Der Große Preis: Mateschitz' Bubentraum wird wahr
Dietrich Mateschitz ist ein Kind der Obersteiermark. Werden Kinder groß, erfüllen sie sich Bubenträume. Eine Rennbahn ist ein Bubentraum. So lässt sich die Geschichte von Mateschitz, dem Milliardär, und Spielberg, seiner Rennbahn, nüchtern zusammenfassen.
Doch mit der Nüchternheit ist es eben so eine Sache, wenn der Bubentraum die Kleinigkeit von rund 240 Millionen Euro gekostet hat.
Dass die Spielbergerin an diesem Wochenende in ihrem Kaffeehaus dennoch Formel-1-Fans bewirten darf, grenzt an ein Wunder. Mit Logik lässt sich der Große Preis von Österreich am Sonntag (Start: 14 Uhr) auf den ersten Blick kaum erklären. 2003 kreiste die Königsklasse zuletzt in Österreich, 2005 wurde das letzte Europa-Rennen in den Formel-1-Kalender aufgenommen. Antizyklisch könnte man das nennen, oder schlicht clever. Red Bull ist mit zwei Rennställen für Rechteinhaber Bernie Ecclestone zu einem der wichtigsten Geschäftspartner geworden. Zumindest bis 2020 scheint Spielberg im Kalender auf. Während viele andere Streckenbetreiber die Antrittsgage nur unter großen Anstrengungen lockermachen können, sind die kolportierten 20 Millionen Euro, die Ecclestone pro Jahr verlangt, für Mateschitz ein Klacks.
150 Prozent Einsatz
"Jeder andere hätt’ den Hut draufgehaut, aber der Didi hat zu 150 Prozent weitergemacht", sagt Wirtin Zuber. Didi – so nennen sie Mateschitz hier im Aichfeld. Sehen lässt sich der öffentlichkeitsscheue 70-Jährige selten, der gestrige Gang durch das Fahrerlager ist eine Rarität. Lieber tritt er als Großgrundbesitzer in Erscheinung. Erst vor Kurzem kam eine Alm zu diversen Schlössern, Hotels und Restaurants hinzu.
Auch Wirtin Brigitte Zuber ließ sich nicht zwei Mal bitten: "Mit der Rechnung von 900 Euro bin ich rüber. Da sag’ ich erstens danke, weil ich ein Geschenk gekriegt hab’. Und zweitens haben heimische Firmen Arbeit gehabt. Das Geld bleibt also da, der Arbeiter verdient, kann wieder fortgehen, bei mir ein Bier trinken."
400 neue Jobs
Bier wird geflossen sein an diesem Wochenende. Viel Bier. In viele Bäuche der mehr als 200.000 Besucher. Studien des Landes Steiermark zufolge sollen langfristig 74 Millionen Euro durch den Red-Bull-Ring in der Region bleiben. Kritiker bezweifeln diese Zahlen. Verbürgt sind jedenfalls die 400 Jobs, die bereits entstanden sind.
Verstummen will so manche Kritikerstimme dadurch nicht. Drei Gerichtsverfahren sind noch im Laufen, deren Ausgänge könnten das Rennen 2015 zwar kaum aus-, das Zuschaueraufkommen jedoch einbremsen.
Wie Dietrich Mateschitz darauf reagieren wird? Rückschläge rund um Spielberg ist er ja gewöhnt, nach dem Aus für sein erstes Vorhaben ließ er 2005 wissen: "Geld ist ersetzbar, Ehre nicht."
Hinter Bubenträumen stecken eben doch Männer.
Zum Live-Blog rund um den Grand Prix von Österreich
1964: Der erste Grand Prix von Österreich wird als Flugplatzrennen in Zeltweg ausgetragen. Jochen Rindt gibt als erster Österreicher sein F1-Debüt.
1970: Das erste Rennen auf dem Österreichring.
1975: Mark Donohue (USA) verunglückt und reißt einen Streckenposten mit in den Tod.
1984: Niki Lauda gewinnt sein Heimrennen vor 100.000 Zuschauern.
1986: Gerhard Berger hat in Führung liegend einen Defekt und fällt weit zurück.
1997: Die Formel 1 kehrt nach zehn Jahren auf den umgebauten und kürzeren A1-Ring zurück. Berger wird nach einer Pannenserie im Benetton Zehnter.
2002: Barrichello lässt Ferrari-Kollege Schumacher überholen. Ein Skandal.
2014: Elf Jahre nach dem Abschied kehrt die Formel 1 nach Spielberg zurück.
Sebastian Vettel (D/25), vierfacher Weltmeister
Niki Lauda (Ö/65), Sieger in Spielberg 1984
Gerhard Berger (Ö/54), Pechvogel von Spielberg
Heinz Prüller (Ö/73), Reporter-Legende