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Rugby-WM, Tag 10: Wales schlägt beharrliche Australier

Wales hatte es am Sonntag im Spiel des zehnten Tages der Rugby-WM in Japan eilig: 36 Sekunden waren absolviert, als Dan Biggar mit einem Drop Goal für die 3:0-Führung gegen Australien sorgte, so früh war das in der WM-Geschichte noch niemandem gelungen. Den nächsten Kick, einen Penalty von der linken Seitenlinie aus 45 Metern, setzte der Fly Half freilich neben die Stangen. Doch es war schon klar: Wales, hellwach und motiviert, wollte die Ozeanier überrollen, und die in Rot gewandeten Dragons spielten weiter wie die Feuerwehr.

13. Minute, Try für Wales durch Hadleigh Parkes nach einem wunderbaren Kick von Dan Biggar, der anschließend selbst via Conversion auf 10:0 erhöhte. Doch schön langsam fanden die Australier die Gelegenheit, ihre Stärken (Standards, Scrum!) ins Spiel zu bringen: Adam Ashley-Cooper, mit 35 Jahren und 185 Tagen nun der älteste Australier, der je bei einer WM einen Try gescort hat, nutzte einen Kick von Bernard Foley, um auf 5:10 zu verkürzen.

Bemerkenswert: Ashley-Cooper spielt bereits seine vierte Weltmeisterschaft, damit ist er in einem exklusiven Zirkel mit Brian Lima (Samoa), Gareth Thomas (Wales) und Brian O'Driscoll (Irland). Weniger gut kickte Foley danach seine Erhöhung, nämlich am Ziel vorbei.

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Der walisische Spielmacher Biggar musste in der 27. Minute vom Feld, um sich nach einem unglücklich gesetzten Tackle gegen Samu Kerevi dem Untersuchungsprocedere für Kopfverletzungen zu unterziehen, in genau diese Phase fiel Australiens Treffer zum 8:10 durch einen Penalty von Bernard Foley (29.). Biggars Ersatzmann Rhys Patchell antwortete mit einem Penalty zum 13:8. Pech für Wales: Für Dan Biggar war nach der Untersuchung durch einen Teamarzt und einen neutralen Mediziner die Partie gelaufen, weil der Verdacht einer Gehirnerschütterung nicht auszuräumen war.

Doch sein Vertreter machte seine Sache weiter gut: Penalty aus 48 Metern zum 16:8 (39.) via Innenstange, und dann kam der große Auftritt von Gareth Davies. Nach Wiederankick fing der Scrum Half der Drachen einen völlig missratenen Pass von Will Genia in der walisischen Hälfte ab, sprintete bis in Australiens Endzone und legte den Try zum 21:8. Rhys Patchell kickte danach perfekt zum Pausenstand von 23:8.

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Nach Wiederanpfiff schien sich Australien kurz gesammelt und endlich zu seinem traditionellen physischen Spiel gefunden zu haben, verlor aber gleich wieder den Ball und sah sich Sisyphos gleich abermals unter Druck, Patchell setzte ein Drop Goal zum walisischen 26:8 (43.).

Immerhin, es folgten Minute 46 und Dane Haylett-Petty, der nach Pass von David Pocock zum Try kam, der für Bernard Foley eingetauschte Matt Toomua erhöhte auf 15:26 (47.). Doch so sehr die Wallabies auch versuchten, sich der walisischen Endzone zu nähern, so oft blieben sie in der aufmerksamen Defensive der Dragons stecken.

Minutenlang kämpften die beharrlichen Australier direkt vor der Linie um ihren dritten Try und scheiterten mit ihren Anläufen via Paket, bis Michael Hooper schließlich doch den Ball ins Ziel legen konnte (61.). Toomua kickte die Erhöhung zum 22:26.

Mit einer neuen ersten Reihe ging Australien in die letzte Viertelstunde. Die frischen Kräfte zahlten sich gleich aus, Wales drehte ein Scrum und handelte sich einen Penalty ein, aus 20 Metern traf Toomua, 25:26. Nun war das Historische zum Greifen nah, nie in der WM-Geschichte hatte zuvor eine Mannschaft einen 18-Punkte-Rückstand aufgeholt.

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Das zu verhindern, lag nun an Rhys Patchell, und sein Penalty-Kick fand den Weg zwischen die Stangen, womit Wales nun wieder vier Punkte Vorsprung hatte (72.). Zuvor hatte George North einen möglichen Try für die Waliser verschenkt, weil er den Ball nach vorn verloren hatte (Knock-on). Doch das 29:25 brachten sie über die Zeit, mit Glück - und noch mehr Geschick in der Defensive.

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Einen Tag zum Vergessen erlebte die Mannschaft von Uruguay in ihrem zweiten Gruppenspiel, nach dem überraschenden Sieg gegen Fidschi zum Auftakt setzte es am Sonntagmorgen eine georgische Abreibung. Alexander Todua (9.), Otari Giorgadse (30.), Lewan Tschilatschawa (43.), Jaba Bregwadse (52.) und Giorgi Kweseladse (58.) legten den Südamerikanern die Tries ins Nest, Tedo Abschandadse traf zudem vier Conversions.

Nur kurz durfte Uruguay hoffen, nachdem Andres Vilaseca per Try (33.) und Felipe Berchesi per Conversion auf 7:12 verkürzten und Berchesi wenig später einen Penalty nicht ins Ziel brachte; nach dem Seitenwechsel dominierten die Georgier wieder und zeigten vor allem im Scrum eine klare Überlegenheit, die am Ende im 33:7-Sieg mündete. In der Schlussphase verlor Uruguay Facundo Gattas zudem durch eine Rote Karte nach einem bösen Tackle mit der Schulter gegen den Kopf eines Gegenspielers.

Gruppe D: 1. Wales 9/2, 2. Australien 6/2, 3. Georgien 5/2, 4. Uruguay 4/2, 5. Fidschi 2/2.

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Am Montag spielen ab 12.15 Uhr MESZ Schottland und Samoa darum, in Gruppe A die Chance aufs Viertelfinale zu wahren - wobei Samoa mit einem Sieg samt Offensiv-Bonuspunkt sogar Gastgeber und Tabellenführer Japan überholen könnte.