Startschuss zur Millionenshow
Für einen Häuslbauer ist Bernd Wiesberger derzeit selten daheim. Der 31-jährige Golf-Profi, der sich in seiner burgenländischen Heimat gerade den Traum vom Eigenheim realisiert, hat einen dichten Termin- und einen strapaziösen Reiseplan. Nach der World Golf Championship in Schanghai in der Vorwoche beginnt für Österreichs Nummer eins am Donnerstag die dreiteilige Finalserie der European Tour in der Türkei. Beim prestigeträchtigen Saisonabschluss der besten 60 Golfer in zwei Wochen in Dubai hat Wiesberger als derzeit Zwölfter beste Aussichten auf die Top 10, nur den anstrengenden Trip dazwischen nach Südafrika lässt er aus.
"Die letzten Wochen waren sehr wichtig für mich", sagt Wiesberger. Mit vier Top-10-Platzierungen in Folge, darunter zwei zweiten Rängen, schob sich der Oberwarter wieder unter die Top 50 der Weltrangliste. Eine wichtige Marke im Golfsport. Findet sich der dreifache European-Tour-Sieger auch zum Jahreswechsel unter den weltbesten 50 wieder, ist er zum dritten Mal in Folge beim exklusiven Masters in Augusta (April) spielberechtigt.
Ein Meister der Konstanz
"Ich spiele in Augusta wirklich sehr gerne", sagt Wiesberger. 2015 schloss er das traditionell erste Major-Turnier des Jahres als bester der Debütanten ab (22.), auch heuer gelang im Augusta National GC locker die Qualifikation für die Finalrunden (Cut).
Generell besticht Wiesberger durch Konstanz. Bei 17 Auftritten auf der European Tour schaffte er heuer jedes Mal den Cut, auch nahezu alle Statistiken der vergangenen Jahre weisen seine Beständigkeit auf hohem Niveau aus. Benötigte der 31-Jährige in der Vorsaison durchschnittlich 69,95 Schläge pro Runde, sind es heuer 70,39. Seine Abschläge landeten in dieser Saison im Schnitt nach 269 Metern (2015: 270 m, 2014: 267 m).
Nur ein Turniersieg blieb dem French-Open-Sieger 2015 heuer bislang noch verwehrt. "Konstanz hin oder her, wir spielen Golf, um Trophäen zu gewinnen", gibt Wiesberger zu, der mittlerweile zu den Aushängeschildern der European Tour zählt.
Neue Rolle als Spielervertreter
Anfang des Jahres wurde Wiesberger deshalb auch von seinen Kollegen in das Player Board gewählt, in der Spielervereinigung vertritt er die Interessen aller European-Tour-Mitglieder. Die Ziele sind klar: "Das Produkt Golf muss greifbarer werden. Es ist wichtig, dass wir unseren Sport den Leuten nähern bringen. Golf muss dazu auch stärker in den Städten vertreten sein", sagt er. Im Vorfeld des British Masters schlug Wiesberger daher auch bei einem Schauwettkampf unter Flutlicht ab. "Wir haben mit ein paar hundert Zusehern gerechnet, letztlich waren es viertausend."
Auf dem Vormarsch ist Bernd Wiesberger auch in der Karriere-Preisgeld-Liste, zuletzt knackte er die 7-Millionen-Euro-Marke. Bestverdiener der European Tour ist mit 32,9 Millionen Euro Lee Westwood, mit dem Wiesberger am Donnerstag in der Türkei auf die erste Runde geht. Von dem Engländer könnte er sich Tipps für das Eigenheim holen. Westwood bot zu Jahresbeginn sein Anwesen in Florida zum Verkauf an. Angeboten wurde die 900 Quadratmeter große Villa für elf Millionen Dollar.
Die Finalserie besteht aus den Turkish Open in Antalya (3.– 6. 11.), der Nedbank Challenge in Südafrika (10.–13. 11.) und der World Tour Championship in Dubai (17.–20. 11.). Zusätzlich zu den 22 Millionen Dollar Preisgeld bei den drei Events wird noch ein Bonus-Jackpot in der Höhe von fünf Millionen Dollar an die besten zehn Golfer der Jahreswertung (Race to Dubai) ausbezahlt. Der Saisonsieger erhält 1,25 Millionen Dollar, der Zehntplatzierte immerhin noch 250.000 Dollar.
Race to Dubai, Zwischenstand
1. Stenson (SWE) 3.843.284 Euro, 2. Willett (ENG) 3.581.897, 3. McIlroy (NIR) 2.824.149, ... 12. Wiesberger (AUT) 1.425.469.
Saisonsieger der vergangenen Jahre
2015: Rory McIlroy (NIR)
2014: Rory McIlroy (NIR)
2013: Henrik Stenson (SWE)