Sport/Motorsport

Betrugsvorwürfe: Die Formel-1-Teams formieren sich gegen Red Bull

Ein Brandbrief an den FIA-Boss und den Formel-1-Chef, Forderungen nach einer harten Strafe - und Rekordweltmeister Lewis Hamilton sorgt sich um die Integrität des Sports. Statt sich auf die mögliche Krönung als Konstrukteurs-Weltmeister vorzubereiten, steht Red Bull Racing vor dem Grand Prix der USA am Sonntag (21.00 Uhr MESZ/live ORF 1 und Sky) in Austin im Finanz-Fokus.

Die Strafe für das Überschreiten der Kostengrenze steht noch immer aus - und das befeuert die ohnehin hitzige Diskussion in Texas. "Wenn sie locker mit den Regeln umgehen, gehen alle Teams drüber und geben Millionen mehr aus", sagte Hamilton. "Wenn es dafür nur einen Klaps auf die Finger gibt, ist das natürlich nicht gut für den Sport." Wenn sie über Integrität sprechen würden, gehe es darum, "wie wir durch Grundwerte navigieren", sagte Hamilton.

Medienberichten zufolge verhandelt Red Bull dieser Tage mit dem Automobil-Weltverband FIA. Diese soll eine Vereinbarung zur Anerkennung des Regelverstoßes vorgeschlagen haben. Ohne Details zu nennen, hatten die Regelhüter festgestellt, dass Red Bull die Obergrenze von 148,6 Millionen US-Dollar im vergangenen Jahr "geringfügig überschritten" und wie Aston Martin gegen die Verfahrensregeln verstoßen habe.

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Geht Red Bull auf die vorgeschlagene Vereinbarung ein, würde das Team den Regelverstoß anerkennen und auf einen Einspruch verzichten müssen. Das Strafmaß wäre dafür auch eher moderat - Punktabzüge sind nicht vorgesehen. Sportlich bliebe alles, wie es 2021 mit dem ohnehin umstrittenen Finale von Abu Dhabi mit dem WM-Titel für Max Verstappen vor Hamilton zu Ende gegangen war.

"Wir denken, dass wir im Einklang (mit den Regeln) sind", bekräftigte Verstappens Teamkollege Sergio Pérez in Austin noch mal. Zusammen wollen und können die beiden Red-Bull-Piloten am Sonntag die Serie von Mercedes bei den Konstrukteuren nach acht Teamtiteln der Silberpfeile in Serie beenden.

Rekordjagd

Zudem jagt der seit Suzuka am 9. Oktober als neuerlicher Weltmeister feststehende Verstappen die Rekorde von Michael Schumacher und Sebastian Vettel. Der Niederländer hat zwölf der bisher 18 WM-Rennen gewonnen, auf die Saisonbestmarke von 13 GP-Siegen der beiden Deutschen fehlt dem Red-Bull-Star nur noch ein Sieg. Bei vier ausstehenden Rennen sollte das gelingen, vielleicht schon in Texas.

Allerdings hat Schumacher 2004 die 13 Siege in 18 Rennen eingefahren, Vettel hatte 2013 noch 19 WM-Läufe, während Verstappen nun 22 WM-Starts hat. Die Siegquote von Schumacher, der vor 18 Jahren 72,2 Prozent der Rennen gewann, könnte der Niederländer aber noch einholen, wenn er alle vier ausstehenden Grand Prix gewinnen und somit auf eine Quote von 72,7 Prozent kommen würde.

Der Doppel-Weltmeister will sich von der Problematik nicht beeinflussen lassen und bleibt gelassen. "Es ist nichts bestätigt, aber wir wissen, dass wir damit umgehen müssen", sagte er im Sky-Interview. "Die Konkurrenz versucht uns einzubremsen. So funktioniert die Formel 1. Das ist für mich okay."

Das hochbrisante Thema um die Kostenüberschreitung muss Teamchef Christian Horner klären. Erwartet wird, dass er sich noch vor dem Rennen dazu äußert und erklärt, ob Red Bull auf die Vereinbarung eingeht - oder eben nicht. In einer ersten Stellungnahme hatte sich der Rennstall enttäuscht und überrascht gezeigt von den Ergebnissen der lange andauernden Untersuchung.

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Ob ein Einlenken die Konkurrenz nun besänftigen wird, bleibt abzuwarten. Wenn es eine Strafe gebe, müsse die auch den Anreiz nehmen, zwei oder drei Millionen mehr auszugeben, betonte Carlos Sainz von Red-Bull-Rivale Ferrari. "Regeln sind Regeln und wenn man sich nicht dran hält, sollte es eine Strafe geben, die wirklich weh tut", forderte Valtteri Bottas. 

Konkurrenz legt nach

McLaren-Geschäftsführer Zak Brown hat einem Bericht der BBC zufolge sogar per Brief den FIA-Präsidenten Mohammed bin Sulayem und den Chef der Formel 1, Stefano Domenicali, zu Strafen für Red Bull aufgerufen, die das Team auch auf der Strecke treffen. Eine Geldstrafe allein reiche nicht, es gehe auch um sportliche Konsequenzen für den "Betrug".

Die Kostenobergrenze wurde in der Formel 1 zur Saison 2021 eingeführt, um die Rennserie langfristig stabiler zu machen und die Unterschiede zwischen den Teams zu verringern. "Wir wissen, was ein, zwei, drei Millionen an Entwicklung ausmachen können", betonte Ferrari-Pilot Sainz.