Sport

Österreich fordert Goldfavorit Dänemark

Der bekannteste Däne ist weder ein sagenumwobener Wikinger-Held noch ein hünenhafter Sportstar. Der populärste Emporkömmling misst in Länge und Breite gerade einmal 7,8 Millimeter. Dieser Winzling sorgt weltweit für Begeisterung, von Aalborg bis Amstetten, von Adelaide bis Atlanta.

Der dänische Star ist ein Plastik-Steinchen, der LEGO-Stein. Vor mehr als 80 Jahren gründete der Tischlermeister Ole Kirk Christiansen das Spielwarenunternehmen. Seine Erzeugnisse waren robust, doch handlich; raffiniert, doch simpel; kreativ, doch austauschbar.

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Beinahe könnte man meinen, dieser Ole Kirk Christiansen hat auch bei der Zusammenstellung der dänischen Handball-Nationalmannschaft seine Finger im Spiel gehabt. Die Skandinavier sind bei der gegenwärtigen EM nicht nur Gastgeber, sondern auch Favorit auf die Goldmedaille.

„Alles andere als die Goldmedaille kann nicht das Ziel sein.“ So spricht kein dänischer Fan, sondern niemand Geringerer als der Nationaltrainer Dänemarks, Ulrik Wilbek. Der 55-jährige Coach will sich erst gar nicht im Understatement üben, es wäre im Handball-Land Dänemark ohnehin nicht zu vermitteln.

Heute, Dienstag, empfangen die Dänen und 14.000 Fans im Jyske Bank Boxen von Herning Österreich (20.30 Uhr/live ORF Sport +).

Beide Nationen gehen mit dem Selbstvertrauen eines Auftaktsieges in die zweite Vorrundenpartie. War das 29:21 der Dänen gegen Mazedonien von 5,6 Millionen Dänen erwartet worden, glich der 30:20-Erfolg Österreichs gegen Tschechien einer Top-Sensation. „Ich habe Österreich noch nie so gut gesehen“, sagt Ulrik Wilbek.

Österreichs Chancen

An der Ausgangslage ändert das nichts. „Es liegt vor allem an Dänemark, wie dieses Spiel ausgehen wird“, sagt Österreichs Kapitän Viktor Szilagyi. „Aber wenn sie uns Chancen zugestehen, wollen wir zur Stelle sein.“

Für Dänemark ist Österreich nur der zweite von insgesamt acht Schritten zu EM-Gold im eigenen Land. Es wäre die Krönung einer ohnehin bereits erfolgreichen Generation: Europameister 2008 und 2012, Vizeweltmeister 2011 und 2013.

Untrennbar verbunden ist der dänische Aufschwung mit dem Namen Ulrik Wilbek. Der Fachmann übernahm die Auswahl im Jahr 2005, nach einem enttäuschenden 13. Platz bei der WM.

Zuvor hatte er bereits die Däninnen zur weltbesten Handball-Nation geformt. Unter seiner Führung wurden die Damen zwei Mal Europameister sowie je ein Mal Weltmeister und Olympiasieger. Zwischen den beiden Nationaltrainer-Stationen versuchte sich der populäre Wilbek in der Politik. Eine aussichtsreiche Kandidatur für den Posten des Bürgermeisters von Viborg zog er zurück, als das Angebot für den Herren-Cheftrainer kam. Es gäbe nichts Größeres in Dänemark als das Handball-Nationalteam, erklärte er.

150.000 aktive Handballer zählt der dänische Verband, in Österreich sind es 22.000. Im dänischen TV erzielen die Handball-Spiele Rekordquoten. Das verlorene WM-Finale 2011 verfolgten drei der insgesamt 5,6 Millionen Dänen.

Dänemarks Druck

Die Eintrittskarten für die EM-Spiele in Herning mussten aufgrund der enormen Nachfrage in einem landesweiten Lotto-Verfahren verlost werden. Wilbek: „Nicht nur hier, im ganzen Land sprechen alle nur noch über Handball.“ Dieser Druck sei „eine großartige Sache“, versichert Dänemarks Welthandballer Mikkel Hansen: „Aus Druck entsteht Glaube an die eigenen Fähigkeiten.“ Konkurrenzlos sei der Variantenreichtum der Dänen, meint Österreichs Teamchef Patrekur Johannesson.

Ein dänisches Erfolgsmodell verfügt über noch mehr Möglichkeiten: Sieben Standard-LEGO-Steine lassen sich zu 85 Milliarden Varianten zusammenstecken.

1. Runde:
TschechienÖsterreich 20:30 (9:14)
Tore: Jicha 6, Horak 5, Sobol 4, Jurka 2, Kasal 2, Babak 1; Weber 7, Schlinger 6, Szilagyi 6, Santos 5, Posch 3, M. Hermann 1, Kolar 1, Ziura 1

DänemarkMazedonien 29:21

Heute, 18.15: MazedonienTschechien
20.30: ÖsterreichDänemark

Donnerstag, 18.15: MazedonienÖsterreich
20.30: DänemarkTschechien

Die Top 3 jeder Gruppe erreichen die Hauptrunde.