Sport/Fußball

Unter Beweislast

Sieht man von der Abschlussschwäche ab, war es schon schön anzuschauen dieses erste WM-Qualifikationsspiel gegen Deutschland. Dynamik, Laufbereitschaft, Einsatzwille – all jene Tugenden, die zu erwarten waren, haben Österreichs Teamspieler nicht vermissen lassen. Logische Erklärung: Sich in einer Partie gegen die Deutschen keinesfalls blamieren zu wollen, ist dem österreichischen Fußballer wahrscheinlich in die Wiege gelegt. Geboren hat der Teamchef damals den dazu passenden Ausdruck "Deutschland-Mentalität".

Aber jetzt kommt Kasachstan. Die Nummer 147 dieser Welt.

Aus dieser Distanz betrachtet, müsste es selbst für eine Nummer 59. – auf diesem Platz liegt Österreich derzeit – ein Leichtes sein, drei Punkte aus Astana zu holen. Und für den Ernstfall, sprich für die Niederlage, gäbe es der Ausreden genug. Zur Auswahl stehen: der weite Flug, vier Stunden Zeitumstellung, oder der ungewohnte Wechsel auf Kunstrasen.

"Das alles können wir nicht ändern", meint Koller. Sich auf andere Umstände vorzubereiten ist des Schweizers logische Konsequenz. Also wird erst am Tag vor dem Match nach Kasachstan geflogen, dort weiter so getan, als bewege man sich in der mitteleuropäischen Zeit und geübt wird in Bad Tatzmannsdorf ausschließlich auf künstlichem Grün.

"Ausreden gibt’s also nicht", sagt der Teamchef am Ende des unvermeidlichen längeren Vortrags über Tücken und Eigenheiten des Kunstrasens. Schließlich haben die Journalisten etwas darüber wissen wollen.

Worum es wirklich geht, ist die Einstellung. Um die Verpflanzung dieser Deutschland-Mentalität in die Spielerköpfe vor einem Ausflug nach Kasachstan, ins Land des vermeintlichen Außenseiters. "Die Grundprinzipien" beizubehalten, ist Kollers vorrangiges Ziel. Und das ist eben das strenge Verbot, den Gegner zu unterschätzen, ausgedrückt in einer konzentrierten, stets aggressiven Spielweise. Tugenden, die in den letzten Monaten ein positives Image des Teams gezeichnet haben.

Darum wäre nichts ernüchternder, als eine Niederlage in Kasachstan, die eine willenlose, überhebliche Nationalmannschaft verursacht hat.