Corona: IOC entscheidet in den nächsten 4 Wochen über Olympia
Das Olympische Feuer ist in Japan angekommen. Mehr als 50.000 Menschen strömten am Samstag zum Bahnhof in Sendai in der Präfektur Miyagi, um die Flamme zu sehen. Die Euphorie um die Sommerspiele in Tokio (24. Juli bis 9. August) ist enorm, die Sportstätten sind alle so gut wie fertig, alles läuft nach Plan.
Doch auch Japan bleibt vom Coronavirus nicht verschont: Viele Fans, die das Feuer betrachteten, trugen Atemschutzmasken. Die Pandemie legt die Sportwelt lahm. Das Internationale Olympische Komitee hält noch am Termin für die Spiele fest. Am Sonntagabend wurde bekannt, dass das IOC binnen vier Wochen über eine mögliche Verschiebung entscheiden will. Gleichzeitig wurde eine Komplett-Absage aber ausgeschlossen.
Erste Absagen
Zuletzt hatten sich die Stimmen gegen eine planmäßige Austragung gemehrt. So meldete sich etwa Max Hartung zu Wort. Der Deutsche ist Säbelfechter, aber vor allem Athletensprecher. „Es bricht mir das Herz, ich hätte heulen können“, sagt Hartung. „Aber ich werde in diesem Sommer zum vorgesehenen Zeitpunkt nicht an den Olympischen Spielen teilnehmen.“ Damit ist er der erste Deutsche, der wegen Corona auf Olympia verzichtet. Und sein Vorgehen könnte Vorbildwirkung haben.
Am Sonntag forderte die Sportlervereinigung Global Athlete IOC und IPC (Internationales Paralympisches Komitee) auf, die Tokio-Spiele zu verschieben. „Wenn sich die Welt zusammenschließt, um die Verbreitung von Covid-19 zu begrenzen, müssen IOC und IPC das Gleiche tun.“ Man habe mit Hunderten Athleten gesprochen – Ergebnis: „Unter den gegenwärtigen globalen Beschränkungen haben die Athleten nicht die Möglichkeit, sich angemessen vorzubereiten. Gesundheit und Sicherheit müssen an erster Stelle stehen.“
Eines der Probleme ist, dass den Sportlern die Qualifikationsmöglichkeiten ausgehen – erst 57 Prozent der Plätze sind weltweit vergeben. Ex-Läufer Günther Weidlinger, heute Vorsitzender der Athletenkommission des ÖOC, kritisiert: „Die Chancengleichheit ist nicht gegeben, da in einigen Ländern trainiert werden kann, in anderen wie Österreich nicht.“ Dass die Spiele wie geplant stattfinden werden, glaubt er nicht mehr.
Viele Bedenken
Auf seiner Seite weiß der Oberösterreicher den Briten Sebastian Coe, den Präsidenten des Leichtathletik-Weltverbandes: „Wir sollten die Spiele nicht um jeden Preis haben“, sagt Coe, „sicher nicht auf Kosten der Sicherheit der Athleten.“ Er rechnete noch in dieser Woche mit einer Entscheidung - wohl ein Irrtum.
Auch Alfons Hörmann, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, sieht das Festhalten am Termin kritisch. „Es geht ums Überleben der Menschheit, nicht um einzelne Gold-, Silber- und Bronzemedaillen.“
ÖOC-Chef Karl Stoss verteidigt die Pläne: Noch am Dienstag hätten alle europäischen Nationalen Olympischen Komitees die IOC-Linie abgesegnet. „Es geht darum, weiter möglichst zuversichtlich zu bleiben, sofern es die gesundheitlichen Rahmenbedingungen erlauben und die WHO dieses Bild teilt.“
Die Weltgesundheitsorganisation aber „wird von sich aus nicht die Absage fordern“, wie am Sonntag ein Sprecher der WHO erklärte. Denn das sei nicht ihre Aufgabe – da stünden die Veranstalter in der Pflicht.
ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel bestärkte die Linie des Österreichischen Olympischen Komitees, zeigte aber auch für die Argumente besorgter Sportler Verständnis gezeigt. "Ich würde mir wünschen, dazu sind wir mit den Behörden in Kontakt, dass unter den Schutzmaßnahmen die Möglichkeit gegeben sein sollte, dass unsere Athleten sich vorbereiten können", sagteer in der ORF-Sendung "Sport am Sonntag".
Keine Nachteile
Es ginge darum, dass die österreichischen Athleten gegenüber Athleten manch anderer Nationen keinen Nachteil erleiden, denn da und dort könne noch trainiert werden. "Damit sie alleine eine Trainingsstätte nützen können", verdeutlichte Mennel. Dabei gehe es nicht nur um die Vorbereitung auf Olympische Spiele, sondern generell auch auf andere Wettkämpfe im Wettstreit mit der Konkurrenz.
Der Vorarlberger betonte auch, dass in jedem Fall die Gesundheit der Athleten an erster Stelle stünde. Demzufolge hält Mennel persönlich auch eine Verschiebung der Sommerspiele für heuer für möglich: "Ich glaube, dass die Spiele, wenn die Weltsituation sich nicht ändert, wenn der Corona-Virus weder durch eine Medizin, noch durch eine Impfung in den Griff zu bekommen ist, dass die Spiele unter Umständen verschoben werden."