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Shanghai sucht den Seriensieger

Der Shanghai International Circuit ist nicht für seine Beständigkeit bekannt. Seit 2004 fährt die Formel 1 um den Großen Preis von China am Sonntag (9.00 Uhr MESZ/live ORF, RTL und Sky), nun steht am Sonntag das zehnjährige Jubiläum an. Doch nur der Engländer Lewis Hamilton hat es bisher geschafft, auf dem 5,451 Kilometer langen Kurs zweimal zu gewinnen. Dreifach-Champion Sebastian Vettel hat 2009 im Reich der Mitte triumphiert, es war sein Debütsieg im Red Bull.

Die Premiere gewann Rubens Barrichello im Ferrari. Zwei Jahre später holte Michael Schumacher ebenfalls für die Scuderia aus Maranello seinen letzten Formel-1-Erfolg. Im Vorjahr war sein deutscher Landsmann und Teamkollege Nico Rosberg erstmals in der Königsklasse erfolgreich - als erster Mercedes-Werksfahrer seit dem legendären Juan Manuel Fangio 1955.

Asien-König Vettel

Hätte Vettel dem vorbelasteten Verhältnis zu Webber nicht neue Nahrung geliefert, könnte der Weltmeister vergleichsweise entspannt durchs Fahrerlager des Shanghai International Circuit schlendern. Mit 40 Punkten nach zwei Rennen führt er die WM-Wertung vor Australien-Sieger Kimi Räikkönen (31) und dem Australier (26) an.

Außerdem gilt Vettel als "Asien-König". Kein anderer Fahrer hat dort mehr Grand Prix gewonnen als der Triple-Champion. 17 Erfolgen in Asien stehen zehn Siege außerhalb des Kontinents gegenüber. Michael Schumacher ist in dieser Statistik Zweiter. Der Rekord-Weltmeister durfte in Asien 13 Mal jubeln.

Trotz Startplatz elf landete Vettel 2012 nach einer wütenden Aufholjagd noch auf Position fünf. Bessere Erinnerungen hat der 25-Jährige aber an das Jahr 2009. "Wir hatten ein gutes Qualifying und dann ein tolles Rennen", erzählte Vettel über seinen ersten Sieg im Red Bull. Webber raste damals auf Platz zwei. Auf Platz eins stand vor einem Jahr Nico Rosberg mit Mercedes.

Alle Augen auf Sebastian Vettel

Nach seinem Ego-Trip steht der dreifache Weltmeister beim Wiedersehen in Shanghai unter besonderer Beobachtung. Seine chinesischen Fans beglückt der Deutsche sogar in Landessprache auf seiner Homepage. Im Rennen werden vor allem gegen seinen Teamrivalen Mark Webber nur noch Taten zählen. Die Frage: Zieht Vettel bei künftigen Attacken seines "In-Team-Feindes" auf der Strecke womöglich zurück? "Wenn ich nochmal in dieser Situation wäre, würde ich es anders machen", kündigte Vettel bereits an.

Die Wunden werden vor dem Grand Prix von China nicht wirklich verheilt sein. Zu tief war der Vertrauensbruch innerhalb des Red-Bull-Rennstalls. Auch wenn Vettel nach dem 27. Grand-Prix-Sieg seiner Karriere den Fehler eingeräumt und reumütig um Verzeihung gebeten hatte. Beim Besuch in der Fabrik in Milton Keynes entschuldigte sich Vettel vor versammelter Mannschaft, Webber war nicht dabei. Er war nach Australien geflogen.

In Salzburg zürnte inzwischen Red-Bull-Besitzer Dietrich Mateschitz. Um einenVorfall wie in Sepangzu verhindern, als Vettel entgegen der Teamorder Webber überholte und sich so seinen ersten Saisonsieg sicherte, reagierte Red Bull. "Stallorder wird es bei uns keine mehr geben", kündigte Motorsportchef und Vettel-Intimus Helmut Marko in derSport Bild(Mittwoch) an. Das Team kehrt damit zum jahrelang demonstrativ proklamierten Motto zurück: Freie Fahrt für die Stallrivalen.

Alonso unter Druck

Luft nach oben hat in China Fernando Alonso. Nach der Nullnummer von Sepang will Vettels Dauerrivale im Titelrennen Boden gut machen. 22 Punkte Rückstand auf den Deutschen sind selbst zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison nicht nach dem Geschmack des Ferrari-Piloten. Auch er steht unter besonderer Beobachtung.