Ex-Formel-1-Pilot Klien: "Ich tippe dieses Jahr auf Verstappen"
Von Florian Plavec
Ein intensives Jahr liegt vor Christian Klien. An 26 Rennwochenenden ist der ehemalige Formel-1-Pilot im Einsatz. Er fährt heuer in der GT-Open-Serie, der GT World Challenge und er absolviert drei Rennen in der DTM. An zwölf Wochenenden reist der 38-jährige Vorarlberger mit der Formel 1 um die Welt und ist in seiner neuen Funktion als Experte für ServusTV im Einsatz.
Am Sonntag (17.00 MESZ) geht es um den Großen Preis von Bahrain, schon gestern drehten die Boliden im Training die ersten Runden. Den besten Eindruck hinterließ dabei Max Verstappen im Red Bull. Der Niederländer war sowohl bei 36 Grad am frühen Nachmittag der Schnellste als auch am Abend in der Finsternis, als es etwa 15 Grad kühler war. Größter Konkurrent um die Poleposition wird heute (16.00 MEZ) vermutlich Weltmeister Lewis Hamilton im Mercedes sein.
Vor seinem Abflug ins Königreich sprach Christian Klien noch über ...
- ... Erwartungen
Ich glaube, es wird noch spannender werden als letztes Jahr. Abgesehen von einer Anpassung der Aerodynamik gab es kaum Regeländerungen. Die Teams aus dem Mittelfeld und von hinten konnten einen Schritt aufholen, weil die großen Teams keine Tricks auspacken konnten. Red Bull hat bei den Tests am besten abgeschnitten. Ich gehe davon aus, dass sie erfolgreich in die Saison starten werden.
- ... Mercedes
Es scheint, als ob Mercedes ein paar Probleme hat mit einer unberechenbaren Hinterachse. Ich würde sie aber nie ganz abschreiben, vielleicht haben sie geblufft. Ich glaube, sie sind auch noch nicht mit voller Motorleistung gefahren.
- ... Spannung
Ein Solo für Mercedes ist heuer nicht zu befürchten. Wenn Red Bull oder Mercedes schwächeln, sind die anderen Teams da, etwa McLaren, Alpine oder Alpha Tauri.
- ... Sebastian Vettel
Aston Martin hat bei den Tests geschwächelt, die hatten einige Kinderkrankheiten, Elektronik- und Getriebeprobleme. Sebastian Vettel konnte nur 117 Runden fahren in eineinhalb Tagen, das ist fast nichts. Zu meiner Zeit hatten wir noch bis zu 20 Testtage. Aber er wird sich bei Aston Martin wohler fühlen, weil er nicht mehr so unter Druck ist wie bei Ferrari. Er wird seine Erfahrung einbringen in ein doch noch kleines Team. Letztes Jahr hat er nicht sein Talent verloren, aber seine Freude. Sein Selbstvertrauen wurde ihm von Ferrari genommen. Wie man ihn abserviert hat, war nicht die feine Klinge.
- ... Rückkehrer Alonso
Ich glaube, er wird seinen Teamkollegen Ocon bei Alpine (früher Renault; Anm.) in den Schatten stellen. Alonso ist hungriger denn je, er will seinen dritten WM-Titel holen. In seiner Karriere war er zu oft zum falschen Zeitpunkt im falschen Team. Alonso ist ein Ausnahmetalent wie Verstappen und Hamilton oder Leclerc. Sein Alter wird da kein Problem sein.
- ... Mick Schumacher
Haas hat das Auto kaum weiterentwickelt, für Mick ist es nicht sehr motivierend, da hinten rumzufahren. Es geht für ihn darum, möglichst viel zu lernen, wenig Fehler zu machen und den Teamkollegen im Griff zu haben. Schumacher ist kein Verstappen, der einschlägt wie eine Bombe. Er ist sehr clever, technisch sehr schlau und erarbeitet sich den Erfolg. Er wird einmal ein kompletter Fahrer sein.
- ... 23 Rennen
Das wäre ein Rekordprogramm. Aber die Sport-Welt hat gezeigt, wie man trotz Corona Veranstaltungen abhalten kann. Im Moment ist es aber schwer abzuschätzen, wie die Covid-Lage in der zweiten Jahreshälfte sein wird, wenn es nach Südamerika geht.
- ... Rennen in Saudi-Arabien
Ich bin kein Fan davon, in Länder zu gehen, wo es gar keine Motorsport-Kultur gibt. Da zählt nur das Geld, es geht nur ums Business. Die Rahmenbedingungen in diesem Land sind für die Menschen ja nicht so, wie man sich das vorstellt.
- ... das Österreich-Rennen
Ich hoffe, dass es am 4. Juli eine Möglichkeit gibt, dass Fans dabei sein können. Vielleicht geht es mit Schnelltests und vielleicht mit einer begrenzten Zahl an Zuschauern.
- ... seinen WM-Favoriten
Ich tippe dieses Jahr auf Verstappen. Auch sein Red-Bull-Teamkollege Sergio Pérez wird seinen Anteil haben. Wenn man zwei ähnlich schnelle Piloten im Team hat, treiben die gemeinsam die Fahrzeugentwicklung an. Sie verbessern sich gegenseitig. Und vor allem in der WM der Konstrukteure sehe ich Red Bull weit vorne.