Warum die Formel 1 schon wieder vor dem Verkauf steht
Von Mathias Kainz
Nach nur zweieinhalb Jahren könnte die Ära Liberty Media in der Formel 1 schon wieder zu Ende gehen. Einem Bericht der Website johnwallstreet.com zufolge seien die Entscheidungsträger beim US-Konzern, der die Formel 1 im September 2016 von Bernie Ecclestone gekauft hatte, einem Teil- oder Komplettverkauf der Anteile nicht abgeneigt. Liberty Media hatte für die Rechte an der Formula One Group damals rund 8 Milliarden Dollar gezahlt.
Grund zur Unzufriedenheit hat man bei Liberty Media reichlich - denn die groß angekündigten Revolutionen, mit denen die Amerikaner nach der Übernahme Fans und Teams gleichermaßen Hoffnung machten, lassen noch auf sich warten oder erwiesen sich als Enttäuschung. Der Versuch etwa, mit dem eigenen Streaming-Portal F1TV ein jüngeres Publikum zu begeistern, ging sowohl aufgrund technischer Probleme beim Start als auch aufgrund der Preispolitik nach hinten los. Nur etwa 14 Prozent aller F1-Zuseher sind unter 25 Jahren, obwohl sich die Königsklasse mit einem ausgebauten Social-Media-Auftritt und einer eigenen eSports-Meisterschaft aktiv um diese Gruppe bemühte.
Das größte Problem, vor dem Liberty Media - ebenso wie ein möglicher Käufer - steht, heißt aber 'Concorde Agreement'. Dabei handelt es sich um einen Vertrag zwischen den Formel-1-Teams, dem Rechteinhaber - seit 2016 Liberty - und dem Motorsportweltverband FIA. Das aktuelle Concorde Agreement, das siebte seit 1981, wurde 2013 noch unter Bernie Ecclestone unterzeichnet und läuft im Dezember 2020 aus.
Carey unter Druck
Für Formel-1-Boss Chase Carey war ein neues Concorde Agreement schon 2017 die Priorität Nummer eins, eine Einigung mit den Teams scheiterte bisher aber. Ohne das Agreement ist es praktisch unmöglich, die Formel-1-Regeln über 2020 hinaus festzulegen - und die Gefahr einer vor allem von Ferrari immer wieder angedrohten Piratenserie ohne FIA-Sanktus steigt erheblich. Auch der Streit zwischen den Teams und Liberty über die Verteilung von Preis- und TV-Geldern fördert die Verhandlungen nicht.
Ein Totalverkauf der Formel 1 erscheint angesichts dieser Aussichten zumindest im Moment schwierig, falls Liberty keine Millardenverluste schreiben möchte. Denkbar wäre ein Verkauf von Anteilen an der Formula One Group an einen externen Teilhaber.
Zumindest für Chase Carey wird die Luft aber in jedem Fall dünn. Die Entscheidungen des von Liberty eingesetzten CEO waren zumindest zweifelhaft, schon im November stand Carey heftig in der Kritik. Zuletzt sorgten die Ankündigungen für einen Vietnam-GP ab 2020 und ein zweites Rennen in China für Unmut unter den Fans.