Sport

"Skifahren ist ein gefährlicher Sport"

Ted hat eine großartige Saison", sagt Mike Day, der Techniktrainer der US-Ski-Herren. Ted, das ist Mister Ligety aus Park City, der meist verwuschelte blonde Haare zur Schau stellt; manchmal hat es den Eindruck, als habe er extra ein Haar-verwuschel-Gel, damit sie besonders wuschelig aussehen.

Ted, das ist vor allem ein 28-jähriger großer Bub, der doch nur im Schnee spielen will und es liebt, an freien Tagen einfach durch den Pulverschnee zu fräsen, dass es nur so staubt.

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Und Ted ist der Superstar dieser ersten WM-Tage in Schladming. "Ich habe de-fi-ni-tiv nicht mitGold im Super-G und in der Superkombination gerechnet", sagt er am Dienstagnachmittag in Schladming.

"Ich wollte hier meinen Riesenslalom-Titel verteidigen, da hab’ ich jetzt nach diesen beiden Siegen noch mehr Druck." Doch was ist schon Druck für einen, der in seiner Leib-und-Magen-Disziplin die Gegner meist in Grund und Boden fährt? "Ich schalte beim Skifahren einfach den Kopf ab", und wo früher Kopf und Kragen riskiert wurden (Riesenslalom! Slalom!!!), da gleitet Ligety derzeit wie auf Schienen zu Tal.

Marathon-Mann

Ganz so leicht wird das mit dem zweiten Riesenslalom-Gold en suite aber nicht, und das weiß auch Ligety, der in den letzten Tagen vor lauter Super-G-Trainieren und Super-G-Gewinnen und Abfahrt-Trainieren und Abfahrt-Fahren und Slalom-Trainieren und Superkombi-Gewinnen überhaupt nicht dazugekommen ist, seine Hausaufgaben zu machen. "Ich habe schon lange keine Zeit mehr gehabt, um richtig Riesenslalom zu trainieren", sagt er also, "das werde ich jetzt die nächsten zwei Tage machen". Die Drohung an die Konkurrenz klingt dann so: "Das sollte reichen, um vorne wieder dabei zu sein."

Wie macht er das eigentlich, der Mister Ligety? "Das neue Material kommt meiner Art des Skifahrens entgegen. Deswegen habe ich ja auch nicht gegen die Reform protestiert. Sondern wegen der Art und Weise, wie das passiert ist – und weil ich glaube, dass die Skier früher sicherer waren."

Die Verletzungsserie von Schladming (Kreuzbandrisse bei Landsfrau Lindsey Vonn, dem Schweizer Vitus Lüönd und dem Norweger Kjetil Jansrud) scheint ihn zu bestätigen. Doch mit ein Grund seien auch die Pisten gewesen: "Die Sprünge sind sehr weit gegangen, die Landung war im Flachen. Und es waren seltsame Schneeverhältnisse, teilweise wie im Frühling. Aber Skifahren ist ein generell gefährlicher Sport, du willst ja immer so schnell wie möglich sein, und das auf Eis. Sobald du deine Komfortzone verlässt, wird es richtig gefährlich."

USA – Austria

Dass das US-Ski-Team nach den ersten sieben WM-Rennen mit zwei Mal Gold und einmal Bronze im WM-Medaillenspiegel führt und insgesamt schon 15 Weltcupsiege erobert hat (der ÖSV hält bei neun), das hatte Peter Schröcksnadel jüngst auf die vielen österreichischen Trainer in der Betreuerriege von Alpinchef Patrick Riml (Sölden) zurückgeführt, auch darauf, dass die Amerikaner in Österreich wohnen und trainieren. Das aber lässt Ligety so nicht gelten: "Wenn wir Team Österreich II sein sollen, dann sollen die Österreicher in die USA kommen – dann sind sie Team USA III.“

Ligety lacht, und dann klärt er auf. "Als 13-, 14-jähriger Skifahrer musst du bei uns stundenlang reisen, um ein Rennen fahren zu können, in Österreich ist alles vor der Haustür. Wir haben im Weltcup keine andere Wahl als ein Quartier in Österreich, zumal ja die meisten Rennen hier stattfinden." Zudem habe sein Team wunderbare Trainer, auch einige Österreicher, sicher – "aber die meisten, mit denen ich arbeite, sind Amerikaner".

Und dann ist da auch noch ein wichtiger Italiener, aber das ist nur ein Nebenjob von Ted Ligety: Seit 2006 produziert er mit Ingenieur Carlo Salmini Brillen der Marke "Shred", inzwischen gibt es auch Protektoren der Marke "Slytec". Und die gibt’s längst auch im Weltcup. Ligety fährt sie, aber auch Veronika Velez Zuzulova, Alexis Pinturault und Resi Stiegler gehören zum Werksteam.