Heimspiel auf der Lieblingsstrecke
Von Florian Plavec
Der Druck ist groß auf Nico Rosberg: Vier Mal war zuletzt sein Teamkollege schneller im Ziel, die WM-Gesamtführung musste er beim letzten Rennen in Barcelona an Lewis Hamilton abgeben. Es ist höchste Zeit, dass Rosberg wieder ein Rennen gewinnt, bei einer weiteren Niederlage (Rang zwei wäre eine Niederlage) würde der Rückstand auf Hamilton von derzeit drei auf zehn Punkte anwachsen.
Wo, wenn nicht in Monaco, soll der Deutsche zurückschlagen? Der Grand Prix in Monte Carlo ist sein Lieblingsrennen. Als Sohn von Weltmeister Keke Rosberg ist er hier aufgewachsen; jeden Tag ist er mit dem Schulbus durch den Tunnel gefahren; Monaco ist seine Heimatstadt, hier kennt er jeden Kanaldeckel. Im Vorjahr konnte er hier zum ersten Mal gewinnen. Rückblickend sagt Rosberg: "Das war ein absolut unglaubliches Gefühl." Und heuer? "Ich kann es kaum erwarten, dass es endlich losgeht."
Mit dem Silberpfeil sind Rosberg und Hamilton der Konkurrenz zumindest um eine Wagenlänge voraus. Doch das Duell mit dem Teamkollegen zehrt an Rosbergs Kräften, mental und physisch. Doch das lässt er sich nicht anmerken. "Es gibt so Phasen im Sport, in denen dem einen alles zu gelingen scheint, aber irgendwann schwingt das Pendel wieder in die andere Richtung", sagte Rosberg vor dem Rennen in Monte Carlo (Sonntag, 14.00 Uhr/live ORFeins, RTL, Sky). Niki Lauda fügte hinzu: "Lewis fährt in absoluter Hochform. Aber in Monte Carlo könnte ihn Nico biegen. Weil hier alles möglich ist."
Andere Beziehung
Die Freundschaft zwischen Rosberg und Hamilton sei nicht belastet, doch sie hat sich seit den gemeinsamen Tagen als Jugendliche im Kart verändert. "Es ist schwieriger. Es gibt Sachen, die ich Lewis nicht mehr einfach so hinlege und sage: Schau mal, das ist die beste Lösung", sagte Rosberg im Interview mit der FAZ. So habe er etwa vor zwei Wochen in Barcelona einen Trick bei der Einstellung des Differenzials gefunden. Auf dem Silbertablett habe er die Erkenntnisse nicht serviert: "Die Daten waren offen, aber die muss er dann schon selbst finden."
Rosbergs Interesse für Technik könnte ihm den entscheidenden Vorteil gegenüber Naturtalent Hamilton bringen. "Die Formel 1 liegt mir mehr als Kartfahren, weil es weit technischer ist und ich mich sehr für das Analysieren der Daten interessiere. Das macht mir unglaublich viel Spaß."
Dass Mercedes hinter (und auf) Rosberg steht, zeigt auch die Tatsache, dass sein Vertrag bis Ende 2016 verlängert wurde, wie in Monaco bekannt wurde. Der Kontrakt wurde bereits im Winter unterschrieben. Offiziell bestätigen möchte dies Mercedes aber nicht. Das Team lässt verlautbaren: "Wir haben langfristige Verbindungen mit unseren Fahrern."