Thiem und Bresnik: Das Ende eines Erfolgsdoppels
Von Harald Ottawa
Österreichs Tennisfreunde interessiert immer ein bisserl mehr. Es ging nie nur um Sieg und Niederlage, das Drumherum war selten zweitrangig. Thomas Muster war beispielsweise 1991 eher weniger mit großen Triumphen in den Medien als mit den Zwistigkeiten mit seinem damaligen Freund und Manager Ronnie Leitgeb.
Als es zur Versöhnung kam, konnten sich Muster und damit auch seine Fans wieder auf das Sportliche konzentrieren.
Bei Dominic Thiem, der in Monte Carlo dieser Tage in die Sandplatz-Saison startet, verhält es sich ähnlich. Nachdem die Erfolge 2019 bis zu seinem Triumph in Indian Wells überschaubar waren, hielt ihn ein Thema ständig im Gespräch: Die Kontroversen mit seinem Langzeit-Trainer Günter Bresnik. Schon im Februar gab es erste Trennungsgerüchte. Nun sagte der Weltranglisten-Fünfte am Rande des ATP-1000-Turniers im Fürstentum: „Tennismäßig ist eine Trennung da, das ist definitiv.“
Das ist allerdings schon länger der Fall. Von allen Seiten wurde immer beruhigt und mit Aussagen wie „Dominic möchte eben selber Sachen ausprobieren“ der Filzball flach gehalten. Tatsache ist aber auch, dass Bresnik bereits vor Monaten mit einigen Dingen und der Einstellung seines Schützlings nicht mehr zufrieden war.
Dinge, die auf unterschiedliche Philosophien zurückgehen. Die Trennung ging also nicht nur von Thiem selbst aus. Dass es im Jänner insbesondere bei den Australian Open zunächst nicht klappte, lag an einem Virus. Und danach im Februar fehlte noch die Form. „Da war er einfach nicht gut, aber längst wieder gesund“, sagt Mutter Karin Thiem, die ihn danach in Übersee begleitet hatte.
Alleinunterhalter
Die Abnabelung von Bresnik war aber schon damals beschlossene Sache. „Die Situation war in Rio schon genauso, wie es jetzt ist, nur damals hat es halt die Öffentlichkeit nicht gewusst, damals habe nur ich es gewusst“, sagt Thiem. „Aber ich fühle mich sehr wohl so, wie es jetzt ist. Ich fühle mich sowohl auf dem Platz als auch abseits wohl.“
Bereits damals war der Chilene Nicolás Massú als Touringcoach dabei. Nichts Besonderes, bis zum Ende des Vorjahres war Galo Blanco oft als einziger Coach mit auf Reisen, der Spanier musste aber das Amt zurücklegen, weil er für seinen Heimat-Verband arbeitet. So war Thiem logischerweise auf der Suche nach einem Nachfolger.
Der 25-Jährige, der seit rund 15 Jahren von Bresnik betreut wird, verschließt allerdings nicht alle Türen zum bald 58-Jährigen, der auch als Manager für Thiem agiert. „Ich will, dass er in meinem Team bleibt, da ich ihm alles zu verdanken habe, meine ganze Tenniskarriere. Und er ist einer der besten Trainer, die es gibt“, sagt Thiem und ergänzt: „Aber zur Zeit habe ich tennismäßig einen neuen Weg eingeschlagen.“ Bresnik sagt dazu: „Er ist ein sehr selbstständiger Spieler und Mensch, das war mir immer wichtig, dass er dorthin kommt.“
Folgen für Österreich
Eine Trennung des Erfolgsduos sollte aber Folgen für Österreich nach sich ziehen. Vater Wolfgang arbeitet weiterhin im gemeinsamen Leistungszentrum mit Bresnik. Und der österreichische Tennisverband will ohnehin an der Kooperation festhalten. „Wenn wir mit Bresnik einen der weltbesten Trainer haben, müssen wir dies nützen. Außerdem gibt es dafür Förderungen“, sagt Christina Toth, seit Kurzem Präsidentin des zweitgrößten Sportverbandes. Die Anwältin will ihr Amt zur Verfügung stellen, bis die Reformen abgeschlossen sind. Noch gibt es viele Querschüsse aus den Ländern. Sollten diese zuviel werden, dürfte auch Bresnik die Kooperation beenden.
Grund zur Freude hat Bresnik mit einem anderen Schützling: Dennis Novak gewann in Taipeh sein erstes Challenger-Turnier. Was Thiem so tut, verfolgt er freilich auch. In Monte Carlo wartet zum Auftakt der Slowake Martin Klizan oder der Argentinier Federico Delbonis. Da sollte nichts schief gehen. Mit und ohne Bresnik.