Rote Krise: Ferrari schlägt sich unter Wert
Von Mathias Kainz
Die Anwesenheit von Ferrari-Boss Sergio Marchionne in China war für die Roten kein gutes Omen. In Kurve eins gerieten Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen aneinander, der Deutsche torpedierte seinen finnischen Teamkollegen. Am Boliden des Finnen war der Frontflügel ab, auch bei Vettel musste im weiteren Rennverlauf die Nase des Ferrari getauscht werden. Am Ende stand mit den Plätzen zwei und fünf zwar immer noch ein respektables Ergebnis, aber den Ansprüchen des - nicht unbedingt als geduldig bekannten - Marchionne genügt das nicht.
Der 63-Jährige gab sich nach dem China-Grand-Prix versöhnlich: "Ich sehe ein Ferrari, das an seinen Aufgaben wächst", sagte Marchionne. "Es ist wie ein Kind, das Fortschritte macht - und manchmal rebellisch ist." Freundliche Worte, aber Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene weiß genau, was dahintersteckt. "Er ist unzufrieden. Und ich bin auch nicht glücklich." Kein Wunder, hatte man in Maranello doch vor dem Saisonstart vollmundig vom Titel gesprochen.
Pech und Pannen am laufenden Band
Dabei kann sich Ferrari selbst nicht viel vorwerfen. Beim Saisonstart in Melbourne verlor man Kimi Räikkönen in aussichtsreicher Position durch einen Motorschaden während der Rennunterbrechung - als die Fahrzeuge in der Boxengasse aufgereiht waren, überhitzte das Triebwerk am Boliden des Finnen, der Turbolader brannte durch. Bei Vettel verzockte man sich mit der Reifenwahl, am Ende reichte es nur zu Platz drei - hinter den beiden Mercedes-Piloten.
In Bahrain kam es sogar noch schlimmer: Vettel schaffte es nicht einmal bis zum Start, während der Aufwärmrunde ging sein Motor in Rauch auf, und damit auch die Hoffnung auf den ersten Saisonsieg. Besonders bitter: Räikkönen zeigte im Lauf des Rennens eine starke Vorstellung und holte Platz zwei - auch für Vettel sicherlich ein realistisches Ziel.
Ferrari-Krise hilft Nico Rosberg
Nutznießer der Probleme bei der Scuderia ist WM-Leader Nico Rosberg. Der Mercedes-Pilot konnte die ersten drei Saisonrennen gewinnen und musste sich zumindest um die Ferrari-Piloten dabei in aller Regel keine Sorgen machen. Dass nebenbei auch noch Teamkollege Lewis Hamilton vom Pech verfolgt ist, bringt den Deutschen schon nach drei Rennen in eine dominante Ausgangsposition in der WM.