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Zukunfts-Vision in der Formel 1

Red-Bull-Stardesigner Adrian Newey ist ein Visionär. Der Engländer ist unter anderem der Mann, der für das Auto von Sebastian Vettel verantwortlich ist, der sich am Sonntag (8 Uhr) beim Grand Prix von Japan wohl zum jüngsten Doppelweltmeister in der Formel 1 machen wird.

Doch zwei Dinge wird sich Adrian Newey nicht gedacht haben, als er vor einem Jahr für ein Computerspiel das virtuell schnellste Auto der Welt erschaffen hat. Erstens, dass dieses Auto von Red Bull tatsächlich gebaut wird und mittlerweile bei Motorsport-Veranstaltungen in aller Welt zu besichtigen ist.

Zweitens, dass genau dieser Prototyp nun Pate stehen könnte, für eine der größten technischen Revolutionen in der Geschichte der Formel 1: einer Schutzkuppel über dem Fahrer.

Kopfsache

Es war vor drei Wochen beim Grand Prix in Monza, als das FIA-Institut unter der Leitung von Präsident Sid Watkins präsentierte, wie die Köpfe der Fahrer in Zukunft noch besser geschützt werden können. "Es geht um Unfälle der vergangenen drei, vier Jahre", sagte Sam Michael, der Technikchef von Williams.

"Da hätten wir etwa den Unfall, bei dem David Coulthard in Melbourne über das Auto von Alexander Wurz hinweggeflogen ist. Massa ist in Budapest eine Stahlfeder gegen den Helm geknallt. In Abu Dhabi ist ein Force India auf Schumacher aufgefahren." Wie eine Lösung aussehen wird, wisse man aber noch nicht, sagte Michael in Monza.

Doch jetzt kristallisiert sich heraus, dass in ferner Zukunft die Formel-1-Autos durchaus Ähnlichkeit mit dem Red-Bull-Entwurf haben könnten. Auch Motorsport-Total.com -Experte Marc Surer beurteilt die Idee positiv: "Ich finde, dass man für neue Lösungen immer offen sein muss", sagte der Schweizer. "Warum soll die Formel 1 in 20 Jahren nicht streetfightermäßig ausschauen? Ich könnte mir die Formel 1 so vorstellen, wie diesen Red Bull."

Reaktionen

Die Überraschung: Die Reaktionen auf diesen Vorschlag sind im Fahrerlager überwiegend positiv. "Ich denke, das geht in die richtige Richtung", sagt der Brasilianer Felipe Massa, der 2009 von einer Stahlfeder am Helm getroffen wurde und danach für den Rest der Saison ausfiel. "Man muss immer weiter an der Sicherheit arbeiten. Die FIA und die Fahrergewerkschaft GPDA machen jederzeit Druck in diese Richtung."

Präsident ebendieser Gewerkschaft ist Rubens Barrichello, mit 318 Starts der erfahrenste Pilot der Formel-1-Geschichte. "Ich habe mir über die Sicherheitskuppel noch keine feste Meinung gebildet. Aber ich bin nicht so naiv zu sagen: Das sieht hässlich aus, das brauchen wir nicht", sagt der 39-Jährige. "Die Welt steht nicht still. Straßenautos entwickeln sich genauso wie Rennautos. Wir haben die Formel 1 schon viel sicherer gemacht und wir wollen sie noch sicherer machen."

Wichtig für den Williams-Piloten sei, dass die Fahrer in Entscheidungen verstärkt eingebunden werden. "In der Vergangenheit sind verrückte Dinge passiert, die mit dem Einverständnis der Fahrer nie möglich gewesen wären", sagt er. "Die dümmste Idee war, als sie die Rillenreifen eingeführt haben. Wenn du einmal ins Schleudern gekommen bist, hörte es nämlich nicht mehr auf." Eine Kuppel hingegen, die könnte funktionieren.

Emotion

Trotzdem bleiben Fragen offen. Wie könnten die Piloten unter einer Kuppel erkannt werden? Wie könnten sie bei einem Feuerunfall geborgen werden, wenn das Cockpit verformt ist? Und, besonders wichtig: Wie würden die Millionen Formel-1-Fans es akzeptieren, wenn eine Tradition der wichtigsten Rennserie der Welt weggefegt wird und der Helm der Fahrer im Cockpit verschwindet?

Zur Beruhigung: Falls diese Revolution überhaupt kommen sollte, wird dies wohl noch zumindest ein Jahrzehnt dauern.

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