Olympionike Sieber: "Spiele ohne Zuschauer kaum vorstellbar"
Von Florian Plavec
Christoph Sieber (49) ist Goldmedaillengewinner im Windsurfen bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney. Als Chef de Mission des Olympic Team Austria ist er für den reibungslosen Ablauf der Olympischen Spiele aus Sicht der österreichischen Sportler verantwortlich.
KURIER: Glauben Sie an Olympische Spiele im Jahr 2021?
Christoph Sieber: Um meine Meinung geht es nicht. Es geht rein um eine pragmatische Haltung. Wir müssen bereit sein, wenn die Spiele stattfinden. Kein Mensch kann zu hundert Prozent sagen, wie es in einem Jahr ausschauen wird. Wir können nur hoffen, dass sich die globale Situation bessert. Aber natürlich schauen wir uns ständig verschiedene Optionen an, wie das Szenario in Tokio in einem Jahr sein könnte.
Welche Szenarien sind das?
Was wir vom IOC und aus Tokio erfahren haben ist, dass die Sportstätten und das olympische Dorf gesichert sind. Im Oktober wird es einen großen digitalen Workshop mit Tokio geben, wo dann die Details des Ablaufs der Spiele bekannt gegeben werden. Es ist schon bekannt, dass die Spiele reduziert werden sollen. Dabei wird es darum gehen, was unbedingt nötig ist und was nett wäre. Bei allem was nett wäre, wird man Kosten und Energien sparen wollen. Es wird am Ende mehr um die sportlichen Wettkämpfe gehen.
Was wird sonst diskutiert?
Ein mögliches Szenario ist auch, dass man eine kurzfristigere Anreise anstreben soll. Da muss man dann schauen, wie man schon vorher in die Zeitzone reisen kann, etwa mit Trainingslagern in benachbarten Ländern wie Korea.
Sind Olympische Spiele ohne Zuschauer denkbar?
Aus Sicht des IOC derzeit nicht. Olympische Spiele ohne Zuschauer hat es noch nie gegeben. Es ist deshalb auch kaum vorstellbar, wie das sein könnte.
Ist eine weitere Verschiebung auf 2022 denkbar?
Für 2024 ist Paris fixiert. Zwei Sommerspiele innerhalb von zwei Jahren sind kaum möglich. Außerdem hat die Verschiebung schon jetzt enorme Kosten verursacht und wir haben gesehen, was für Herausforderungen das waren. Wenn 2021 nicht stattfinden kann, müsste man in letzter Konsequenz absagen.
Angeblich kippt die Stimmung in Tokio. Schon 70 Prozent der Bevölkerung sollen gegen die Olympischen Spiele sein.
Wir kennen die Umfrage und auch die Fragestellung nicht im Detail. Wir dürfen uns von dieser Stimmung der Covid-19-Unsicherheit auch nicht verrückt machen lassen. Das ist eine globale Angelegenheit. Klar ist, dass alle Verantwortlichen voll hinter diesen Spielen stehen. Die Athleten sind voll auf das Ziel Tokio 2020 im Jahr 2021 fokussiert.
Wie viele Österreicher sind schon sicher bei Olympia dabei?
Wir haben 37 Quotenplätze fix und gehen davon aus, dass wir wieder auf eine Teamgröße von 70 kommen werden. Dafür brauchen wir aber im Vorfeld natürlich die internationalen Wettkämpfe.