Sieg-Premiere für Nico Rosberg
Von Florian Plavec
Sechseinhalb Jahre hatte Nico Rosberg warten müssen, 111 Formel-1-Rennen hatte der Deutsche fahren müssen, bis er erstmals ganz oben stehen durfte.
Den kurzweiligen Grand Prix von China gewann der 26-Jährige dafür souverän von der Poleposition aus. Das Podest teilte er sich mit den englischen McLaren-Piloten Jenson Button und Lewis Hamilton, der die WM-Führung übernahm.
Schon lange waren Rosberg die ständigen Fragen der Journalisten nach seinem ersten Sieg auf den Nerv gegangen. Im vergangenen Oktober legte er sich im KURIER-Interview aber fest: "2012 wird es so weit sein." Er sollte recht behalten.
Historisch
Der Sonntag war aber nicht nur ein historischer Tag für Rosberg, es war auch ein historischer Tag für sein Team. Mercedes gewann erstmals seit 20.671 Tagen wieder ein Rennen. Damals, am 11. September 1955, siegte Juan-Manuel Fangio (Arg) in Monza.
Freudentränen in den Augen hatte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug ("Nicos Leistung war superb!"); Teamchef Ross Brawn ("Dies ist gewiss ein ganz besonderer und historischer Tag") fiel jedem um den Hals, der ihm in die Nähe kam; Rosberg spazierte mit einem Dauergrinser herum. "Dies ist ein ganz besonderer Augenblick", sagte der Deutsche, der mit einer Zwei-Stopp-Strategie zum Sieg gefahren war. "Wir haben im Vorfeld nur ein bisschen am Setup verändert. Ich hatte nicht erwartet, dass wir so schnell sein würden."
1. | Nico Rosberg | GER | Mercedes | 1:36:26,929 | |
---|---|---|---|---|---|
2. | Jenson Button | GBR | McLaren | + 20,6 | |
3. | Lewis Hamilton | GBR | McLaren | +26,0 | |
4. | Mark Webber | AUS | Red Bull | +27,9 | |
5. | Sebastian Vettel | GER | Red Bull | +30,4 | |
6. | Romain Grosjean | FRA | Lotus | +31,4 | |
7. | Bruno Senna | BRA | Williams | +34,5 | |
8. | Pastor Maldonado | VEN | Williams | +35,6 | |
9. | Fernando Alonso | ESP | Ferrari | +37,2 | |
10. | Kamui Kobayashi | JPN | Sauber | +38,7 | |
11. | Sergio Perez | MEX | Sauber | +41,0 | |
12. | Paul di Resta | GBR | Force India | +42,2 |
Ärger
Nur Rosbergs Teamkollege Michael Schumacher jubelte nicht ausgelassen. Beim Boxenstopp pfuschte seine Crew, der Rekordchampion musste sein Auto mit einem lockeren Vorderrad abstellen. Ein möglicher Podestplatz war damit dahin.
Eine schwere Zeit macht derzeit auch Sebastian Vettel durch. Der Doppelweltmeister verlor alle drei Qualifying-Duelle gegen Mark Webber und musste seinen Teamkollegen auch am Sonntag im Finish passieren lassen – Platz fünf. "Ich habe nichts machen können", sagte der 24-Jährige und wirkte dabei ratlos. "Uns fehlt der Dampf auf den Geraden. So kann man nicht überholen."
Die Sieger: Wie der Vater, so der Sohn
Drei Paare
27 Jahre nach Keke Rosbergs letztem Sieg hat auch sein Sohn Nico ein Formel-1-Rennen gewonnen. Es war das dritte Mal, dass ein Sohn eines ehemaligen Formel-1-Siegers ebenfalls ein Rennen gewinnt. Zuvor war dies den Kanadiern Gilles und Jacques Villeneuve gelungen, ebenso den Briten Graham und Damon Hill. Die Hills sind bisher zudem die einzige Vater-Sohn-Kombination, die jeweils auch Weltmeister wurde.
Hoffnung
Dieses Kunststück könnte auch in der Familie Rosberg gelingen. Denn Vater Keke wurde 1982 Weltmeister – damals mit nur einem Saisonsieg. Nach seiner fehlerfreien Leistung und dem ersten Sieg darf sich auch Nico leise Hoffnungen auf einen WM-Titel machen.