Murray vs. Federer: Tag der Revanche
Von Harald Schume
Andy Murray stand auf dem Centre Court, schüttelte ungläubig den Kopf, weinte und gratulierte Roger Federer zum siebenten Titel in Wimbledon. Es hat nicht viel gefehlt, und Murray hätte seinen Namen in die Geschichtsbücher schreiben dürfen – der Schotte wäre der erste britische Wimbledon-Sieger seit Fred Perry 1936 gewesen. Das Warten auf die nächste Chance hat nur vier Wochen gedauert.
Wimbledon erlebt heute (15 Uhr MESZ) jenes Olympia-Finale, von dem die britischen Fans geträumt haben. Der Liebling der Massen darf sich mit dem besten Tennisspieler der Geschichte messen.
Murray erreichte das Endspiel durch einen 7:5-7:5-Sieg gegen den als Nummer zwei gesetzten Serben Novak Djokovic; Federer musste mehr arbeiten, sein Semifinale gegen den Argentinier Juan Martin del Potro, das 3:6, 7:6 (5), 19:17 ausging, dauerte 4:26 Stunden.
Federer, der 2008 mit Stanislas Wawrinka Gold im Doppel gewonnen hatte, zeigte Mitgefühl für den Gegner. "Ich war für ihn sehr traurig", sagte der 31-Jährige, "es war eine sehr emotionale Umarmung. Er sollte sehr stolz auf seine Leistung sein, ich habe ihn noch nie so konstant gesehen, schon gar nicht auf Rasen." Er selbst war "natürlich enorm froh. Der Einzug in das Endspiel bedeutet die erste Medaille für die Schweiz. Das hat mich durch das Match getragen".
Das Finale wird im Gegensatz zum bisherigen Turnier auf drei Gewinnsätze gespielt. Das könnte für Murray ein Vorteil sein, sollte sich Federer von den Strapazen aus dem Semifinale nicht gänzlich erholen.
Dann könnte der Schotte wieder auf dem Centre Court stehen, ungläubig den Kopf schütteln, weinen und ...
... sich gratulieren lassen.