Sport/Fußball

Was wurde aus den U-17-Kickern von 2003?

Der Grat zwischen einer Top-Karriere und einem ewigen Talent ist schmal. Vor der Unter-17-EM in Portugal hatte der damalige (inzwischen verstorbene) Trainer Ernst Weber einen guten Stamm. Nur im linken Mittelfeld war in den Akademien kein geeignetes Talent zu finden.

Also suchte Weber die Erwachsenen-Teams in den Amateurligen ab. Ein Linksfuß vom damaligen NÖ-Landesligaverein Wiener Neustadt bekam in einem Testspiel eine Chance, überzeugte und schoss ein Freistoßtor. Damit war das Ticket nach Portugal gebucht und die Chance auf mehr da. Der Name des Spätberufenen: Christian Fuchs, heute Kapitän des Nationalteams.

Erlebnis

Neben ihm spielte bei diesem Turnier nur noch ein Spieler aus der Landesliga: Marko Stankovic, heute Austria Wien, damals Voitsberg. Der erinnert sich mit einem Schmunzeln an die Endrunde: „Beim 2:5 gegen Spanien hat uns ein gewisser David vier Tore geschossen .“ Im TV-Insert wurde dessen Klub Atlético Madrid eingeblendet. Stankovic: „Dann habe ich ein Tor erzielt, und es ist im Fernsehen gestanden: ASK Stadtwerke Sparkasse Sebring Voitsberg. Ein kleiner, aber feiner Unterschied.“

Derzeit erzählt Stankovic seinem Austria-Klubkollegen Sascha Horvath von seinen EM-Erlebnissen aus dem Jahr 2003. Das violette Talent Horvath ist fixer Bestandteil der aktuellen U-17-Mannschaft. Stankovic: „Dieses Turnier ist eine tolle Bühne, die für viele zum Sprungbrett werden kann. Das muss man genießen und nutzen. Aber ausgerechnet jene, die damals die größten Talente waren, haben den Sprung nicht ganz geschafft oder sind in der Versenkung verschwunden.“

Auf Augenhöhe

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Die Auslosung bescherte den heimischen Talenten Schweden, die Schweiz und Gastgeber Slowakei als Gegner. Teamchef Hermann Stadler zeigte sich zufrieden: „Gegen die Slowakei und die Schweiz haben wir schon gespielt und nicht verloren. Schweden ist die einzige Unbekannte, dürfte aber auch mit uns auf Augenhöhe sein.“ Österreich bestreitet in Zilina das Eröffnungsspiel gegen die Slowaken. Das Ziel ist der Aufstieg ins Halbfinale, der gleichzeitig auch das Ticket für die WM in Dubai bedeuten würde. Dafür reicht sogar der dritte Gruppenplatz. „Wir wollen aber natürlich mehr.“
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Von den großen Fußball-Nationen nimmt nur Italien an der Endrunde teil; Länder wie Spanien und Deutschland sind in der Qualifikation gescheitert. ÖFB-Sportdirektor Willibald Ruttensteiner: „Das war schon etwas überraschend. Aber in diesem Alter spielen die Deutschen und Spanier noch nicht so routiniert. Daher ist es für andere Nationen hier leichter, mitzuhalten und zu gewinnen.“

Erst in den Bereichen U-19, U-21 und A-Team ziehen die großen Nationen davon, weiß Ruttensteiner. „Das sind dann schon richtige Profi-Teams. Allerdings kommen wir auch in diesen Altersgruppen näher an die Spitze heran. Man darf aber umgekehrt nicht davon ausgehen, dass wir uns immer für Endrunden mit den besten acht Nationen Europas qualifizieren.“ Ruttensteiner wird nicht nur als Sportdirektor des Verbandes, sondern auch als technischer Delegierte der UEFA mit von der Partie sein in der Slowakei.

Was wurde aus den U-17-Kickern von 2003?

Vor zehn Jahren zählte Andreas Dober zum Stamm bei der U-17-EURO. Heute verteidigt der 27-jährige Ex-Teamspieler für Zweitligist Vienna.

KURIER: Welche Erinnerungen haben Sie an die U-17-EM 2003 in Portugal?
Andreas Dober:
Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen. Wir hatten viel Spaß, waren aber auch darauf fokussiert, zumindest ins Halbfinale zu kommen. Das Entscheidungsspiel haben wir dann gegen Dänemark souverän 2:0 gewonnen.

Bevor gegen England der dritte Platz fixiert wurde, gab es gegen Spanien im Semifinale noch ein 2:5. Sie waren gesperrt ...
... weil ich so wie heute noch davor die Gelben Karten gesammelt habe (lacht). Es waren auch andere Stammspieler gesperrt. Die großen Stars waren damals aber nicht die Spanier, sondern James Milner von England und João Moutinho von Portugal.

Österreichs Star war Sascha Pichler. Heute stürmt er für Ober-Grafendorf in der NÖ-Landesliga. Wie ist das zu erklären?
Die Talentiertesten von uns haben es nicht geschafft. Es geht im Fußball so schnell. Christian Fuchs etwa war damals noch bei einem Amateurverein und ist jetzt Teamkapitän, weil er immer seinen inneren Schweinehund überwinden konnte. Er hat ohne das extreme Talent anderer immer hart gearbeitet.

Sie müssen sich nach Ihrer Zeit bei Rapid auch in der zweiten Liga durchbeißen. Welchen Rat geben Sie zehn Jahre nach der EM heute den U-17-Talenten?
Eine EURO ist ein Wahnsinnserlebnis. Sie sollen das genießen, aber auch erkennen, welche Bühne das ist. Auf mich wurde damals Rapid-Trainer Hickersberger aufmerksam. Zwei Jahre später war ich Teamspieler. Wenn die Leistung in diesem Alter passt, gehen sehr schnell viele Türen auf.

Sie können aber auch schnell wieder zu sein. Wie sehen Sie heute den Fußball?
Seit der EURO 2008 geht es bergab, weil kaum noch Geld da ist. Da sind Bundesligaspieler froh, dass sie für 1200 Euro im Monat einen Vertrag kriegen, weil die Vereine vorm Zusperren stehen.