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Rohregger-Start bei Giro nicht gefährdet

Die Hektik des Giro d’Italia hatte ihn schon am späten Mittwochvormittag ergriffen: Thomas Rohregger düste gerade im Auto durch Innsbruck, als ihn der KURIER erreichte. "Ich muss noch schnell etwas erledigen, bevor der Flieger geht, kann ich zurückrufen?", fragte der 29-Jährige via Freisprecheinrichtung.

Natürlich konnte er, und natürlich tat er, ehe der Kramsacher um 13.50 Uhr zum Treffpunkt seines Teams RadioShack-Nissan flog. "Zum Glück hab’ ich ja nur fünf Minuten zum Flughafen."

Am Samstag hebt die erste der drei großen Landesrundfahrten an, mit drei Tagen in Dänemark startet der 95. Giro d’Italia. "Da wird’s sehr hektisch", weiß Rohregger, "kleine Straßen, der Wind wegen der Nähe zum Meer, alle Teams wollen die Sprints gewinnen. Da heißt es wachsam sein und im Vorderfeld fahren."

Wachsam sein hätte es auch am Montag dieser Woche geheißen. Thomas Rohregger war’s nicht, und im Duell mit einer Stiege zu Hause unterlag der Student des Wirtschaftsrechts deutlich. "Ich hab’ ein Riesenhämatom am Knöchel und bin dann gleich ins Spital", immerhin ergaben die Untersuchungen, dass nichts gerissen, nichts gebrochen ist – und der Start beim Giro daher nicht gefährdet.

Umstellung

Ärger hat es da seinen Teamkollegen Jakob Fuglsang erwischt, der wegen einer Knieverletzung nicht in seiner Heimat Dänemark fahren kann. Als Kapitän von RadioShack-Nissan wäre er vorgesehen gewesen, nun ist Fränk Schleck der Häuptling. "Für ihn ist das ein bissl blöd, sie haben ihn ja mehr oder weniger aus dem Urlaub geholt für den Giro", weiß Thomas Rohregger, "aber es ist auch eine große Chance für den Fränk. Und mit einer Woche einrollen sollte das schon gehen."

Die Strecke ist Rohreggers Meinung nach heuer weniger Anlass für Diskussionen als im vergangenen Jahr. Damals lenkte die Giro-Leitung um Tour-Direktor Angelo Zomegnan ja nur nach heftigen Protesten der Teams ein und verzichtete auf den extrem ausgesetzten, gefährlichen Schotterabschnitt am Monte Crostis.

Zwölf Tage zuvor war Thomas Rohreggers damaliger Teamkollege Wouter Weylandt auf der dritten Etappe zu Tode gestürzt, entsprechend fielen die Reaktionen auf den Fahrplan aus. Immerhin, die Startnummer 108, die der Belgier auf seiner letzten Fahrt getragen hat, soll nie wieder vergeben werden. Thomas Rohregger hat sie Szenen noch immer im Hinterkopf, "das musst du aktiv bewältigen, du musst dich noch mehr konzentrieren."

Angelo Zomegnan wurde nach dem Giro 2011 abgelöst, seine Nachfolger haben zwar wieder eine "absolut schwere" (Rohregger) Rundfahrt kreiert, "aber die Straßen sind dieses Mal besser." Jene auf das Dach des Giro 2012 wird derzeit vom Schnee befreit, das 2757 Meter hohe Stilfser Joch ist am vorletzten Tag (26. Mai) das Highlight. "An dem Tag fahren wir 219 Kilometer und 6000 Höhenmeter, da musst du dir die Kräfte wirklich gut einteilen", weiß Rohregger.

Seinen Trainingsplan will sich der Tiroler im kommenden Jahr übrigens anders einteilen. "Ich bin heuer in der Vorbereitung viel im Schnee gefahren, viel im Regen, das war für die Muskulatur nicht das Beste", Tiefpunkt war das Höhentrainingslager in der spanischen Sierra Nevada. "Bei drei Grad minus im Schneetreiben bergauf zu fahren, war im Nachhinein betrachtet nit so g’scheit."

Einstellung

Und was war nun der Grund für die Eile am Vormittag? Thomas Rohreggers dringender Wunsch nach gescheitem Lesestoff. "Ich hab’ mir die Biografie von Steve Jobs gekauft, die werd’ ich mir dann abends zu Gemüte führen."

Zumindest im Bett sollte er zum Abschalten kommen. Damit das besser geht, hat Thomas Rohregger zwar nur kleines Gepäck ("Wir haben ja eine Waschmaschine im Team-Truck"), dafür aber sein eigenes Bettzeug dabei. "Denn Hotelbetten vermitteln nicht gerade Heimatgefühl."

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