French-Open-Triumph: Krejcikova widmet Titel verstorbener Trainerin
Im Moment ihres größten Triumphes hat Barbora Krejcikova an einen schweren Tag gedacht: Vor dreieinhalb Jahren war ihre Tennistrainerin Jana Novotna an Krebs gestorben, Krejcikova hatte die Wimbledonsiegerin von 1998 damals eng begleitet. "Alles in den letzten beiden Wochen ist passiert, weil sie auf mich achtgibt, und ich danke ihr dafür", sagte Krejcikova mit dem Pokal in der Hand zum Himmel blickend. Ihren Höhenflug setzte sie am Sonntag mit dem Gewinn des Doppels fort.
Die 25-Jährige besiegte mit ihrer Landsfrau Katerina Siniakova im Finale die US-Amerikanerin Bethanie Mattek-Sands und die Polin Iga Swiatek mit 6:4,6:2. Krejcikova schaffte als erste Spielerin seit 21 Jahren und als siebente insgesamt das Kunststück, sowohl im Einzel als auch im Doppel die Trophäen bei den French Open zu holen. Zuletzt war das der Französin Mary Pierce gelungen. Mit Siniakova war es der zweite gemeinsame Erfolg im Stade Roland Garros nach 2018, zudem hatten beide auch vor drei Jahren in Wimbledon triumphiert. Krejcikova wird ab Montag die Nummer eins in der Doppel-Weltrangliste sein.
Wie aus dem Nichts stürmte die Tschechin am Samstag allerdings zu ihrem ersten Grand-Slam-Titel im Einzel. Erst kurz vor dem Sandplatzklassiker im Stade Roland Garros hatte sie in Straßburg ihren ersten Titel überhaupt gewonnen, vor dem Achtelfinale bei den French Open gegen die Amerikanerin Sloane Stephens hatte sie sich noch in der Kabine eingeschlossen, weil sie eine Panikattacke bekommen hatte.
Erinnerungen an Novotna
Und nun nahm sie wenige Tage später aus den Händen von Tennis-Legende Martina Navratilova den Siegerpokal entgegen. Doch abgesehen von ihren emotionalen Erinnerungen an Novotna blieb sie dabei erstaunlich cool. Wo andere sich nach einem Grand-Slam-Titel einfach hinfallen lassen und den Boden küssen oder wild umherspringen, verzichtete Krejcikova auf extravagante Gesten. Sie wisse, dass sich jetzt vieles für sie ändern werde. "Aber ich will einfach so bleiben, wie ich bin."
Auch in diesem Charakterzug orientiert sich Krejcikova an ihrem großen Idol. 2014 war Novotna nach Brünn zurückgekehrt, wo auch die damals 18-jährige Krejcikova zu Hause war. Die junge Tschechin nahm all ihren Mut zusammen und klopfte an Novotnas Tür, um zu fragen, ob diese nicht einmal mit ihr trainieren könne. Novotona sagte ja, war vom Talent ihrer jungen Landsfrau überzeugt und war fortan Trainerin, Beraterin, Aufpasserin und Freundin in einer Person.
"Ich habe ihr alles zu verdanken. Mit ihre letzten Worte an mich waren: 'Versuch, mit Freude zu spielen und einen Grand Slam zu gewinnen'", sagte Krejcikova, nachdem sie den Auftrag ihrer Mentorin am Samstag beim 6:1,2:6,6:4 gegen die Russin Anastasia Pawljutschenkowa erfüllt hatte. "Ich denke jeden Tag an sie und bin sehr traurig, dass sie nicht hier sein kann."