Thiem nach Aus gegen Tsitsipas: "Kleinigkeiten haben entschieden"
Von Harald Ottawa
Spielglück gibt es im Tennissport nicht, es entscheidet zumindest nicht über Sieg oder Niederlage. Die Momente sind es aber, die Sekundenbruchteile, die Spiele in eine gewisse Richtung leiten.
Dominic Thiem hatte bei seiner Auftaktpartie bei den Erste Bank Open gegen den Weltranglisten-Siebenten Stefanos Tsitsipas im ersten Satz Chancen, alles in seiner Richtung zu lenken. Auch, wenn die Netzkante nicht sein Freund wurde, bescherten ihm dumme Fehler gegen den Griechen aber einen verlorenen ersten Satz im Tie-Break, am Ende ging auch das Match mit 6:7, 4:6 verloren. Mit dem 30-jährigen Niederösterreicher verabschiedete sich damit der letzte Österreicher bei den diesjährigen Erste-Bank-Open.
Gute Leistung von Thiem
Thiem spielte mehr als nur gut, zeigte wie gehabt Schläge aus den besten Zeiten und zeigte sich bei seinem Service überaus konzentriert. Bei den Aufschlagspielen des Gegners hielt er jedoch an seiner derzeitigen Plan fest, blieb weit hinter der Grundlinie und war nicht zuletzt deshalb letztlich chancenlos. Auch, wenn er wieder wesentlich mehr Spielfreude ausstrahlte – freilich machte es einen Unterschied, ob er vor ein paar slowakischen Funktionären bei einem Challenger in Bratislava aufschlägt oder hier in der Stadthalle, wo ihn gestern 9.300 Fans stets nach vorne peitschten.
Man spürte, Thiem braucht das, Thiem liebt das. Und am Ende war es einfach nur ein Stück Konstanz, die fehlte, um den Griechen zu schlagen. Und die Coolness bei wichtigen Punkten – Tsitsipas nützte im zweiten Satz bei 1:1 den allerersten Breakball der Partie. Thiem wehrte zwar noch im nächsten Service-Spiel drei Breakbälle ab, da war er aber schon Richtung Niederlage abgebogen.
Thiem spielte gut, in engen Situationen aber zu wenig selbstsicher, in seiner Topzeit hätte er solche Partien für sich entschieden. So kassierte er die dritte Niederlage gegen Tsitsipas in diesem Jahr – jeweils war er spielerisch auf Augenhöhe.
„Es haben erneut Kleinigkeiten entschieden“, sagte Thiem. Warum es in den engen Situationen nicht klappt, wusste er auch: „Das lag an den vergangenen Wochen. Ich muss auch einen Weg finden, auch in anderen Partien so reinzugehen wie gegen Tsitsipas.“
Die ehemalige Nummer drei muss nun zittern, um das Jahr in den Top 100 abschließen zu können. Im Live-Ranking ist er derzeit nur die Nummer 108. Auch das Minimalziel ist in Gefahr: Derzeit steht der Lichtenwörther nicht im Hauptbewerb der Australian Open. Wahrscheinlich wird Österreichs Ass heuer deshalb die Saison noch bei Challenger-Turnieren verlängern müssen. Bei den letzten ATP-Turnieren ist der US-Open-Champ von 2020 nicht im Hauptbewerb. „Wenn ich es in den Hauptbewerb der Australian Open nicht schaffe, bin ich selber schuld, dann spiele ich eben in der Qualifikation“, sagt Thiem nüchtern
Titelverteidiger out
Ausgeschieden sind auch zwei Österreicher, die sogar Titelverteidiger waren. Alex Erler und Lucas Miedler verabschiedeten sich in der 1. Runde Doppelrunde und wurden aus ihrer Wolke sieben etwas auf den Boden zurückgeholt. Das Gute für die Fans: Ihre Bezwinger sind auch Österreicher: Einzel-Spezialist Sebastian Ofner nahm sich mit Philipp Oswald einen Spezialisten in diesem Metier zur Seite, das Duo siegte 7:6, 4:6, 11:9.