Lucas Auer: "Ich fahre jetzt alles mit dem Zug“
Von Florian Plavec
Der Kufsteiner Lucas Auer hat sich eingelebt in Tokio. „Super freundlich“ seien die Leute im größten Ballungsraum der Welt mit 37 Millionen Menschen. Sie seien fokussiert bei der Arbeit und „irrsinnig“ lustig. „In Tokio fahren die Leute im Super-Mario-Kostüm mit Karts in den Straßen herum“, erzählt der 24-Jährige. Und dann sagt er etwas untypisches für einen Motorsportler: „Ich fahre jetzt alles mit dem Zug.“
Mit dem Zug? Formel-1-Tests hat Lucas Auer schon absolviert, Rennen in der DTM gewonnen ... und dann fährt er alles mit dem Zug? „Natürlich. Ich habe in Tokio gar kein Auto mehr. Mit dem Zug geht das schneller. In 50 Minuten bin ich in der Fabrik.“
Knapp an der Formel 1
In der Fabrik arbeitet sein B-Max Racing Team an seinem neuen Gefährt für die japanische Super-Formula-Serie. 550 PS leistet der Vierzylinder-Motor mit zwei Litern Hubraum; nur 670 Kilogramm inklusive Fahrer wiegen die Fahrzeuge; das Überholsystem „Push-to-pass“ bringt kurzfristig 10 km/h mehr; die Aerodynamik sei „brutal“.
Bei den Testfahrten in Suzuka fehlten Auer gerade einmal fünf Sekunden auf die Qualifying-Bestzeit der Formel 1. Damit ist die Super Formula die zweitschnellste Formel-Serie, noch deutlich vor der Formel 2.
Die Saison beginnt am Ostersonntag (21. April) in Suzuka und endet am 27. Oktober am selben Ort, die Konkurrenz ist groß. Die ehemaligen Formel-1-Fahrer Kamui Kobayashi und Kazuki Nakajima aus Japan sind ebenso Gegner wie etwa Daniel Ticktum (ENG) oder Nick Cassidy (NZL). Der erste Kontrahent kommt aber aus dem eigenen Rennstall und trägt einen prominenten Namen: Harrison Newey ist der Sohn von Red-Bull-Konstrukteur Adrian Newey.
Vier Jahre fuhr Auer zuletzt in der DTM. Ende 2018 zog sich sein langjähriger Arbeitgeber Mercedes aus der Rennserie zurück, um den Fokus mehr auf die Formel E zu richten. Auer musste neue Wege gehen.
Red-Bull-Junior
„Didi (Mateschitz; Anm.) und Helmut (Marko) haben mir diese Chance gegeben und ich habe sie dankend angenommen.“ Nun ist Auer Teil des Red-Bull-Juniorteams, und auch die Chance auf ein Formel-1-Cockpit bleibt intakt. Denn die schnelle japanische Serie war immer schon ein Sprungbrett für die Königsklasse. 2017 wurde der Franzose Pierre Gasly in Japan Vizemeister, seit dieser Saison sitzt der Franzose im RB15 von Red Bull.
Ein Weg, dem auch Lucas Auer im Idealfall folgen möchte. „Ich weiß genau, dass so etwas nicht planbar ist“, sagt er. „Ich weiß nur, dass ich aus Japan gestärkt zurückkommen werde.“