Wimbledon: Jabeur greift nach dem ersten Titel für Afrika
Von Harald Ottawa
Schon im Vorjahr wurde die Tennis-Geschichte um ein Kapitel reicher. Ons Jabeur zog in Wimbledon als erste Afrikanerin in ein Grand-Slam-Finale ein. Dort scheiterte die Tunesierin an der Kasachin Jelena Rybakina – zwei Monate später unterlag Jabeur auch im Endspiel der US Open gegen Iga Swiatek.
Nun bekommt sie die 28-Jährige die nächste Chance, den ersten Grand-Slam-Titel für ihren Kontinent zu holen, nebst auch den ersten Major-Triumph für eine Spielerin aus dem arabischen Raum. Jabeur war gegen die Weißrussein Aryna Sabalenka 6:7, 2:4 zurückgelegen, um sich doch noch mit einem 6:7, 6:4 und 6:3 für ihr dritten Grand-Slam-Finale zu qualifizieren.
In diesem wartet am Samstag die Tschechin Marketa Vondrousova, die den Siegeslauf der Ukrainerin Elina Switolina stoppte. Australian-Open-Siegerin Sabalenka verpasste indes, mit einem Sieg die Polin Swiatek an der Spitze der Rangliste abzulösen.
Es war vielleicht sogar die hochklassigste Partie, die Jabeur ins Endspiel führte. Was Sabalenka mit Kraft gelang, glich Jabeur gekonnt mit viel Gefühl aus – und drehte die Partie. „Ich habe viel mental gearbeitet und bin sehr stolz auf mich“, sagt die Siegerin.
Neue Siegerin
Dass es eine neue Wimbledon-Siegerin geben wird, stand schon seit Tagen fest. Denn mit Venus Williams, Petra Kvitova und Titelverteidigerin Elena Rybakina, die von Jabeur persönlich bezwungen wurde, waren nur drei Frauen am Start, die am heiligen Rasen schon triumphiert hatten.
Der Weg war ab dem Viertelfinale frei für ein neues Siegergesicht. Es könnte auch Marketa Vondrousova gehören, die in ihrem zweiten Major-Finale nach den French Open 2019 steht. Die 24-Jährige besiegte eine von den Marathons zuvor etwas müde Elina Switolina 6:3, 6:3.
Im zweiten Satz bekam der Publikumsliebling aus der Ukraine noch einmal die zweite Luft, verkürzte gegen eine in dieser Phase unkonzentriert agierenden Vondrousova von 0:4 auf 3:4, dann behielt aber die Tschechin im Duell zweier ungesetzter Spielerinnen die Oberhand.„Ich kann es gar nicht glauben, es war ein sehr schwieriges Match“, sagt Vondrousova, die gestand, dass sie „wahnsinnig nervös“ war.
Vondrousova setzt eine kleine Tradition in Wimbledon fort, sie wäre nach Martina Navratilova (zwei Titel als Tschechoslowakin), Petra Kvitova (2) und Jana Novotna die vierte tschechische Wimbledon-Siegerin. Und in Wimbledon standen elf Tschechinnen im Hauptbewerb, neun vor dem Grand-Slam-Turnier in den Top 100.
Auch die Zukunft sieht zumindest bei den Frauen fein aus. „Die Tschechen stellen in allen Ranglisten mit Abstand die meisten Spieler“, sagt Thomas Hammerl, als Geschäftsführer des Europäischen Tennisverbandes stets Gast bei den größten Jugendturnieren.
Sehr hilfreich
Elina Switolina darf sich dennoch trösten, als erste Spielerin mit einer Wild Card zog sie in ein Halbfinale eines Grand-Slam-Turniers ein. Und das drei Monate nach ihrem Comeback, ein Jahr war sie im Mutterschutz.
Zuvor hatte sie im Februar 2022 noch in der Akademie von Günter Bresnik trainiert und war am Aufstieg von Julia Grabher gar nicht so unbeteiligt. „Ich habe von der Trainingswoche enorm profitiert“, sagt Österreichs Beste.