Sport

Westwien gegen Fivers: Warum das 76. Wiener Handball-Derby so besonders ist

Jakob Nigg weiß ganz genau, wo er am 29. Mai 2023 war. „In der Südstadt, da haben wir das bisher letzte Derby gegen Westwien verloren“, so der Führungsspieler vom Stadtrivalen aus Margareten, den Fivers. „Dennoch ist es eine unglaubliche Erinnerung. Die Südstadt habe ich noch nie so voll erlebt wie damals.“ Westwien zog damals ins Finale ein, holte in Folge den Meistertitel und verabschiedete sich aus finanziellen Gründen von der Profibühne.

Eineinhalb Jahre später ist der Traditionsklub wieder da, aufgestiegen mit einer jungen Amateurmannschaft. Am Mittwoch (19.30 Uhr) empfängt man in der Wiener Stadthalle die Fivers zum insgesamt 76. Derby-Tanz. „Ehrlich gesagt hätte ich nicht damit gerechnet, dass es so schnell wieder ein Derby gibt. Ich glaube, das hat selbst die Westwiener überrascht“, gesteht der 21-jährige Nigg und streut dem Rivalen Rosen. „Es zeigt, wie gut die Arbeit bei Westwien ist, wie stark die jungen Spieler sind.“

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Westwien-Trainer Roland Marouschek freut sich ebenfalls auf das traditionelle Duell. „Überall auf der Welt sind Derbys etwas Besonderes. Beide Teams spielen praktisch zu Hause, in ihrer Stadt. Es treffen zwei Publikumswelten aufeinander, im Handball geht das zumeist sehr amikal über die Bühne.“ Nicht so wie im Fußball. „Wir hätten gerne die Zuschauerzahlen von Rapid und Austria, aber nicht die Begleiterscheinungen rund um ein Derby“, spielt Marouschek auf die immer wieder vorkommenden Ausschreitungen an. „In den 60 Minuten sind wir Rivalen, davor und danach aber Freunde.“

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Rollenverteilung

Diesmal sind die Fivers wieder Favorit. Nigg übt sich in Diplomatie: „Grundsätzlich ist es ein Sieg für beide Teams, dass wir wieder gegeneinander spielen dürfen. Wenn wir aber verlieren würden, wäre es für den Klub schwieriger zu verkraften als für Westwien. Wir sind der klare Favorit und wollen zeigen, dass wir die Nummer 1 in Wien sind.“ Das lässt sich allein schon aus der Tabelle ableiten, wo die Fivers auf Rang sechs liegen, Aufsteiger Westwien ist dagegen Vorletzter mit nur einem Sieg.

Geduld ist ohnehin Trumpf bei Westwien, wie Marouschek unterstreicht: „Wir schauen nicht so sehr auf die Tabelle, sondern auf uns. Wenn wir das Maximum herausholen, dann sind wir für jedes Team ein unangenehmer Gegner.“

In erster Linie geht es um die Entwicklung der jungen Mannschaft, dann erst um den Klassenerhalt. Im Europacup konnten die Talente zuletzt wertvolle Erfahrung sammeln. „Wir können stolz sein, dass wir in Wien in beiden Vereinen solche Spieler ausbilden. Und das sage ich als Westwien-Trainer auch über die Fivers.“

Ganz so amikal wird es am Mittwoch ab 19.30 Uhr in der Stadthalle aber nicht zugehen, wenn die Nummer 1 in Wien ermittelt wird. In den bisherigen 75 Begegnungen gingen die Fivers 49 Mal als Sieger hervor, Westwien 24 Mal.