Sport

Olympia-Sieger im Hacklwerfen

Luxemburg, Malta und Österreich sind die einzigen EU-Staaten, die noch ohne Medaille dastehen. Obwohl es auch in anderen Ländern zu teilweise hitzigen Wortgefechten zwischen Politikern, Funktionären und Sportlern gekommen ist, dürfte Österreich jedenfalls in einer Disziplin olympisches Gold gewinnen: im Hacklschmeißen.

Wirklich reden und analysieren will und wird ÖOC-Präsident Karl Stoss erst am Sonntag. "Weil die Diskussion während der Spiele total kontraproduktiv ist", sagt sein Generalsekretär Peter Mennel. Da gehe es vor allem um Rücksicht auf jene Sportler, die noch im Einsatz sind. "Nach den Spielen ist diese Diskussion hingegen unabwendbar und mit Sicherheit produktiv."

Gute Ideen

Beim ÖOC habe man auch sehr viele gute Ideen, doch es sei zu früh, darüber im Detail zu sprechen. Einen Vorwurf konnte sich Stoss trotzdem nicht verkneifen: "So etwas ist schon sehr anmaßend", sagte der Vorarlberger – und reagierte damit auf die Aussagen eines Burgenländers: Sportminister Norbert Darabos hatte im KURIER-Interview eine Totalreform des Sportfördermodells gefordert. Dem ÖOC hatte er vorgeworfen, die Olympia-Ergebnisse schönzureden.

Darabos hatte außerdem gemeint, dass er dafür sorgen werde, keine Olympia-Touristen mehr zu produzieren. "Er war ja selbst als Tourist da und hat gesehen, was wir hier tun", sagte Stoss. Ob der Sportminister auf einer Dienstreise bei Olympia als Tourist bezeichnet werden kann? Nun, eine kleine Gegenprovokation sei Stoss gestattet.

"Wir geben uns sicher nicht mit fünften Plätzen zufrieden. Wir sollten stattdessen vernünftig diskutieren. Ich habe einige Vorschläge, die ich auf den Tisch legen werde," sagte Stoss weiter.

Interessant und paradox zugleich: Die Standpunkte von Stoss und Darabos liegen lang nicht so weit auseinander wie Vorarlberg und das Burgenland. Beiden ist klar, dass sich vieles ändern muss. Beide fordern beispielsweise, dass aktive und ehemalige Spitzensportler in die Verantwortung genommen werden. "Wir haben allerdings keinen Einfluss auf die Arbeit der Fachverbände", sagt Stoss. Den Nachsatz "Das muss sich ändern" verkneift er sich als cooler Diplomat, man kann ihm diesen Satz aber beinahe von den zusammengepressten Lippen ablesen. "Wir bekommen die Sportler zehn Tage vor Olympia", ergänzt Mennel. "Die echte Arbeit muss da schon längst erledigt sein."

Das ÖOC könne nur perfekte Rahmenbedingungen schaffen. Und genau das habe man getan. Sowohl mit dem Österreich-Haus als auch mit den Außenquartieren und den Ruhezonen für die Sportler.

Böses Blut

Zur bisherigen Medaillenlosigkeit sagte Stoss, wobei er das Wort "bisherig" besonders betonte: "Wir müssen von den anderen lernen und Anleihe nehmen, was sie im Aufbau anders gemacht haben." Die Konkurrenz schlafe nicht. Stimmt: die nicht.

Vom "Geheimakt Rio" (Krone) in der Schublade des Sportministers wisse er nichts. "Wer welche Arbeit in Zukunft in Hinblick auf Rio 2016 übernimmt, entscheiden schon wir selbst. Dafür brauchen wir bestimmt keine ministeriale Order."

Belustigt war Stoss über die Mutmaßung, dass Peter Schröcksnadel, der Präsident des erfolgreichsten österreichischen Sportverbandes, in diesem Geheimkonzept federführend sein soll: "Ich habe Schröcksnadel ja selbst als ÖOC-Vizepräsident vorgeschlagen ..."

Schröcksnadel selbst will sich auch erst nach den Spielen zu Wort melden. Er hat ja die größte Routine im Umgang mit olympischen Pleiten. Bei allem Respekt vor seinem autoritären und erfolgreichen Führungsstil: Seine alpinen Herren sind bei den Spielen von Vancouver leer ausgegangen, in Turin hatte das nordische Team einen der größten Dopingskandale der olympischen Geschichte verursacht. Übrigens: Bei Sommerspielen sind mehr als 200 Nationen vertreten.

Bei Winterspielen nur 80.

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