Darf Leclerc für Ferrari gewinnen?
Von Florian Plavec
Eindrucksvoll, überragend, souverän. Ferrari-Youngster Charles Leclerc holte am Samstag in Bahrain mit Streckenrekord die erste Poleposition seiner Karriere. „Es scheint, als hätte ich einen richtig guten Job gemacht“, sagte er. „Sebastian ist ein außergewöhnlicher Fahrer, ich lerne viel von ihm. Aber heute bin ich froh, dass ich ihn besiegt habe.“ Mit 21 Jahren und 165 Tagen ist der Monegasse der zweitjüngste Mann, der es in der Formel 1 auf den ersten Startplatz geschafft hat.
Übertroffen wird er in dieser Wertung nur von Sebastian Vettel. Der schaffte dieses Kunststück mit 21 Jahren und 72 Tagen. Damals, am 14. September 2018, gewann Vettel auch das Rennen in Monza. Mittlerweile ist der Deutsche 31 Jahre alt, vierfacher Weltmeister und der unumstrittene Superstar bei Ferrari.
Überholverbot
Nicht nur deshalb stellt sich vor allem den Ferrari-Fans die Frage, ob Leclerc heute überhaupt das Rennen gewinnen darf. In seinem ersten Grand Prix für die Scuderia in Melbourne wurde er jedenfalls gnadenlos zurückgepfiffen. Leclerc war vor zwei Wochen deutlich schneller als sein Teamkollege unterwegs. Ein Überholen wurde ihm nicht gestattet. Vettel blieb auf Platz vier, Leclerc auf fünf.
„Wir wollten in dieser Situation kein Risiko eingehen“, erklärte Ferrari-Teamchef Mattia Binotto in Bahrain. „Beiden Fahrern war das bewusst.“ Leclerc sei keinesfalls die Nummer 2, sagte Binotto. „Er darf so schnell fahren, wie er mag. Er darf auf die Pole fahren, vorne bleiben und das Rennen gewinnen.“ Doch der Teamchef bestätigte nicht, dass Leclerc Vettel auf der Strecke überholen darf. Das scheint nur dann möglich zu sein, wenn Vettel einen Defekt hat, oder gerade an der Box ist.
Auch ob Vettel seinerseits Leclerc angreifen darf, beantwortete Binotto nicht: „Unsere Fahrer sollen im Zweikampf keine Risiken eingehen. Schauen wir einmal, wie sich die nächsten Rennen entwickeln.“ Fakt ist, dass Vettel vorerst die volle Rückendeckung bei Ferrari hat. Binotto: „Ein Fahrer muss das Vertrauen des Teams spüren. Wir unternehmen alles, damit sich Sebastian wohlfühlt.“
Fraglich bleibt dabei, ob Leclerc dabei ein ebenso gutes Gefühl hat.
Ein schlechtes Gefühl hat man bei den Silberpfeilen. Hamilton und Bottas hatten am Samstag keine Chance und kamen auf die Plätze drei und vier. Nach Jahren der Dominanz musste Teamchef Toto Wollf zugeben, dass Mercedes in der Leistung hinter Ferrari zurück liegt. Der Wiener blickte aber optimistisch auf das Rennen am Sonntag, denn: "In den Longruns waren wir am Freitag nicht so schlecht."