Sport/Fußball

Thorsten Schick: "Es gibt keinen perfekten Rapid-Spieler"

Nur zwölf Minuten nach dem Ankick zur Bundesliga wäre die Herbstsaison für Thorsten Schick beinahe vorbei gewesen. Gegen Salzburg (0:2) drückte es dem Rapid-Neuzugang das Knie durch. Als der 29-Jährige danach TV-Bilder sah, erschrak er: "Da hab ich mega viel Glück gehabt." Schicks Bänder haben gehalten, doch ober- wie auch unterhalb des Knies waren Muskeln überdehnt.

"Das ist möglich, denn meine Knie sind überstreckbarer als bei vielen anderen Menschen", erklärt der Steirer. Auf eine Zwangspause gegen St. Pölten (2:2) folgte mit leichten Schmerzen ein ordentlicher Auftritt beim 2:1 gegen Altach: das 1:0 aufgelegt, das 2:0 mit einem herrlichen Lochpass eingeleitet. "Aber sonst war es kein gutes Spiel von mir. Ich habe viele Fehler gemacht, so wie alle", meint der Mann für die rechte Seite.

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Gegen den Stammklub

Ohne Schmerzen, dafür mit Emotion und Druck geht es am Sonntag in die steirische Heimat: Das erste Duell mit dem Stammklub seit dem Abschied 2016. "Vielleicht wird es für mich ein bissl emotionaler. Aber fix ist: Wir werden gegen Sturm ein anderes Gesicht zeigen", kündigt der Routinier eine Steigerung an.

Da Thorsten Schick gerne Klartext spricht, hat er eine Botschaft an jene Fans, die auf den ersten Sieg gepfiffen haben: "Sie haben das Recht zu pfeifen, helfen tut es aber niemandem. In meinem Alter kann ich das einschätzen, aber ein paar Junge tun sich vielleicht schwerer damit."

Die Probleme gegen Altach erklärt er so: "Wir müssen mehr als Mannschaft auftreten. Wenn die Verantwortung auf den nächsten Spieler abgeschoben wird, ist es egal, welches System du spielst. Dann geht es einfach nicht." Die Systemfrage wäre also leicht beantwortet: "Da geht es um Basics, wir müssen keine mathematischen Formeln auswendig lernen."  Didi Kühbauers Wunschspieler klingt wie sein Trainer, wenn er über „den entscheidenden Punkt“ redet: "Ich habe eine Mannschaft mit der richtigen Mentalität kennengelernt, wir müssen diese aber auch auf den Platz bringen."

So wie es in Bern gelungen ist, mit zwei Titeln in Folge: "Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort." Dass es in Hütteldorf (noch) nicht rund läuft, sei logisch: "Alle dürfen Fehler machen bei uns. Es gibt keinen perfekten Rapid-Spieler. Sonst wäre er bei einem Top-Klub in Europa."

Dass er die Schweiz verließ, liegt zu einem großen Teil an Kühbauer: "Der Trainer hat sich Anfang 2019 gemeldet und mir in vielen Gesprächen über Monate erklärt, was er in mir sieht und welchen Plan er mit mir hat. Ich bin sicher, dass sich mein Schritt als absolut richtig herausstellen wird." Kühbauer schätzt seinen früheren Admira-Schützling für dessen Konstanz. "Das liegt daran, dass ich genau weiß, was ich kann und was nicht. Ich bin kein Zauberer und würde nicht 20 Übersteiger machen."

Misstöne in Graz

Ob Altach, Südstadt, Graz oder Bern: Schick war immer geschätztes Mitglied des Kaders. Umso mehr hat den Familienvater der Wickel mit Sturm-Sportdirektor Kreissl vor dem Abgang geschmerzt: "Ich bin so erzogen, dass ich immer respektvoll bin. Aber Günter hat es damals so dargestellt, als wäre es mir nur ums Geld gegangen. Das ist ein absoluter Blödsinn gewesen." 

Böse Blicke sind aber nicht zu erwarten: "Wir haben uns später die Hand gegeben und auch kurz darüber gesprochen. Es tut mir nur leid, dass nach meiner schönen Zeit in Graz der Abschied nicht gepasst hat."