45 Uhr ungebetenen Besuch.

"Ich habe in meinem Café mit Freunden die WM verfolgt und dann trainiert", berichtet Suljovic. Er betreibt in der Pasettistraße (Wien-Brigittenau) seit einigen Monaten ein kleines Lokal, das "The Gentle" heißt. Das ist zugleich auch sein Spitzname. Rund zwölf Personen im Alter zwischen 13 und 60 Jahren waren laut Polizei anwesend, als plötzlich vier Maskierte mit Pistolen in das Lokal stürmten. "Alle mussten sich dann auf den Boden legen", erklärt Polizeisprecher Thomas Keiblinger.

Schmuck, Handys, Geld

Die vier Räuber, die miteinander Serbisch sprachen, leerten allen Anwesenden die Taschen – Schmuck, Handys und Bargeld mussten sie abgeben. Der Schaden dürfte mehrere Tausend Euro betragen. Anschließend wurden die Opfer im hinteren Bereich des Lokals in ein Kammerl gesperrt. Einer der Betroffenen dürfte es geschafft haben, dass ihm sein Mobiltelefon nicht abgenommen wird. Er konnte aus dem kleinen Raum die Polizei alarmieren. "Die Täter hatten aber abgesperrt und den Schlüssel weggeworfen", berichtet Keiblinger. Deshalb musste auch noch die Feuerwehr anrücken, um die Lokalgäste zu befreien. Die Täter entkamen unerkannt.

Suljovic lässt sich von dem Vorfall jedenfalls nicht einschüchtern und fährt trotz des erlittenen Schocks zur Weltmeisterschaft. "Es ist wohl Zufall gewesen, aber es schaut irgendwie aus, als ob das jemand absichtlich gemacht hat. Wichtig ist, dass niemandem im Lokal etwas passiert ist", sagt er.

Während der Weltmeisterschaft wird der 42-jährige Österreicher jedenfalls von Securitys bewacht werden. Das hat allerdings weniger mit dem Überfall zu tun, weil dieses Service jedem WM-Teilnehmer zuteil wird. Denn bei der mit 1,57 Millionen Euro dotierten Darts-Weltmeisterschaft werden Wetten mit bis zu sechsstelligen Summen platziert.

Deshalb schauen die Veranstalter darauf, dass den Spielern während ihres Aufenthalts in Großbritannien auch ja nichts passiert.

Raymond van Barneveld ist einer der erfolgreichsten Dartsspieler der Welt. Der 47-jährige Niederländer kündigte 1998 seinen Job als Postler, um von da an Pfeile berufsmäßig auf eine Scheibe zu werfen. „Barney“ trifft am Montag bei der WM in London auf Rowby-John Rodriguez, der 1994 in Wien geboren wurde. Da war das älteste Kind des Niederländers schon auf der Welt.

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Am Montag um 23 Uhr steht dann Rowby-John Rodriguez, der in der Szene den Künstlernamen „Little John“ trägt, neben dem massiven Niederländer an der Scheibe. Die Partie vor ihnen bestreiten der Engländer Michael Smith und der Österreicher Mensur Suljovic. Er ist 42 Jahre alt, sein Spitzname lautet „The Gentle“ und er kümmert sich väterlich um den aufstrebenden „Little John“.

Seit 25 Jahren in Österreich

Die Familie Rodriguez kam vor rund 25 Jahren nach Österreich. Somit ist Rowby-John ein halber Alaba. „Wenn man das so sehen will“, sagt Rowby und lacht. Von Österreichs Sportler und Fußballer des Jahres kommt ja nur die Mutter von den Philippinen. Aber wie David Alaba wurde auch Rowby-John in Wien geboren, wie seine drei Brüder Roxy-James, Rusty-Jake und Ridgy-Jörg.

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Rowby flog schon am Donnerstag nach London, um sich an die besondere Atmosphäre in Alexandra Palace zu gewöhnen. „Das ist doch etwas ganz Besonderes, auch wenn ich schon vor 10.000 Zuschauern gespielt habe.“ Bei der Nachwuchs-WM in London.
Rodriguez schaute sich gleich am ersten Abend Christian Perez an. Der Philippino schied aus, aber der Darts-Sport ist in dessen Heimat hoch angesehen. So ist auch Rowbys Vater Sonny ein ausgezeichneter Darts-Spieler. Rowby sagt: „Ich habe mit zwei Jahren die ersten Pfeile geworfen, war viel bei Turnieren mit.“ Trotzdem hat er sich erst vor fünf Jahren entschieden, Darts professioneller zu betreiben. „Mein Vater war ja sehr erfolgreich, aber er hat wegen uns Kinder immer kürzertreten müssen. Ich wollte ihm etwas zurückgeben.“

Trainingsscheibe in der Praxis

2014 war das erfolgreichste Jahr seiner noch jungen Karriere. Anfang des Jahres nahm ihn ein englischer Sponsor unter die Fittiche. Dennoch arbeitet er von Montag bis Donnerstag in Wien als Zahnarztassistent. „Ich will im Jänner meinen Abschluss machen.“ Sein Chef hat Verständnis für Rowbys Sport, ließ ihm eine Trainingsscheibe in der Ordination aufstellen und gibt ihm für Turniere frei.
Dieses Jahr hat Rowby schon Topstars wie Lewis, Anderson oder White geschlagen. „Er hat vor großen Namen keinen Respekt“, sagt Mentor Suljovic. „Oh, doch“, widerspricht Rowby. „Aber nicht vor der Scheibe, da haben die anderen auch nur drei Pfeile in der Hand.“

Trotz seiner Unbekümmertheit zählt Rodriguez nicht zu den Favoriten. Setzt man einen Euro auf einen Weltmeister Rodriguez, werden 500 ausbezahlt.