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Rad-Gold für Winokurow

Nichts wurde es mit dem "perfekten Radsommer" für Großbritannien, wie es The Guardian gehofft hatte. Nach dem Sieg von Bradley Wiggins bei der Tour de France war Mark Cavendish am Samstag dazu verdammt, das erste Gold dieser Spiele für den Gastgeber zu holen.

Doch es kam anders.

Der Kasache Alexander Winokourow gewann das Rennen über 249,5 Kilometer mit Ziel im Herzen Londons. Es war die zweite Olympiamedaille des 38-Jährigen nach Sydney 2000, wo er hinter Jan Ullrich Zweiter wurde. Am Samstag attackierte Winokourow zehn Kilometer vor dem Ziel aus einer Ausreißergruppe mit dem Kolumbianer Rigoberto Urán. Auf der Zielgeraden ließ Urán den Kasachen ziehen. Winokourow jubelte – und mit ihm nicht allzu viele Menschen. Denn der Kasache hat eine unrühmliche Vergangenheit als Doper, seit er bei der Tour de France 2007 mit Blut in den Adern erwischt wurde, das nicht das seine war.

Enttäuscht

"Ich habe mich für andere Sieger schon mehr gefreut", sagte auch der Steirer Bernhard Eisel, der auf Rang 35 kam – und damit nicht glücklich war. "Wir sind auf einen Massensprint gefahren – und das ist’s nicht geworden. So einfach ist das", sagte er. Doch wer sind "wir"? "Mein Teamkollege Daniel Schorn und ich natürlich", sagte Eisel und musste dabei grinsen.

Denn vor dem Rennen hatte der 31-Jährige noch versprochen, "sicher nicht" für seinen Sky-Teamkollegen Cavendish zu fahren. Doch am Samstag reihte er sich in die britische Mannschaft vor Mark Cavendish ein. "Es hilft, wenn man gute Freunde im Peloton hat", schrieb dazu cyclingnews.com.

Die Begeisterung für das Rennen und die "Mission Gold" war in London und Umgebung enorm. Bereits um zehn Uhr am Vormittag pilgerten die Fans durch den Green Park am Buckingham Palace vorbei in Richtung The Mall. Dort picknickten Tausende an der Zielgeraden, um sechs Stunden später einen kurzen Blick auf die Fahrer werfen zu können. Knapp eine Million Menschen säumte die Rennstrecke.

"Gegen die Stimmung hier ist die Flandern-Rundfahrt ein Kindergeburtstag", sagte Daniel Schorn, der bei seiner ersten Olympia-Teilnahme auf Platz 80 kam. "Die Fans waren so laut, dass mir nach 200 Kilometern nur noch der Schädel gebrummt hat."

Die ganz große Party wurde ihnen aber versaut – durch Olympiasieger Alexander Winokourow.

Alexander Winokurow (KAZ/38 Jahre)
Geboren: 16. September 1973 in Petropawl/Kasachstan
Größe/Gewicht: 1,76 m/69 kg
Aktuelles Team: Astana
 
Größte Erfolge:

Olympiasieger 2012 in London im Straßenrennen
Olympia-Zweiter 2000 in Sydney im Straßenrennen
Vuelta-Sieger 2006
WM-Dritter im Zeitfahren 2004 in Verona und 2006 in Salzburg
Sieger Dauphine Libere 1999
Sieger Deutschland-Tour 2001
Sieger Paris - Nizza 2002 und 2003
Sieger Amstel Gold Race und Tour de Suisse 2003
Sieger Lüttich-Bastogne-Lüttich 2005 und 2010
Vier Etappensiege bei der Tour de France

Winkokurow wurde 2007 ein Jahr wegen Blutdopings gesperrt. Er hatte am 24. Juli 2007 bei der Tour de France nach seinem Sieg im Zeitfahren in Albi einen Dopingtest nicht bestanden, weil er positiv auf eine Bluttransfusion getestet worden war.

1. Alexander Winokurow (KAZ) 5:45:57
2. Rigoberto Uran (COL) gleiche Zeit
3. Alexander Kristoff (NOR) +0:08
4. Taylor Phinney (USA) +0:08
5. Sergey Lagutin (UZB) +0:08
6. Stuart O'Grady (AUS) +0:08
7. Jurgen Roelandts (BEL) +0:08
8. Gregory Rast (SUI) +0:08
9. Jack Bauer (NZL) +0:08
10. Lars Boom (NED) +0:08
Weiter:
28. Mark Cavendish (GBR) +0:40
35. Bernhard Eisel (AUT) +0:40
80. Daniel Schorn (AUT) +0:40

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