Eine Sensation aus Alaska beim Frauen-Radrennen, Kiesenhofer weit zurück
Von Florian Plavec
Vor drei Jahren überraschte Anna Kiesenhofer die Sport-Welt. Beim olympischen Radrennen von Tokio setzte sie sich am ersten Kilometer an die Spitze, fuhr auf und davon und holte sensationell Gold.
In Paris konnte Kiesenhofer nicht mehr überraschen. Die 33-Jährige kennt man, mit Startnummer 1 durfte sie in das Straßenrennen über 158 Kilometer und 1.700 Höhenmeter starten. Kiesenhofer suchte nicht wieder ihr Heil in der Flucht. Im Gegenteil, sie hielt sich zu Rennstart ganz am Ende des Feldes auf. Auch die zweite Österreicherin, Christina Schweinberger, hielt sich zurück.
Die Spitzenfahrerinnen rollten gemütlich dahin, sodass sich auch unbekanntere Fahrerinnen zeigen konnten. In einer Spitzengruppe befanden sich etwa Frauen aus Afghanistan, Israel, Vietnam und eine als "unabhängige Athletin" fahrende Weißrussin. Mehr als sechs Minuten Vorsprung durften die Ausreißer herausfahren. 70 Kilometer vor dem Ziel machten dann vor allem die Niederländerinnen im Peloton ernst.
Kiesenhofer weit zurück
In Paris angekommen wurden die ersten Attacken lanciert, Schweinberger war vorne mit dabei. Kiesenhofer hingegen konnte das erhöhte Tempo nicht mehr mitgehen und fiel hinter das Hauptfeld zurück.
Wie schon beim Sieg von Remco Evenepoel am Samstag waren auch beim Rennen der Frauen die Straßen von Menschenmassen gesäumt. Mehrere Gruppen bildeten sich, es wurde immer hektischer. Dann waren sich die Niederländerin Marianne Vos und die Ungarin Blanka Vas einig und setzten sich ab. Von hinten schlossen drei Kilometer vor dem Ziel Kristen Faulkner (USA) und Lotte Kopecky (BEL) auf.
Dann trat Faulkner an, niemand reagierte. Und die Amerikanerin fuhr alleine Gold entgegen. Ein Sensationssieg für die 31-Jährige aus Alaska. Eine Fotofinsh-Entscheidung gab es um die weiteren Medaillen: Vos gewann Silber vor Kopecky.
Schweinberger kam mit der ersten großen Verfolgergruppe ins Ziel und belegte Rang 28. Anna Kiesenhofer kam mit 7:53 Minuten Rückstand an - Platz 52.
„Aus der Angst vor dem Druck ist der Stolz geworden, noch einmal die Nummer 1 tragen zu dürfen“, sagte Kiesenhofer im Ziel. „Ich habe im Vorfeld gewusst, dass ich den Titel nicht verteidigen kann. Es war ein Privileg, hier starten zu dürfen. Es ist nur schade, dass ich Christina in der letzten Runde nicht mehr helfen konnte.“
Schweinberger war enttäuscht über ihr Resultat. "Ich habe mich besser gefühlt, als die Platzierung ist."