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Gold-Junge Neymar soll Glanz verleihen

Die Augen der Fußballfans und der Fußballexperten sind auf Neymar gerichtet. Der 20-Jährige ist ein Schlüsselspieler im brasilianischen Olympia-Aufgebot. Auch die Scouts von Barcelona, Real Madrid, Manchester City oder Juventus Turin werden dem Supertalent genau auf die Füße schauen.

Vom Jungstar wird nicht mehr oder weniger verlangt, als dass er Brasilien zu Gold führt. So wie sich Lionel Messi vor vier Jahren den ersten großen Titel im Teamdress holte, so soll Neymars Karriere mit dem Olympiasieg noch mehr Fahrt aufnehmen.

Neymar ist fünf Jahre jünger als Messi, wird aber immer wieder mit dem dreimaligen Weltfußballer des Jahres verglichen. Punkto Medien-Hype steht Neymar dem Argentinier in nichts nach. Jedes Tor, jede Party, jedes Video, jeder Bootstrip mit einem Haufen hübscher Mädchen – alles wird in Brasilien bis in kleinste Detail, teils hysterisch, kommentiert. "Ich kann nirgendwo hingehen, ohne dass ich erkannt werde. Sogar auf der Straße in New York wollten Fans Autogramme", sagt Neymar.

 

Medien-Hype

Der Jungstar ist in seiner Heimat eine wandelnde Schlagzeile. Mit teils kuriosen Auswüchsen. So wurde ihm Rassismus vorgeworfen, weil er in einem Popvideo in einem Gorilla-Kostüm mitgespielt habe. Der Vorwurf: Es sei ein Konnex zwischen Affen und dunkelhäutigen Brasilianer hergestellt worden. Dabei gilt Neymar selbst als Afro-Brasilianer.

Neymar ist ein Spaßfußballer, seine Tore, sein Jubel – alles wird millionenfach im Internet angeklickt.

Neymar schießt nicht nur schöne Tore, er steht für Fußball und Spektakel. Sein Credo: "Ich will unterhalten. Das ist die brasilianische Fußball-Mentalität. Pele spielte mit Freude. Das ist, was ich mit meinem Spiel vermitteln will." Spaß, das ist es auch, was er im Leben haben will. Er geht aus, trifft sich mit Freunden, spielt Snooker. Er mag Filme, Samba, Rio Funk, Sertaneja (brasilianische Country-Musik) und Gospel – seine Familie ist wie die von Kaka evangelisch.

Tostao, ehemaliger Teamspieler und aktueller TV-Experte beschreibt Neymar so: "Er ist schnell und kreativ. Er ist mit links und rechts gleich stark. Er hat einen guten Abschluss. Er vereinigt Technik, Schnelligkeit und Fußballverstand."

Fragezeichen

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Trotzdem stellen sich einige die Frage: Wann soll er zu einem europäischen Großklub gehen? Und: Kann sich der fragile Kicker im beinharten europäischen Fußballgeschäft überhaupt durchsetzen? Bei der Klub-WM ging Neymar im Finale mit Santos gegen den FC Barcelona und Messi mit 0:4 unter.

"Er ist ein Star. Und er wird sich in Europa bald mit den Besten der Welt messen", sagt Ronaldinho, der mit 32 Jahren nach einer tollen Karriere wieder in der Heimat kickt. Neymar bräuchte aber nicht des Geldes wegen Brasilien verlassen. Sein Monatsgehalt bei Santos wird auf 1,3 Millionen Euro im Monat verdienen – drei Viertel davon über Sponsoren. Erst vor kurzem hat er seine Bildrechte verkauft. Landmann Eike Batista, laut Forbes mit einem Vermögen von 30 Milliarden Dollar der siebentreichste Mensch weltweit, sicherte sich für eine nicht genannte Summe die Rechte für seine IMX-Gruppe. Der Vertrag gilt auch nach Ende der aktiven Karriere.

Familienband

Gemanagt wird Neymar da Silva Santos Júnior von Neymar da Silva Senior. Neymar wohnt noch immer wie seine Schwester Rafaela bei seinen Eltern. Der Vater schaut, berät mit dem Sohn die nächsten Karriereschritte, schaut auf das Geld und drückt dem Junior ein Taschengeld in die Hand. Neymar soll sich nicht ablenken lassen von seiner Profession. Die war auch die des Vaters. Der Senior schlug sich als Fußball-Profi allerdings nur in kleineren Klubs und unterklassigen Ligen durch. Nach Ende dieser finanziell mageren Karriere arbeitete er als Mechaniker. Und er erkannte das Talent seines Sohnes sehr schnell. "Er ist mein größter Kritiker", sagte der Junior. Der Senior widersprach: "Ich lobe ihn viel, weil er so großartig spielt. Aber man kann nicht jeden Tag Konfetti werfen."

WM-Traum

Werden die Brasilianer in London mit Konfetti beworfen? Oder werden Neymar und sein Teamchef Mano Menezes zwei Jahre vor der Heim-WM sportlich beschädigt heimreisen? "Ich will Weltmeister werden. Das ist mein großer Traum", sagt jedenfalls Neymar.

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