Sport

Keine Speed-Medaille bei der W(eh)M

Die WM 1987 ist in die Ski-Geschichte eingegangen. Nicht nur, weil vor 26 Jahren in Crans Montana zum ersten Mal Super-G-Bewerbe ausgetragen wurden oder weil die Schweizer Gastgeber mit acht Goldmedaillen den Mythos vom Heimnachteil eindrucksvoll widerlegten. Nein, auch Österreichs Speed-Team sorgte für ein historisches Ergebnis.

Eine Nullnummer.

Sowohl Herren als auch Damen gingen in der Schweiz in Super-G und Abfahrt leer aus. Ein historischer Tiefpunkt, der am Sonntag in Schladming seine Wiederholung fand. Denn nachdem Klaus Kröll am Vortag mit Platz vier denkbar knapp am Podest vorbeigecarvt war, hatten die Abfahrtsdamen mit den WM-Medaillen am Sonntag so gar nichts zu tun.

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Andrea Fischbacher war als Achte mit 1,23 Sekunden Rückstand auf Siegerin Marion Rolland (F) noch die Beste im rot-weiß-roten Quintett. Die Titelverteidigerin Elisabeth Görgl (10.), die Mitfavoritin Anna Fenninger (11.) und die Trainingsweltmeisterin Regina Sterz (18.) konnten im Ziel nur die Köpfe schütteln und enttäuscht abziehen. Und Stefanie Moser landete nach einem Materialfehler im Sicherheitsnetz. „Extrem schwierig“ sei es gewesen (Fenninger), „nicht so locker“ sei das Skifahren von den Beinen gegangen (Sterz), und „eigentlich gar nicht so schlecht“ hätte sich die Fahrt angefühlt (Görgl).

Ernüchterung

Was bleibt, ist das ernüchternde Ergebnis und die Frage, warum Österreichs Geschwindigkeitsspezialisten nicht auf Touren kommen wollen. Denn gerade bei den Männern hat die Negativbilanz in der Königsdisziplin schon eine gewisse Tradition: Nach den Weltmeisterschaften 2007, 2009 und 2011 und den Olympischen Spielen 2010 blieben die Herren in Schladming bereits zum fünften Mal in Folge bei Großereignissen ohne Medaille. Ein Ergebnis, das den hohen Ansprüchen des rot-weiß-roten Teams nicht gerecht werden kann.

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„Natürlich sind wir mit der bisherigen Ausbeute nicht glücklich. Aber bei einem vierten Rang kann man nicht von einem Desaster sprechen“, relativierte ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel die Kritik: „Dass die Geschwindigkeitsbewerbe im Moment nicht unsere größte Stärke sind, wussten wir. Und unsere stärksten Disziplinen kommen noch. Ich habe immer von sechs Medaillen gesprochen, und die sind nach wie vor möglich.“

Schröcksnadel wollte nach Abschluss der WM-Speedserie gestern weder Ausreden wie „Wetterpech bei den Damen und die Verletzung von Franz im Abschlusstraining“ gelten lassen, noch ein Krisenszenario herbeireden.

Ursachenforschung

Kritischere Worte fand am Samstagabend Herren-Cheftrainer Mathias Berthold. „Wenn du Vierter oder Fünfter wirst, dann ist das kein Pech, dann warst du zu schwach“, sagte der 47-jährige Vorarlberger unverblümt. Die Enttäuschung war ihm nicht ohne Grund ins Gesicht geschrieben. „Für mich ist das das zweite Großereignis ohne Medaille in der Abfahrt. Wenn man solche Jungs hat, die heuer schon bewiesen haben, dass sie es können, ist der Ärger doppelt groß“, sagte Berthold, der sich auf Gegenwind einstellte: „Wir werden massive Kritik zu spüren bekommen von Medien und unzufriedenen Fans.“

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Einer, der es eigentlich können sollte, war Pechvogel Klaus Kröll. Der Dritte von Lake Louise und Zweite von Wengen sprach sich angesichts der Negativ-Statistik für Geschichtsforschung aus: „Das muss man schön langsam analysieren, warum es bei Großereignissen nicht für Medaillen reicht“, sagte der WM-Vierte in der Abfahrt.

Die entthronte Titelverteidigerin Elisabeth Görgl lehnte am Sonntag hingegen das Krisengerede ab: „Wir Österreicher sind eine Skination, ganz klar. Aber man sollte trotzdem die Kirche im Dorf lassen.“

Die Zehnte der Damen-Abfahrt warnte vor überzogenen Erwartungen: „Das, was mir vor zwei Jahren gelungen ist, war eigentlich ein Geschenk, da muss alles zusammenpassen. Jeder probiert sein Bestes, einmal hat der eine das Glück, einmal der andere. Weiter geht’s.“