Sport

Ein Hausmeister ist der Eliminator-Champ

Wie man Idealismus buchstabiert? Vermutlich so:

D A N I E L F E D E R S P I E L

Wer setzt sich schon drei Tage hinters Steuer, damit er dann eine ganze Viertelstunde auf seinem Mountainbike sitzen kann?

Wer reist schon 2200 Kilometer durch den halben Kontinent für ein Radrennen, in dem er gerade einmal 5000 Meter zurück legen muss?

Wer tut sich all diese Torturen und Strapazen an, um am Ende eine Trophäe zu gewinnen, die keinen einzigen Cent Preisgeld einbringt?

Solche Sinnfragen hat sich Daniel Federspiel noch nie gestellt. Wenn es ihm wirklich nur um Geld und Berühmtheit gegangen wäre, dann hätte er nie Moutainbiker werden dürfen. „Aber es macht mir halt sehr großen Spaß, weil ich sehe, dass ich erfolgreich bin“, erklärt der 26-jährige Idealist aus Imst. Außerdem: „Zurück bin ich dann ja eh geflogen.“

Erfolgsweg

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Zurück aus Hafjell in Norwegen, wo sich Federspiel diese Woche zum ersten Weltcup-Gesamtsieger im Eliminator-Bewerb der Mountainbiker gekrönt hat. „Für mich ist ein Traum wahr geworden. Es macht mich stolz, dass ich der erste Sieger bin.“

Die Eliminator-Disziplin ist die neueste Erfindung des Rad-Weltverbandes UCI. Ein publikumswirksamer, spannungs- und actiongeladener Wettkampf, bei dem sich vier Mountainbiker auf einem Hindernisparcours messen müssen. Seite an Seite, Rad an Rad, riskante Überholmanöver und waghalsige Einlagen inklusive. „Die Zuschauer kriegen bei uns einiges zu sehen“, weiß Daniel Federspiel.

Der Eliminator ist wie geschaffen für den flinken Tiroler, dessen Sprinter-Qualitäten auf den kurzen Kursen – zwischen 500 und 1000 Meter – besonders gut zur Geltung kommen. „Diese Fähigkeiten kann man nicht trainieren, ich bringe körperlich einfach gute Voraussetzungen mit“, erklärt der 26-jährige Dominator, der nebenbei auch noch ein Europameister und Vizeweltmeister seines Faches ist. Zudem ist Federspiel auch bei der Wahl der richtigen Rennstrategie ordentlich auf Draht. „Den Kopf sollte man im Eliminator nicht ausschalten. Man muss genau wissen, wo ein Überholmanöver Sinn macht und wo man es gescheiter bleiben lässt.“

Überholspur

Der junge Sport scheint sich jedenfalls auf der Überholspur zu befinden. „Es ist schon ein ordentlicher Boom da“, meint Daniel Federspiel. Dass der Rad-Weltverband heuer erstmals ein Regenbogentrikot für den Weltmeister vergab und eine eigene Weltcup-Serie ins Leben rief, bestätigt den Trend. „Für mich ist das wie ein Lottosechser“, sagt der Fahrer vom Ötztal Scott Racing-Team.

Immerhin werden für einen Tagessieg 1000 Euro ausgeschüttet. Das ist viel Geld für einen Mountainbiker, der eigentlich nur zum Hobby aufs Rad steigt. Federspiel arbeitet in seiner Heimatgemeinde Imst als Hausmeister, 25 Stunden die Woche. „Es ist brutal schwer, alles unter einen Hut zu bringen“, erzählt der Berufs-Idealist. „Von den Topfahrern in der Eliminatorszene bin ich wirklich der einzige, der noch arbeitet.“