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Schrott nahm auch die Final-Hürde

Es ist ja doch nicht alles schlecht, was die Österreicher bei diesen Olympischen Spielen leisten. Im Fall von Beate Schrott darf man getrost das Wort "Sensation" in den Mund nehmen. Die 24-Jährige lief am Dienstag ins Finale über 100 Meter Hürden – und dort auf Platz acht. Der Sieg ging in 12,35 Sekunden an Sally Pearson (Aus) vor Dawn Harper und Kellie Wells (beide USA).

Nach dem Semifinale hatte die Niederösterreicherin die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Völlig fassungslos starrte sie auf die Anzeigetafel. "Beate Schrott – AUT – 12,83 – Q", stand da Gelb auf Schwarz geschrieben. Schrott blieb eine Hundertstel über ihrer persönlichen Bestleistung und erreichte als Zweite ihres Vorlaufes das, was sich niemand erwartet hatte, und sie sich selbst am wenigsten: Das Finale bei Olympia.

Am Limit

"Ich habe mir beim Laufen gedacht: gib alles! Und ich habe alles gegeben", sagte sie nach ihrem Lauf im Semifinale. Doch auch das Glück war auf ihrer Seite: Durch einen Fehlstart eliminierte sich die starke Französin Reina-Flor Okori selbst – eine Gegnerin weniger.

Im zweiten Versuch überholte Schrott mit den letzten drei Schritten zwei Konkurrentinnen. Platz zwei – nur eine Hundertstel vor der Vierten. "Wo die Gegnerinnen sind, sieht man beim Hürdenlauf nicht so genau", sagte sie. Dass ihre Zeit für das Finale gereicht hat, sei einfach "unglaublich", sagte sie im ORF, der bei ihrem Interview das Insert "Matthias Steiner" einblendete.

Genuss

Bei ihrem Erstauftritt bei Olympia am Montag sei sie noch nervös gewesen. Am Dienstag jedoch konnte sie jeden Schritt im Stadion vor den 80.000 Zuschauern genießen. "Ich habe beim Aufwärmen schon gemerkt, dass es gut geht. Aber nie hätte ich gedacht, dass es sich für das Finale ausgehen kann. Das ist einfach nur ein Traum."

Dabei waren die Bedingungen in London eher etwas für Langstreckenläufer – und nichts für Sprinter: kühl und regnerisch. "Aber ich bin in den vergangenen Monaten so oft im Regen gelaufen, ich hab mir gedacht: egal."

Das Finale am Dienstag war der Lohn für das monatelange Schuften in stickigen Kraftkammern, es war die Bestätigung für Tausende Kniebeugen mit 150 Kilogramm Gewicht auf den Schultern, es war Entschädigung für neun Trainings­einheiten pro Woche.

Sport im Blut

Den Sport hat Schrott im Blut, die Mutter war Fünfkämpferin, sie selbst war Kunstturnerin. Erst mit 15 Jahren wechselte sie in die Leichtathletik, wo sie sich bald auf den Hürdenlauf konzentrierte. Sie trainierte in St. Pölten, in Wien, in der Südstadt und in den USA. "Von internationalen Kontakten kann man viel lernen. Da bekomme ich die technischen Inputs." Seit einem Jahr zeigt ihre Formkurve steil nach oben, am 17. Juli lief sie in Luzern in 12,83 österreichischen Rekord.

Im April hatte sie im KURIER-Gespräch noch gesagt: "Wenn ich meine Bestleistung abrufe, kann ich bei Olympia ins Semifinale kommen." Dass es nun das Finale wurde, lässt für die Zukunft hoffen. Denn einen Finaleinzug hatte sie schon in ihrem Karriereplan: für Rio de Janeiro 2016.

Leichtathletik, Frauen, 100 m Hürden

1. Sally Pearson (AUS) 12,35 Sek.
2. Dawn Harper (USA) 12,37
3. Kellie Wells (USA) 12,48
4. Lolo Jones (USA) 12,58
5. Nevin Yanit (TUR) 12,58
6. Phylicia George (CAN) 12,65
7. Jessica Zelinka (CAN) 12,69
8. Beate Schrott (AUT) 13,07

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