Jürgen Melzer: "Wir haben mehrere Spieler mit Top-100-Potenzial"
Seit dem 9. Mai ist Österreich nicht mehr in den Top 100, weder bei den Männern, noch bei den Frauen. Ein Abbild der Wirklichkeit – oder nur eine irreführende, bittere, lästige Bestandsaufnahme? Ist Österreich überhaupt noch ein Tennisland?
„Fakt ist, dass eben alles auf Dominic Thiem aufgehängt war. Und, wenn dir der wegbricht, steht man eben so da“, sagt Jürgen Melzer, ehemaliger Weltklassespieler und seit dem Vorjahr Sportdirektor des Österreichischen Tennisverbandes (ÖTV). „Aber vor allem im Bereich der Challenger haben wir mit drei Titeln heuer aufgezeigt, da gibt es mehrere Spieler, die Potenzial zumindest für die Top 100 haben.“
Starke Challenger
Der letzte Sieger eines Challengers (Kategorie unter den ATP-Turnieren) war am Wochenende der erst 20-jährige Filip Misolic. „Er arbeitet akribisch auf dem Platz und überlässt nichts dem Zufall. Und Jurij Rodionov und Dennis Novak gehören auf jeden Fall in die Top 100, Dennis war dort schon und Jurij ist knapp dran.“ Und bei den Damen habe Julia Grabher vom Spiel her alle Chancen dazu. Was die spätere Zukunft betrifft, fallen Jürgen Melzer zwei Namen ein: „Anna Pircher und Lilli Tagger sind ganz heiße Eisen.“
Für Thomas Schweda sind die Aussichten ebenso nicht trüb. „Wir hatten bei den Herren am 28. April 1986, als es zum letzten Mal keinen österreichischen Mann in den Top 100 gab, acht Spieler in den Top 500, nun sind es zehn. Dabei ist zu sagen, dass damals 1.047 Spieler im ATP-Ranking geführt wurden – und nun bereits 2.156“, rechnet der ÖTV-Geschäftsführer vor. „Nur 13 Länder haben mehr Top-500-Spieler als wir.“
Ein wichtiger Baustein ist auch, dass seit dem Vorjahr drei Challenger-Turniere bei den Herren und ein 60.000er-Event bei den Damen in Pörtschach (erstmals im Juni) dazukamen. „Wir brauchen diese Einsteiger-Turniere, um es einfach unseren österreichischen Spielerinnen und Spieler zu ermöglichen, billig Turniere spielen zu können“, sagt Melzer. Die Zahl der kleinsten Turniere (ITF) wurde von 8 auf 19 erhört.
Was Jürgen Melzer und Thomas Schweda über Dominic Thiem, das Vorzeige-Nachbarland Tschechien und den Daviscup-Schauplatz sagen, sehen Sie im Video.