F1: Der Flügel verleiht Vettel Flügel
Von Florian Plavec
Alles spricht für Sebastian Vettel. Nach zwei Siegen in Serie hat der Deutsche vor dem Rennen in Südkorea am kommenden Sonntag (8 Uhr MESZ) seinen Rückstand auf Fernando Alonso auf vier Punkte verringert – und sein Auto ist so schnell wie noch nie.
Denn Red Bull hat nachgerüstet, seit dem Grand Prix in Singapur vor zweieinhalb Wochen hat auch das englisch-österreichische Team Doppel-DRS an Bord. Mit dem aerodynamischen Trick konnte Vettel beide Rennen in überlegener Manier gewinnen, denn das neue System macht den Red Bull auf den Geraden deutlich schneller.
Wenig Abtrieb
Beim herkömmlichen Drag Reduction System klappt der Heckflügel auf, wenn der Fahrer einen Knopf betätigt. Dadurch wird ein Luftschacht frei, wodurch sich der Luftwiderstand verringert und sich die Geschwindigkeit erhöht. Doppel-DRS geht einen Schritt weiter: Der Luftstrom wird durch den aufgeklappten Heckflügel abgelenkt, strömt anschließend auf das untere Flügelelement und sorgt dort für einen Strömungsabriss. Dies wiederum ermöglicht einen noch höheren Top-Speed.
In Zahlen: In Monza fehlten Vettel noch 11,9 km/h auf den besten Topspeed, damit war er 18. unter 24 Fahrern. In Singapur war er schon Dritter (und Teamkollege Webber Erster) und in Suzuka Sechster. Auf die Spitze fehlten in Japan nicht einmal mehr 5 km/h. Dabei war Red Bull in allen Rennen in den Kurven schnell wie immer.
Doch Christian Horner relativiert: "Es gibt nicht die eine Wunderwaffe", sagt der Red-Bull-Teamchef. "Wir entwickeln das Auto in kleinen Schritten und haben in allen Bereichen Fortschritte gemacht." Helmut Marko, der Red-Bull-Motorsportdirektor, weiß allerdings um die Bedeutung des Doppel-DRS, wenn er sagt: "Die Schritte, die aufs Auto gekommen sind, hatten eine positive Auswirkung."
Die großen technischen Entwicklungsschritte verdankt Red Bull auch den großen Ressourcen. Die Konkurrenz bezweifelt mittlerweile, ob das Erfolgsteam tatsächlich gewillt ist, den Sparkurs der kommenden Jahre mitzutragen, der im Ressourcen-Restriktionsabkommen (RRA) festgehalten ist.
Gute Idee
Zwar tritt RRA frühestens 2014 in Kraft, es gibt aber von allen Teams Absichtserklärungen zum Sparen. Red Bull allerdings hat laut motorsport-total.com seinen Personalstand im Bereich Formel 1 von 2010 auf 2011 von 646 auf 657 erhöht.
Vorreiter des Doppel-DRS war übrigens Mercedes bereits zu Saisonbeginn. Im Vergleich zu Red Bull funktioniert das System am Auto der Deutschen komplett anders, denn vom Heckflügel wird der Luftstrom nach vorne zum Frontflügel geleitet, wo er für weniger Abtrieb sorgt. Doch das Reglement verbietet diese Innovation ab der kommenden Saison.