Golf ist längst kein Auto mehr
Von Harald Schume
Markus Brier ist kein Typ, der sich gern im Rampenlicht sonnt. Besonnen hingegen ist der Wiener, der Golf in Österreich mit seinen Triumphen so richtig populär gemacht hat. Ab Donnerstag startet der 43-Jährige beim European-Tour-Turnier im Diamond Country Club in Atzenbrugg, wo auch der KURIER als Medienpartner dabei ist. Die Konkurrenz für den Sieger der Austrian Open 2006 ist groß, aus dem eigenen Lager sind mit Martin Wiegele und Bernd Wiesberger zwei heiße Anwärter auf den Sieg mit von der Partie.
KURIER: John Daly, ein ehemaliger Top-Golfer, schlägt am Donnerstag ab. Ist er noch konkurrenzfähig?
Markus Brier: Man ist nie chancenlos. Es sind 150 am Start, von denen 120 gewinnen können. Der Kraft- und Konditionsfaktor ist nicht so wichtig wie beim Skifahren oder Tennis, wo die Nummer 50 der Welt gegen die besten Vier keine Chance hat. Daly ist ein genialer Golfer mit Riesengefühl, leider hat ihm meist der Lebenswandel einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Kennen Sie ihn persönlich?
Ja. Vom Turnier in Hamburg. Dort haben die besten Köche Deutschlands aufgetischt. Allerfeinst. Daly hat seinen Caddy zu McDonald's geschickt und auf dem Putting Green Hamburger verdrückt, während die Leute im Festzelt Hummer gegessen haben. Ein typischer Amerikaner.
Würden Sie morgen aufhören - hätten Sie ausgesorgt?
Nein. Das geht sich nicht aus, obwohl ich gut verdiene und relativ sparsam bin. Die Fixkosten sind sehr hoch. Trainer, Caddy, Flüge, Hotels kosten etwa 200.000 Euro im Jahr. Und das Preisgeld klingt sehr hoch, ist aber natürlich brutto.
Sollte in Atzenbrugg ein Amateur gewinnen, bekommt er die 166.600 Euro Preisgeld nicht, obwohl er den Ball genauso von A nach B befördert hat wie die Profis. Ist das fair?
Ja, dieses Unikum ist okay. Weil: Wüsste der Amateur vor dem ersten Abschlag, dass es um so viel Geld geht, würde er es niemals schaffen. Er ist nicht erfahren genug, um den Druck zu verarbeiten. Es würde ihn fertigmachen. So kann er frei aufspielen und sich für künftige Sponsoren empfehlen. Ein Pro spielt unter ganz anderen Voraussetzungen, da geht es ums Geld verdienen. Wenn ich auf den Golfplatz gehe, gehe ich arbeiten.
Wie lernt man, mit Druck umzugehen?
Das ist ein hochkomplexer, langwieriger Prozess. Man darf vor keinem Schlag an die möglichen Auswirkungen denken, also an Geld oder Ruhm. Gedanken wie "Diesen Putt muss ich lochen" sind tabu. Im Idealfall steht man bei den US Open am 18. Grün, denkt: "Rechte Lochkante" und gewinnt das Turnier. Wenn ich Preisgeld-Summen sehe, sind das für mich Punkte oder Zahlen. Ich habe noch nie Dollar-, Euro- oder Pfund-Zeichen davorgesetzt.
Sie sind Uni-Absolvent, haben Betriebswirtschaft studiert. Dem Golf-Sport haftet immer noch dieser elitäre Touch an. Ist das so?
Ich bin auch im Gemeindebau aufgewachsen. Dort war Golf ein Auto. Ich hatte Glück, in diesen Kreis hineinzurutschen, auch dank meiner Eltern. Heute ist Golf zwar immer noch ein Spiel für höhere Einkommensschichten, aber es ist leistbarer geworden.
Wer gewinnt die Austrian Open?
Überall, wo Miguel Angel Jimenez am Start ist, muss man ihn auf der Rechnung haben.