Sport

Eine Stabhochspringerin schnuppert Höhenluft

Man kann sich gar nicht vorstellen, wie schwierig zwei Schritte sein können. Einen Stabhochspringer zum Beispiel können zwei einfache Schritte ordentlich aus dem Tritt bringen. "Dann wirst du plötzlich zu schnell, dann kommt der Kopf nicht mehr mit und am Ende haut auf einmal die ganze Technik nicht mehr richtig hin", erklärt Kira Grünberg, die gerade einen Anlauf unternimmt, um für die anstehende Europameisterschaft in Zürich (12. bis 17. August) ihren Ablauf beim Anlauf zu verbessern. "Bis jetzt bin ich immer mit 14 Schritten angelaufen, bis zur EM will ich es mit 16 Schritten versuchen."

Jeder Schritt zurück bedeutet einen Fortschritt in dieser so komplexen Sportart Stabhochsprung, die den Laien beim bloßen Zuschauen bereits überfordert. Mehr Anlauf heißt mehr Tempo, heißt in Folge auch mehr Energie und – im Idealfall – auch größere Höhen. 4,41 Meter hat Kira Grünberg inzwischen bereits übersprungen, das ist nicht nur österreichischer Rekord sondern auch eine beachtliche Bestmarke für eine 21-Jährige, die sich in dieser Saison bereits um knapp 20 Zentimeter gesteigert hat. Tendenz stark steigend. "Da ist noch Luft nach oben. In meiner Altersklasse bin ich im Moment in Europa unter den Top Drei", sagt die Tirolerin, "und das beste Alter kommt mit 27."

Faszination

Es soll nämlich, so sagen die Experten, zwischen zehn und fünfzehn Jahre dauern, bis ein Leichtathlet die sensible Stabhochsprungtechnik perfektioniert hat. Anlauf, Absprung, Aufrollen, Lattenüberquerung heißen die vier Sequenzen, die einen kompletten Athleten fordern. "Du brauchst Kraft, Schnellkraft, Akrobatik, alles", sagt Grünberg, die sich schon in jungen Jahren spezialisiert hat. "mich hat das Stabhochspringen schon als Mädchen fasziniert. Ich wollte immer wissen, wie das funktioniert."

Es funktioniert vor allem mit viel Arbeit, Disziplin und einer Portion Idealismus. Als Leichtathlet hat man mittlerweile in Österreich Exotenstatus. "Der Stellenwert unserer Sportart ist leider nicht mehr allzu hoch", weiß Kira Grünberg.