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Ricciardo: "Ruhm ist keine Motivation"

Mit Daniel Ricciardo, dem Sieger des letzten Formel-1-Rennens in Kanada, im Auto. Es soll langsam vorwärts gehen. Stau im Idealfall. Stau bedeutet Zeit. Zeit für dieses Interview, dass auf der Rückfahrt von einem Werbedreh geführt wird. Der 24-jährige Australier wirkt entspannt, obwohl er einen Tag voller Sponsortermine in Wien hinter sich hat.
Ricciardo, der Aufsteiger und Liebling der Szene, wechselt noch schnell sein verschwitztes Leiberl und sagt: „Kann losgehen! Ich habe beinahe jede Frage schon einmal gehört. Überraschen Sie mich!“ Gerne. Genügend Zeit ist ja, denn der Verkehr ist zäh.

KURIER: Mister Ricciardo, können Sie solche Tage genießen?

Daniel Ricciardo: Es geht. Wir haben ein gutes Team im Hintergrund, das sicherstellt, dass auch solche Tage zu ertragen sind. Das Schöne ist immer, die Fans zu treffen. Für manche sind wir so etwas wie Helden, und nicht jeder Fan hat die Möglichkeit, zur Rennstrecke zu kommen.

Wann finden Sie Ruhe?
Nur im Rennwagen. Das heißt diese Woche: erstmals am Freitagvormittag.

Wie oft denken Sie an die Formel 1?
Die Rennen beschäftigen mich noch ein paar Tage später, aber es ist wichtig, irgendwann abschalten zu können. Ich habe mittlerweile eine gute Balance gefunden zwischen meinem Job und meinem normalen Leben. Im Winter und in den Sommerwochen kann ich komplett abschalten.

Mögen Sie das Leben im Fahrerlager?
Wenn du das erste Mal dorthin kommst, ist es ein eigenartiges Gefühl. Wie eine andere Welt. Alles wirkt vergrößert, jede Bewegung, jedes Wort. Wie unter einer Lupe. Mittlerweile kann ich es aber schon genießen. Du lernst zu verstehen, dass die ganze Situation gar nicht so abschreckend ist, wie es anfangs scheint.

TV-Spots, Autogrammstunden. Ist das das Leben, von dem Sie immer geträumt haben?
Ich würde es wohl auch ohne Fernsehen und das ganzen Drumherum machen. Der Ruhm ist für mich keine Motivation. Er ist nur Teil des Ganzen, und du gewöhnst dich daran. Das Tolle sind die Fans, aber nicht das Fernsehen oder die Zeitungen.

Fühlen Sie sich als Berühmtheit?
Nicht nach meiner Definition.

Wer ist für Sie dann eine Berühmtheit?
Ich würde sagen: Hollywood-Schauspieler. Adam Sandler vielleicht. Okay, das war jetzt willkürlich.

Was unterscheidet einen Formel-1-Fahrer von einem Hollywood-Schauspieler?
Als ich selbst Teil dieser Welt geworden bin, habe ich bald gemerkt, dass es sich hier um ganz normale Typen handelt. Berühmtheit lebt ja auch ein wenig von der Unnahbarkeit.

Warum teilen Sie sich auf Twitter mit?
Ich habe lange mit mir gerungen, bis ich mich angemeldet habe.

Warum?
Ich dachte, es ist zu persönlich. Aber dann hat jeder gesagt: Es macht Spaß, und du musst das tun. Es ist auch gut, um eine Fanbasis zu generieren.

Und nun?
Es ist eigentlich gar nicht so persönlich. Außerdem macht es Spaß, mit anderen Sportlern in Kontakt zu treten.

Haben Sie noch die Kontrolle über Ihre Informationen?
Nicht wirklich. Dessen muss man sich schon bewusst sein, wenn man da mitmacht. Okay, ich schreibe, welche Fernsehserie ich gerade sehe. Was ist schlimm daran, wenn das meine Fans wissen?

Eine einfache Frage nach Kanada: Was ist nötig, um einen Grand Prix zu gewinnen?
Hingabe. In Montreal sind wir da gewesen, als Mercedes Probleme hatte. Wir waren nicht die Stärksten in Kanada und werden es wohl auch nicht in Spielberg sein, aber wir sind stark geblieben unter Druck.

In Abu Dhabi im November haben Sie im KURIER-Interview gemeint, Ihr zukünftiger Teamkollege habe keine Schwächen. Was ist während der Winterpause mit Vettel geschehen?
Ich habe rasch erkannt, dass ich sein Tempo mitgehen kann. Das hat mir Selbstvertrauen gegeben. Vielleicht hat sich Sebastian an die Anforderungen für 2014 nicht so schnell anpassen können. Aber in Kanada war er im Qualifying schneller als ich, und unser Renntempo war ident. Er ist viel besser, als manche jetzt vielleicht glauben. Die Ansprüche an ihn, den vierfachen Weltmeister, sind eben andere: Jeder erwartet, dass er gewinnt.

Sie werden als der netteste Fahrer der Formel 1 bezeichnet. Ein Kompliment?
Ich verstehe es als solches, solange mich die Leute ernst nehmen. Es ist nichts falsch daran, nett zu sein, solange du dich nicht herumschubsen lasst. Ich denke, ich habe mir ausreichend Respekt verschafft.

Auf der Strecke?
Natürlich. Mir war klar, dass ich derjenige war, der das begehrteste Cockpit der Formel 1 ergattert hat. Ich musste sicherstellen, dass sie auch wissen, warum.

Ist Freundschaft unter Fahrern möglich?
Beste Freundschaften nicht. Aber wir können an einem Rennwochenende schon einmal gemeinsam essen gehen, und es wird ein netter Abend.

Sind Sie unterschätzt worden?
Es gibt sicher Menschen, die das getan haben. Aber darüber mache ich mir keine Gedanken. Für mich war nur wichtig, zu zeigen, dass ich die beste Wahl gewesen bin für Red Bull und nicht Räikkönen oder sonst jemand.

Eine Standardfrage muss noch erlaubt sein zum Schluss: Wie fühlt es sich an, ein Formel-1-Auto zu fahren?
Ob Sie es glauben oder nicht: Die wird gar nicht so oft gestellt...(überlegt lange)...Im Formel-1-Auto siehst du die Welt um dich herum wie einen Film, den du schnell vorspulst. Es ist verrückt, wenn du das erste Mal einsteigst. Und du glaubst nicht, wie spät du bremsen kannst. Die Bremse ist ein Biest, sie schält dir fast die Haut von den Knochen.

ZUR INFO: Das Interview entstand im Rahmen eines TV-Drehs für GEOX. Das italienische Unternehmen ist seit vier Jahren Teampartner von Red Bull und hat im Rahmen dieser Zusammenarbeit die ersten atmenden Fahrerschuhe der Formel 1 entwickelt. Für GEOX ist die Rennserie ein externes Labor für die Entwicklung und Testung neuer Technologien, die dann auf Schuhe der regulären Kollektion übertragen werden.

12 Uhr. Wien-Landstraße. Nichts ging mehr im Einkaufszentrum The Mall. Polizisten sperrten die Rolltreppe, an den Eingängen stoppten Sicherheitsleute die drängelnde Masse.

Es schien der beste Sommerschlussverkauf aller Zeiten zu sein, warum auch sonst sollte man bei 28 Grad und Sonnenschein in ein Kaufhaus drängen? Doch die Geschäfte blieben leer. Die Formel-1-Fahrer Daniel Ricciardo und Sebastian Vettel hatten sich angekündigt: Autogrammstunde.

Und die beiden Red-Bull-Stars schrieben fleißig. Die Fans lächelten, die Sponsoren auch. Die Autogrammstunden war nur ein kleiner Teil eines PR-Marathons, den die beiden gestern in Wien zu absolvieren hatten. Bereits am Vormittag presste Vettel bei Sponsor Rauch den "Saft der Champions", plauderte mit ausgewählten Fans, ehe es zur Autogrammstunde und später am Nachmittag zum Videodreh von Sponsor und Schuhausrüster Geox ging. "Das ist einfach Teil unseres Jobs", sagte Vettel.

Der Sieger des Grand Prix von Österreich wird steirisches Holz und Eisen in Händen halten: Der Osttiroler Künstler Jos Pirkner fertigte und designte die Siegestrophäen, die an die ersten drei des Rennens und den Konstrukteurs-Sieger vergeben werden. Die „Kraft des Motorsports“ soll vermittelt werden. Das Material war ein ausdrücklicher Wunsch von Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz.

Die vier Pokale sollen optisch „Energie und Dynamik“ verbinden. Pirkner sagt: „Ich habe mich mit Dietrich Mateschitz getroffen, und er hat gemeint, er hätte gerne eine Trophäe aus Holz und Eisen – eine steirische Zirbe und Eisen in Anlehnung an den Erzberg.“ Mehrere Wochen habe er an den Pokalen gearbeitet und dabei versucht, „Energie einfließen zu lassen“. Die Pokale sollen dynamisches Design (für das Drehmoment der Formel-1-Autos) vereinen mit Tradition und Heimat (die Materialien aus der Region).

Dem Sieger wird all dies am Sonntag gegen 16.00 Uhr ziemlich egal sein.

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