Tolle Aussichten für Salzburg
Christoph Leitgeb ist ein Meister des verbalen Understatements. "Das war ein sehr wichtiger Schritt in Richtung K.o.-Phase. In Zagreb wird es recht schwer werden, aber wenn wir dort auch gewinnen, schaut es sehr gut aus“, meinte der Salzburger Mittelfeldspieler nach dem 4:2-Heimsieg in der Europa-League-Gruppenphase gegen Dinamo Zagreb.
Das ist noch ziemlich untertrieben: Denn sollten die Salzburger am 6. November in der kroatischen Hauptstadt gewinnen, dann wäre ihnen der Aufstieg nicht mehr zu nehmen, Österreichs Meister bereits nach dem vierten Gruppenspiel fix für die Runde der letzten 32 qualifiziert - wie übrigens auch schon vor einem Jahr.
Es war ein verregneter Tag, der Donnerstag in Salzburg. Nach dem Spielende kurz vor 23 Uhr schien für Österreichs Meister aber trotzdem die Sonne, obwohl es stockdunkel war und der Himmel noch einmal seine Schleusen geöffnet hatte als hätte es die Stunden davor eh nicht schon genug geregnet.
Am Vormittag hatten viele noch daran gezweifelt, dass das zweite Europa-League-Heimspiel in dieser Saison überhaupt stattfinden wird können. Schlussendlich ging dieses aber doch auf einem völlig regulären Spielfeld über die Bühne.
"Es war ein tolles Spiel, ein absolutes Schlüsselspiel in dieser Phase der Europa League gegen einen Mitfavoriten um den Aufstieg", meinte Salzburg-Trainer Adi Hütter, der dazu von einem "absolut verdienten Sieg" sprach.
Enttäuschende Kroaten
Salzburg war von Beginn an besser als die in jeder Hinsicht enttäuschenden Kroaten, die eindruckvoll bewiesen, warum sie 20 der letzten 23 europäischen Gruppenspiele verloren haben. Dinamo hat zwar einige starke Individualisten, trat allerdings nicht als geschlossenes Kollektiv auf. "Wir waren klar die bessere Mannschaft", resümierte auch Hütter.
Dazu zeigte Salzburg eine Stunde eine ungewohnte Qualität: Effizienz. Die ersten vier Möglichkeiten führten zu einer 4:0-Führung, Salzburg ließ also keine einzige Chance ungenützt. Erst danach spielte man wieder normal, wurde eine Möglichkeit nach der anderen verschludert.
Und trotzdem: Eine 4:0-Führung nach nicht einmal einer Spielstunde sollte für einen deutlicheren Sieg reichen als er es letztlich geworden ist. Doch Salzburg kann momentan einfach nicht zu Null spielen. Zuletzt ist das Ende August in der Bundesliga gegen Altach gelungen, seitdem schon elf Pflichtspiele nicht mehr. "Das ist das einzige Ärgerliche an diesem Abend, besonders das zweite Gegentor darf einfach nicht fallen", tadelte auch Hütter seine Mannschaft.
Dinamo Zagreb kam noch zu billigen Toren, die sich dann negativ auswirken würden, wenn Salzburg das Rückspiel 0:2 oder 1:3 verlieren würde und beide Mannschaften nach allen Gruppenspielen gleich viele Punkte hätten. Dann entscheidet nämlich das direkte Duell. Und in diesem wäre Dinamo wegen der zwei geschossenen Auswärtstore besser.
Große Chance
Das sind aber alles nur Rechenspiele. Fakt ist, dass die Salzburger in einer Gruppe, die sie selbst stärker geredet haben als sie letztlich ist, nach der Hälfte der Gruppenspiele alle Chancen haben, um zum vierten Mal seit 2009 die Gruppenphase zu überstehen. Das ist Gegner Dinamo übrigens noch nie gelungen.
Hütter will aber trotzdem nicht von einer Vorentscheidung in Gruppe D sprechen. "Wir haben uns in drei Spielen sieben Punkte erspielt", sagte Salzburgs Trainer, für den auch die Partie übernächste Woche in Zagreb ein Schlüsselspiel ist: "Dinamo steht sicherlich mehr unter Druck als wir. Sie müssen gegen uns gewinnen. Es wird uns eine heiße Atmosphäre erwarten und eine Mannschaft, die sich revanchieren will. Wir werden sicherlich noch einmal an unsere Grenzen gehen müssen."
Auch schon ein Remis im Zagreber Maksimir-Stadion wäre ein ganz ausgezeichnetes Resultat. Denn auch so ein Ergebnis würde bedeuten, dass sich die Salzburger aus eigener Kraft für die Runde der letzten 32 qualifizieren könnten. Dann würde schon ein Sieg, etwa im letzten Gruppenspiel gegen den bisher punktelosen rumänischen Verein Astra Giurgiu im Dezember in der Red-Bull-Arena, reichen.
Aber dieses Spiel ist noch in ganz weiter Ferne, davor warten noch die beiden Partien in Zagreb Anfang November und in Glasgow Ende November - und damit zwei Chancen, um den Aufstieg schon vor dem letzten Gruppenspiel zu fixieren.