Sport/Fußball

Ein Wiedersehen mit Ex-Teamchef Brückner

Hier ist er daheim, hier fühlt er sich wohl. Karel Brückner sitzt als Berater der tschechischen Nationalmannschaft im Hotel Clarion Congress in Olmütz, seiner Heimatstadt, und genießt die Stunden mit seinen Enkelinnen. Der 74-Jährige scherzt, lacht, wirkt glücklich. "Ich bin halt ein Pensionist." Einer, der aber nicht rasten kann.

Vor sechs Jahren war er Teamchef von Österreich, für wenige Monate nur – von August 2008 bis März 2009. "Das Ganze war nicht glücklich, leider", trauert er einem längeren Engagement beim ÖFB nach. Und erinnert sich in der Lounge des tschechischen Spielerhotels: "Meine Frau und ich hatten gesundheitliche Probleme, das alles war nicht einfach. Schade, weil es vom Umfeld her wirklich gepasst hat. Das war professionell und wirklich gut."

Klingender Name

Brückner übernahm das Amt von Josef Hickersberger nach der EURO 2008, der damalige Präsident Friedrich Stickler wollte einen international anerkannten Namen präsentieren. Das Experiment ging schief, obwohl es mit einem fulminanten 3:1-Heimsieg über Frankreich in der WM-Qualifikation startete. Der emotionale Höhenflug erfuhr bald eine Bruchlandung. "Da hat einiges nicht gepasst", sagt Brückner.

Nach dem Länderspiel gegen Schweden in Graz im Februar 2009 bot er dem ÖFB aufgrund von Rückenproblemen seinen Rücktritt an. Brückner konnte einfach nicht mehr, zu beschwerlich wurden ihm die Autofahrten zwischen Olmütz und Wien. Sein Abschied war intern beschlossene Sache, ehe Leo Windtner, der kurz zuvor zum ÖFB-Präsidenten bestellt worden war, im März den Spieß umdrehte, zur Tat schritt und Brückner öffentlichkeitswirksam des Amtes enthob.

Büro im Stadion

Für den Tschechen ist das alles längst vergangen und fast vergessen. Heute lebt er wieder in Olmütz, pendelt zwischen seiner Stadtwohnung und seinem Gartenhaus im nahe gelegenen Hlubocky. Sein Büro hat er im Stadion von Sigma Olmütz, dort, wo Österreich am Dienstag gegen Tschechien probt, und Brückner wieder viele alte Bekannte traf. "Ich hatte ja schon damals einige Spieler im Team, die heute noch spielen." Wie einen Janko, Prödl, Fuchs oder Ivanschitz. "Aber es sind einige gute junge Spieler nachgekommen, haben sich toll entwickelt, allen voran natürlich David Alaba."

Brückner wagt gerne Seitenblicke nach Wien: "Ich habe drei, vier Qualifikationsspiele gesehen. Die waren wirklich gut, vor allem das Heimspiel gegen Schweden." Er glaubt an eine rosige Zukunft des Teams, auch wenn er die EM-Qualifikation für schwierig hält: "Russland und Schweden sind sehr starke Konkurrenten."