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Disqualifikation und Regenbogen-Shirt: Aufregung um Vettel in Ungarn

Sebastian Vettel erreichte die niederschmetternde Gewissheit nach der Ankunft mit dem Linienflieger von Budapest nach Zürich. Im Fahrerlager auf dem Hungaroring, inmitten von Gabelstaplern und fleißigen Teammitgliedern, wurde sein Aston Martin versiegelt. Er selbst, der viermalige Weltmeister, wurde aus den Ergebnislisten des Großen Preises von Ungarn über fünf Stunden nach dem Rennende gestrichen. Für die Frustbewältigung hat Vettel nun knapp vier Wochen Zeit.

Noch bevor der Flieger abhob, las auch Vettel die ersten Berichte, wonach sein zweiter Platz hinter Sensationssieger Esteban Ocon in Gefahr war. Ein mulmiges Gefühl hatte er bereits. So wie der ganze Tag in Budapest einer zwischen Freude, Frust, Begeisterung und Betrübnis war. Für seine Regenbogen-T-Shirt-Aktion mit der Aufschrift "Same Love" bei der ungarischen Hymne wurde Vettel verwarnt. Das kann Folgen bis hin zu einer Startplatzstrafe haben. Statements ja, aber bitte nur in dem Rahmen, der der Formel 1 genehm ist. Einem wie Vettel ist das gar nicht genehm.

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Rennleiter Michael Masi erklärte, dass die Hymne des Gastgeberlandes respektiert werden soll, indem die Fahrer ihre Rennanzüge tragen. Der Deutsche hatte wie auch Superstar Lewis Hamilton bereits Tage zuvor zu dem geplanten Referendum gegen Rechte nicht-heterosexueller Menschen (LGBTQ) in Ungarn deutlich Stellung bezogen.

Dann der verpasste erste Sieg Vettels im Aston Martin, auch ein bisschen ärgerlich. Zwei Stunden vor Mitternacht war der Vollfrust besiegelt. Statt 1,0 konnten die Kontrolleure nur 0,3 Liter Sprit im Tank feststellen. Gegen die Disqualifikation reichte Vettels Rennstall umgehend eine Protestabsichtserklärung ein. "Ein GP, der nie endet", schrieb die italienische La Gazzetta dello Sport. Von Vettel gab es erstmal keinen Kommentar.

Das X-Zeichen

9.000 Kilometer weiter im Osten: Als in Tokio die Medaillengewinner am Sonntag für Fotos posierten, hob Raven Saunders ihre Arme und verschränkte sie in einer X-Form über dem Kopf. Mit der X-Geste hat die 25-jährige US-Amerikanerin, die im Kugelstoßen Zweite wurde, Solidarität für die Rechte „unterdrückter Menschen“ ausdrücken wollen, sagte Saunders danach. Das X sei der Schnittpunkt, an dem sich alle unterdrückten Menschen treffen.

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Das IOC untersuchte gestern den Vorfall. Zwar wurde die umstrittene Regel 50 der olympischen Charta, die jegliche „politische, religiöse oder rassistische Demonstration“ verbietet, gelockert. Aber: Politische Proteste bei Siegerehrungen sind weiter untersagt. Saunders ist die queerste Botschafterin von Olympia. „Es gibt so viele Menschen, die auch dafür kämpfen, aber keine Stimme oder Plattform haben, um gehört zu werden. Ich habe mein Bestes gegeben, um hier mit einer Medaille rauszugehen für die Menschen aus der LGBTQ-Bewegung, für schwarze Menschen, für Menschen mit psychischen Problemen. Ich will ihnen Hoffnung geben und sie inspirieren.“