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Jakob Pöltl: "Das große Ziel bleibt die NBA"

Jakob Pöltl tritt nicht in den Raum, er erscheint. Mit seinen 2,13 Metern und den riesigen Füßen (Schuhgröße 50,5) zieht der Wiener die Blicke auf sich. Dem 19-jährigen Basketballer wird eine große Karriere prophezeit. 2016 winkt Pöltl als erstem Österreicher ein Vertrag in der NBA. Schon in diesem Jahr hatten ihm die Experten gute Chancen auf den den Sprung in die beste Basketballliga der Welt gegeben, doch der 19-Jährige spielt lieber eine weitere Saison mit Utah in der US-College-Meisterschaft.

KURIER: Sie hätten heuer schon in die NBA kommen können. Warum haben Sie auf den Um- und Aufstieg verzichtet?

Jakob Pöltl: Weil ich einfach gespürt habe, dass die Zeit noch nicht reif dafür ist und ich selbst nicht hundertprozentig von diesem Schritt überzeugt war. Ich war mir nicht sicher, ob ich der NBA mental schon gewachsen bin. Viele haben mir geraten, mich nur dann dem Draft zu stellen, wenn ich auch tatsächlich bereit bin und das Ding durchziehen möchte.

Eine Vernunftsentscheidung?

Absolut. Außerdem glaube ich, dass das College-Basketball für mich noch eine Herausforderung ist. Es ist nicht so, dass ich den Toplevel schon erreicht hätte und diese Liga unter meinem Niveau wäre. Ich kann dort noch viel lernen. Und ich muss auch noch viel lernen.

In welchen Bereichen haben Sie am meisten Aufholbedarf?

Körperlich fehlt mir schon noch einiges. Ich muss auf jeden Fall Muskelmasse zulegen, meine 112 Kilo sind eindeutig noch zu wenig. 120 Kilo sollte man schon haben. Das heißt, dass ich jetzt oft in der Kraftkammer bin.

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Wie waren denn die Reaktionen in den USA, als plötzlich ein österreichischer Basketballer aufgetaucht ist? Sind Sie im US-Basketball ein Exot?

Manche haben nicht gewusst, wo Österreich ist. Einige hatten nicht einmal eine Ahnung davon, dass es Österreich überhaupt gibt. Das habe ich schon öfter erklären müssen. Inzwischen kennt man mich. Ich musste sogar Autogramme geben, aber das ist alles noch weit weg von irgendeinem Star-Status.

Was war für Sie die größte Umstellung in den USA?

Es ist einfach eine andere Welt. Der Sport hat hier generell einen viel höheren Stellenwert als in Österreich. Es sagt schon alles aus, wenn wir regelmäßig vor 10.000 Zuschauern und mehr spielen. Das gibt einem gleich ein anderes Gefühl, wenn man unten auf dem Spielfeld steht.

Ein Gefühl der Beklemmung?

Am Anfang war es schon komisch, wenn du die vielen Leute siehst. Da hab’ ich mir gedacht: "Okay, das ist hier jetzt anders als daheim." Vor den ersten Spielen war ich nervös, aber das hat sich dann schnell einmal gelegt, weil es Alltag geworden ist, in einer vollen Halle zu spielen.

Wie schwer ist Ihnen die Anpassung auf dem Spielfeld gefallen?

Es ist um einiges athletischer und es wird mit viel mehr Power gespielt. Das liegt auch an den vielen jungen Spielern im College, die geben immer Vollgas, weil sie um eine Karriere kämpfen. Die Grundmotivation ist schon im Training extrem hoch, das ist ein Unterschied zu Österreich. Ich persönlich habe in dem Jahr am meisten gelernt, wie ich mich gegen stärkere Gegenspieler behaupten kann.

Auch wie Sie mit dem Rummel um Ihre Person umgehen?

Die Medien-Präsenz hat mich voll überrascht. Das ist aus dem Nichts gekommen. Da spielst du eine relativ gute Saison bei Utah und auf einmal geht’s richtig ab.

Macht Sie das stolz, dass Ihnen von den Experten zugetraut wird, in der NBA zu spielen?

Ein bisschen vielleicht. Auf jeden Fall habe ich in meiner Karriere schon einige Schritte gemacht. Aber ich bin noch lange nicht dort, wo ich hin will. Es besteht also kein Grund sich auszuruhen. Ich habe einmal ein Zwischenziel erreicht, aber das große Ziel bleibt die NBA.

Wie sieht der Weg dorthin aus?

Der Plan wäre, dass ich im nächsten Jahr Profi werde, darauf ist der Fokus gelegt und im Hintergrund werden schon Vorbereitungen getroffen. Ob das dann wirklich was wird, werden wir im Frühjahr 2016 sehen. Das ist aber noch weit weg, darüber will ich mir jetzt keine Gedanken machen. Im Moment freue ich mich, dass ich beim österreichischen Team sein kann. Das ist eine neue Erfahrung.

Abschließend: Sie sind 2,13 Meter. Wie gestaltet sich für jemanden wie Sie der Alltag ?

Das Leben ist manchmal ein bisschen kompliziert. Dass ich mich bei den Türen bücken muss, daran habe ich mich ja gewöhnt. Aber Kleidung kaufen ist mühsam, weil du kaum Auswahl hast. Und Fliegen und Autofahren ist auch nicht gerade lustig, wenn du nicht weißt, wohin mit den Füßen. Aber ich darf mich nicht über meine Größe beschweren, weil sie mir bisher in meinem Leben auch sehr viel geholfen hat.